25. April 2024 | Logbuch |
An dieser Stelle erzählen regelmäßig Beschäftigte aus Ihrem Arbeitsalltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Annett Nehls.
Nachdem ich mehrfach erkrankte und oft in der Klinik war, empfahl mir eine Sozialarbeiterin die Caritas-Werkstatt. Zusammen besichtigten wir sie, machten einen Termin für ein Praktikum aus, beantragten das Ganze bei der Rentenkasse, und ich wartete auf einen freien Platz.
Als ich im Februar 2008 hier anfing, war die Werkstatt in der Berliner Straße 60A: eine kleine Gruppe von Beschäftigten sowie zwei Gruppenleiter. Dort traf ich mehrere Menschen wieder, die ich aus der Tagesklinik kannte, so zum Beispiel meine Freundin Monika.
„Mein Ziel ist es, von Zuhause zur Werkstatt zu laufen!“, sagte ich mir – und es hieß: „Wir ziehen an den Heidering!“ Das war natürlich zu weit für meine Füße.
In meiner langen Erkrankungsphase, in der ich nur zu Hause saß, fiel mir regelmäßig die Decke auf den Kopf. Ich hatte mich überall zurückgezogen und keinen richtigen Tagesrhythmus mehr. Das sollte sich mit der Werkstatt ändern.
Seit ich dabei bin, war ich nie wieder in der Psychiatrie. Darauf bin ich stolz, und deshalb zerschlugen sich auch meine Überlegungen, die Werkstatt zu verlassen. Wurde mir hier zum Beispiel durch die ständigen Wechsel der Gruppenleiter und verschiedene Umzüge alles zu viel, fragte ich mich: Was soll das eigentlich? Muss ich das aushalten?
Ich bin noch immer hier, und meinen jetzigen Gruppenleiter Jeffrey lernte ich als Zivi in der 60A kennen. Deshalb fiel mir dieser Gruppenleiterwechsel leichter.
24. April 2024 | Logbuch |
An dieser Stelle erzählen regelmäßig Beschäftigte aus Ihrem Arbeitsalltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Michael Benter.
Zunächst war ich für zwei Jahre und drei Monate im Berufsbildungsbereich Campus Q. Hier arbeitete ich zuerst bei Gastronomie & Service, danach im Grün-Team sowie bei Rad & Tat. Als ich hörte, dass es am Aderluch einen Bereich Werbetechnik gibt, wollte ich dort unbedingt hin! Erstmal machte ich ein Praktikum, ob es mir wirklich gefällt.
Unter anderem beklebte ich in mehreren Autohäusern Kraftfahrzeuge oder entfernte bei Haltestellenschildern die alte Folie, um sie anschließend neu zu bekleben.
Außerdem kann ich hier auch meine eigenen Sachen machen. Zum Beispiel versah ich meine Wanduhr mit den Logos aller Werkstattbereiche. In der Mitte ist mein eigener Bereich zu sehen. Oder ich verschönerte mein Fahrrad mit dem Spruch: „Alles, außer gewöhnlich“ sowie dem Logo von Rad & Tat.
Weil ich hier kreative Dinge ausprobieren kann, will ich in der Werbetechnik bleiben! Gern beiße ich da auch mal in den sauren Apfel, Dinge zu tun, die nicht ganz so interessant sind. Die Werbetechnik ist seit 2020 mein Arbeitsplatz, erst am Aderluch und jetzt im Heidering.
23. April 2024 | Logbuch |
Ganz Oranienburg spricht von der Energieversorgung. Wir begrüßen die Frühjahrssonne – und können uns dank der Stromunabhängigkeit in der Hauptwerkstatt mit eigener Photovoltaikanlage um andere Dinge kümmern. Um die Weiterentwicklung beruflicher Bildung etwa, um Angebote für einen wachsenden Förderbereich oder um die Sicherung der gewerblichen Auftragslage für Beschäftigte mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen und Interessen.
22. April 2024 | Logbuch |
In einer losen Serie erinnern die Online-Reporter der Caritas-Werkstatt an verstorbene Beschäftigte. Hier schreibt Maik Poerschke über Susanne Lenz.
Susanne arbeitete in der Hauptwerkstatt im damaligen Arbeitsbereich Montage – und auf einmal saß ich am Frühstückstisch neben ihr. Das war am 15. Mai und am Ende der Frühstückspause fragte mich Susanne, ob ich ihr Freund sein will.
Ich schlief eine Nacht darüber, dann gab ich ihr meine Antwort. Ich sagte: „Ja.“ Der Funke war übergesprungen.
Susanne wohnte im Heim der Sana-Klinik in Sommerfeld. So fuhr ich an den Wochenenden nach Sommerfeld zu ihr. Ob Geburtstag, zu Weihnachten, zur Disko, oder ich schmiss eine Party – wir waren zusammen! Auf Arbeit sahen wir uns in den Pausen und schmusten. Später arbeiteten wir zusammen in einer Abteilung.
Als ich Susanne das letzte Mal in der Wohngruppe besuchte, saß sie im Rollstuhl. Lungenkrebs lautete ihre Diagnose, am 7. Mai 2007 ist Susanne im Krankenhaus eingeschlafen.
17. April 2024 | Logbuch |
An dieser Stelle berichten ab sofort Beschäftigte als Online-Reporter über das Leben und den Alltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Manuela Wroblewski.
Jeden Mittwoch um 10.00 Uhr versammeln sich zirka 20 Beschäftigte am Eingang der Hauptwerkstatt zum Nordic Walking mit Iris Arndt.
Erst haken wir die Liste mit den Namen der Läufer ab, dann werden die Stöcke verteilt – und los geht’s! Die einen laufen eine kleine, andere eine große Runde. Bei der Großen, aber auch bei der Kleinen achten alle drauf, dass jeder mitkommt.
Danach machen wir gemeinsam Dehnungs-Übungen. „Was hast du für eine Idee?“, fragt Iris in die Runde, und wir legen los. Für mich bedeutet das Ganze: Runterkommen an der frischen Luft, eine gute Sache!
12. April 2024 | Logbuch |
An dieser Stelle berichten ab sofort Beschäftigte als Online-Reporter über das Leben und den Alltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Julia Bußler.
Unser Garten-Team ist immer in Form, die Macht im Garten! Von Montag bis Freitag fahren sie zu Takeda, zum Friedhof, zu Bäcker Plentz in Kremmen und anderswohin. Eine Gruppe arbeitet bei uns auf dem Gelände.
Das Garten-Team hat ein gutes Händchen für Blumen und Pflanzen. Jedes Frühjahr und den Sommer über sorgen sie dafür, dass es bei uns grünt und blüht. Vor ein paar Jahren gestalteten sie den Platz der Begegnung neu. Der lädt seither mit Sitzbänken und zweistöckigem Blumenbeet zum gemütlichen Verweilen ein. Gerade verschönern sie unsere Grab-Insel mit den Stelen für verstorbene Beschäftigte, davon bald mehr.
Im Herbst harken sie das Laub weg, im Winter streuen sie in aller Frühe die Gehwege und räumen den Schnee beiseite. Das ganze Jahr sind sie für uns am Start – ein Team für alles!
5. April 2024 | Logbuch |
An dieser Stelle erzählen in nächster Zeit jeden Tag Beschäftigte aus Ihrem Arbeitsalltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Heino Töpel.
Ich bin schon ganz lange hier. Zuerst war ich in der großen Hauptwerkstatt, dann zogen wir mit B.Plus an den Aderluch. Hier im Gebäude war früher ein ALDI-Markt drin.
Es ist gut in der Werkstatt! Ich komme morgens mit dem Bus, um 8.00 Uhr legen wir los. Gibt es ganz viel zu tun, arbeite ich das ruckzuck alles weg!
Bei Melanie Freitag und Stefan Latotzke macht es richtig Spaß, aber ich komme mit allen Gruppenleitungen gut klar. Neben der Arbeit schneide ich Bilder aus. Daraus fertige ich Collagen, da hat Heino ordentlich was zu tun! Viele meiner Collagen stehen oder hängen in unserem Raum.
Ich arbeite und bastle gern in der Werkstatt, und manchmal tanze ich mit der Lampe. Halb vier ist Feierabend, dann fahre ich mit dem Bus nach Hause. Am nächsten Morgen komme ich wieder, hier hab‘ ich gute Laune!
2. April 2024 | Logbuch |
An dieser Stelle erzählen in nächster Zeit jeden Tag Beschäftigte aus Ihrem Arbeitsalltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Kristin Jung.
Als ich Probleme mit der Psyche bekam, war mir die Kunst ein wichtiges Druckventil. In der Tagesklinik begann ich, mich näher mit Ton zu beschäftigen. Porenbeton wiederum entdeckte ich durch ein YouTube-Video. Vom Hausbau meiner Eltern lagen noch ein paar Ytong-Steine herum, an ihnen probierte ich mich aus. Dabei kann ich wunderbar abschalten, statt ergebnislos herum zu grübeln.
Wie wohl jeder Mensch strebe ich danach, Respekt von anderen zu bekommen. Ich empfinde es als Anerkennung, wenn sich jemand über das freut, was ich da mache. Sehr gern helfe ich anderen Menschen, selbst kreativ zu werden. Als ich 2019 im Berufsbildungsbereich der Werkstatt anfing, sagten sie: „Kannst du mittwochs einen Kreativ-Nachmittag machen?
Ich konnte: Zusammen filzten wir Taschen, gestalteten Korkuntersetzer und vieles mehr. Wir verkauften unsere Erzeugnisse auf Weihnachts- und Osterbasaren, oder die Leute nahmen das von ihnen Gefertigte mit nach Hause.
Seit Januar 2023 bin ich am Heidering in der Montage. Auch hier bringe ich meine Kreativität zum Einsatz. Beschäftigte und Fachkraft machen mit, probieren sich aus. Von der Werkstatt bekamen wir Gelder, nötige Materialien zu kaufen. Aus schlichten Mundspateln vom Arzt bauten wir Schalen und Sterne, die wir mit Lichterketten versahen und auf eine Holzscheibe montierten. Die bestückten wir mit Moos und anderen Naturmaterialien aus meinem Garten. Aus einfachen Dingen, die nichts oder wenig kosten, tolle Sachen zu fertigen, ist eines meiner Steckenpferde. Ich bin glücklich, dass ich es auch hier „reiten“ und damit zeigen kann, was sonst noch in mir steckt.
Das von unseren Händen Geschaffene verkauften wir beim Tag der offenen Tür. Was nicht wegging, stellten wir auf einen Wagen, liefen von Raum zu Raum und verkauften unsere Werke an die Kollegen am Standort. Am Ende waren wir alles los.
Seit Februar fertigen wir Osterkörbchen und Hasen aus Draht. Auch hiermit haben wir hoffentlich vielen Menschen eine Freude bereitet – und ganz nebenbei uns selbst! Aus eigener Erfahrung weiß ich: Kreativ sein ist Balsam für die Seele.
1. April 2024 | Logbuch |
Die aktuelle Inflationsentwicklung macht auch uns als Caritas-Werkstatt schwer zu schaffen. Dabei ist die Lebensmittelbranche von besonders starken Preisschwankungen betroffen. Dies stellt die Cantina mit ihrem hohen Warenaufkommen vor große Herausforderungen. Die Verbraucherzentrale warnt bereits jetzt vor einem starken Anstieg der Einkaufspreise bis zum Sommer. Wir haben uns deshalb entschieden, den Verkauf in der Cantina von Bargeld auf andere, werthaltigere Zahlungsmittel umzustellen. In einer Pilotphase bis zum 1. April 2025 können Sie Ihren Pausensnack, das Mittagessen und das gesamte Cantina-Angebot mit inflationssicheren Währungsalternativen zahlen. Anerkannt werden Wertpapiere von DAX-Unternehmen, gut erhaltene Telefonkarten, Sanifair-Bons und Panini-Sammelbilder (keine Zweitliga-Teams, bitte). Wir danken für Ihr Verständnis, wenn es in dieser Umstellungsphase zu etwas längeren Wartezeiten kommen sollte.
28. März 2024 | Logbuch |
Im Fortbildungsprogramm der Caritas-Werkstatt für das Jahr 2024 haben wir aufgerufen, als Reporterin oder Reporter die Ereignisse und Beobachtungen im Werkstattalltag aufzuschreiben und festzuhalten. Wir veröffentlichen die Texte hier auf unserer Website und planen weitere Online-Projekte. Inzwischen haben die betreffenden Beschäftigten ihre Arbeit aufgenommen. Die ersten Texte erscheinen in den nächsten Tagen hier an dieser Stelle. Habt Ihr Lust, mitzumachen? Dann haben die Kolleginnen und Kollegen eine Nachricht für Euch:
“Wir sind die Online-Redakteurinnen und Redakteure vom Heidering und suchen Deine Geschichte! Ja, genau DEINE. Sprecht einfach jemanden von uns an: Gemeinsam machen wir was draus. Der Finger oben links gehört übrigens zur anonymen Fotografin. Und die ist auch eine von uns.”
Momentan entstehen die ersten Texte. Bis zur Veröffentlichung schenken wir Euch ein Gedicht, mit dem uns Monika Fiedler in Frühlingsstimmung bringen möchte:
Der Frühling, er kommt leise, / auf seine wunderschöne Weise. / Er bringt uns Freude und Behagen – / durch seine schönen Farben. / Ein gelber Schmetterling fliegt / durch den Garten, / die ersten Blümlein sind wohl geraten. / Ein Brummen einer Hummel ist zu hören, / da wollen wir nicht stören. / Auch die Vögel singen ihre Lieder, und bald schon blüht der Flieder.
15. März 2024 | Logbuch |
Die Frauenbeauftragten der Caritas-Werkstatt sind längst mehr als eine gesetzliche Verpflichtung. Sie sind ansprechbar für Alltagsanliegen von Beschäftigten, hören zu, geben Tipps oder vermitteln an zuständige Stellen der Werkstatt weiter. Mit regelmäßigen Veranstaltungen stärken sie auch den Zusammenhalt im Arbeitsalltag. An allen Standorten wurde in den letzten Wochen der Internationale Frauentag begangen und dabei verschiedene Themen aufgegriffen – etwa Selbstbestimmung und Frauenrechte –, die auch uns als Caritas-Werkstatt gut zu Gesicht stehen.
14. März 2024 | Logbuch |
Über einen gut besuchten Tag der offenen Tür konnte sich die Caritas-Werkstatt heute am Hauptstandort auf dem Campus St. Johannesberg freuen. Die vielen Besucherinnen und Besucher hatten Gelegenheit, sich in den einzelnen Abteilungen umzuschauen oder über den Osterbasar zu flanieren und Geschenkideen oder andere werkstatteigene Produkte zu entdecken. Und selbst das Wetter machte den Eindruck, als wollte es zum Gelingen des Tages beitragen. Gründe genug für ein Wiedersehen zum nächsten Tag der offenen Tür im Frühjahr 2025.