An dieser Stelle erzählen in nächster Zeit jeden Tag Beschäftigte aus Ihrem Arbeitsalltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Kristin Jung.
Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft endlich registriert, dass wir auch noch da sind. Wir, das sind Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht mehr tätig sein können, weil uns die dort gesammelten Erfahrungen derart krank machten, dass der eine oder die andere manchmal fast den Kopf unterm Arm trägt.
Wir wollen trotzdem noch was vom Leben haben – und unseren Beitrag für die Gesellschaft leisten! Eben das tun wir unterm Dach der Caritas. Dass wir dafür vergleichsweise gering entlohnt werden, liegt nicht an der Werkstatt, gleichwohl stigmatisiert es uns zusätzlich. So mancher akzeptiert uns weniger als jemanden, der einfach nur zu Hause sitzt und Bürgergeld bezieht. Das nervt und ärgert mich maßlos an unserer Gesellschaft!
Auch als Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung wollen und müssen wir vernünftige Arbeit abliefern. Keine unserer Auftraggeber-Firmen soll am Ende sagen: „Das waren ja die, ist ja kein Wunder, dass das so aussieht!“ Wir leisten gute Arbeit und sind stolz darauf.
Hier in der Werkstatt erfahren wir statt des draußen üblichen Drucks die Bestätigung, dass wir unsere Sache gut machen. Sehen unsere Gruppenleiter, dass es dir nicht gut geht, sagen sie: „Willste erzählen, oder eher nicht?“ Trifft Letzteres zu, lassen sie dich in Ruhe, um später nochmal zu fragen: „Und, biste jetzt soweit?“ Das Erzählen gibt mir neuen Schwung und ermutigt mich, das Problem, welches mir gerade auf der Seele liegt, in Angriff zu nehmen. Außerdem haben wir hier unseren Herrn Statt, der jeden Mittwoch Gespräche anbietet. Ich gehe regelmäßig zu ihm, um über meine Probleme zu reden. So muss ich nicht mehr nach der Arbeit nach Berlin oder sonst wohin fahren, um einen Psychologen zu konsultieren. Außerdem, finde mal einen guten! Selbst, wenn ich morgens mal mit mieser Laune herkomme, gehe ich fast immer mit einem Lächeln nach Hause. Also, auf die Caritas lasse ich nichts kommen!
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