Au­ßen­ar­beits­platz mit Unterstützung

17. Oktober 2025 | Logbuch | 0 Kommentare

On­line-Re­por­ter Mi­cha­el Ben­ter be­fragt den Job­coach der Ca­ri­tas-Werk­statt: Alex­an­der Pläp

Was hast Du ge­macht, be­vor Du in die Ca­ri­tas-Werk­statt kamst?

Ich stu­dier­te Re­ha­bi­li­ta­ti­ons­päd­ago­gik und ar­bei­te­te ne­ben­her als per­sön­li­cher As­sis­tent für ei­nen Rol­li­fah­rer in Berlin.

Und wie kamst Du in die Werkstatt?

Durch mei­nen Schwie­ger­va­ter An­dre­as Pac­zoch, der hier ar­bei­te­te. Au­gust bis De­zem­ber 2012 ab­sol­vier­te ich ein Pflicht­prak­ti­kum im Rah­men mei­nes Stu­di­ums. Da­nach ar­bei­te­te ich im am­bu­lant be­treu­ten Woh­nen der Ca­ri­tas. 2016 frag­te mich Da­ni­el Vogt, ob ich die Nach­fol­ge von Rein­hard Sprang an­tre­ten möch­te. So wur­de ich Fach­kraft für be­ruf­li­che In­te­gra­ti­on, seit 2019 hauptberuflich.

Wa­ren Au­ßen­ar­beits­plät­ze für Be­schäf­tig­te Dei­ne Idee? Oder gab es sie schon vorher?

Als ich von Rein­hard über­nahm, gab es vier aus­ge­la­ger­te Arbeitsplätze.

Wie vie­le sind es jetzt?

Ak­tu­ell be­treue ich zehn Be­schäf­tig­te, dazu die Prak­ti­kan­ten. Ve­ro­ni­ka Pri­wit­zer be­treut auch noch­mal neun, ins­ge­samt sind es also 19.

War­um sol­len Be­schäf­tig­te über­haupt auf Außenarbeitsplätze?

Je­der, der das möch­te, soll die Mög­lich­keit ha­ben, sich au­ßer­halb der Werk­statt aus­zu­pro­bie­ren. Das ge­hört zu un­se­rem Auf­trag, es geht auch um die Durch­läs­sig­keit zum ers­ten Ar­beits­markt. Man­che se­hen es als Ab­wechs­lung und kom­men an­schlie­ßend wieder.

Kann ich als Be­schäf­tig­ter auch Fi­li­al­lei­ter werden?

Das ist un­wahr­schein­lich, denn dazu brauchst du die ent­spre­chen­de Aus­bil­dung, viel­leicht so­gar ein Stu­di­um. Auch ich könn­te kein Fi­li­al­lei­ter werden.

Fragst Du Be­schäf­tig­te, ob sie auf ei­nen Au­ßen­ar­beits­platz wol­len, kom­men sie auf Dich zu, oder geht beides?

Bei­des geht. In den Jah­res­ge­sprä­chen fra­gen wir eure Wün­sche ab. Ein­mal im Mo­nat hab ich Sprech­stun­de, da könnt Ihr Euer In­ter­es­se bekunden.

Wenn ich beim Bä­cker lese, dass er eine Aus­hil­fe sucht, kann ich da ein­fach hin­ge­hen und sa­gen: „Das wür­de ich ger­ne ma­chen?“ Oder wen­de ich mich dazu an mei­ne Fach­kraft oder an Dich?

Du kannst es selbst ver­su­chen, aber drau­ßen geht es stres­si­ger zu als bei uns. Für je­den von Euch gilt eine Er­werbs­min­de­rung, Ihr habt hier auch mehr Pau­sen. Drau­ßen gilt meist ein hal­bes Jahr Pro­be­zeit, da kannst du schnell ge­kün­digt wer­den. Bes­ser, wir un­ter­stüt­zen dich da­bei. Ich ste­he zwi­schen Werk­statt und ex­ter­nen Ar­beit­ge­bern, und ge­mein­sam gu­cken wir, was geht. Hast du eine Idee, wen­de Dich gern an mich. Ich be­glei­te­te auch schon Be­schäf­tig­te vom aus­ge­la­ger­ten Ar­beits­platz in die Ausbildung.

Wie vie­le Fir­men bie­ten aus­ge­la­ger­te Ar­beits­plät­ze an?

Meist tre­te ich an die Fir­men her­an. Es ist nicht so, dass die­se Stel­len für aus­ge­la­ger­te Ar­beits­plät­ze aus­schrei­ben. So in­di­vi­du­ell der Be­schäf­tig­te, so in­di­vi­du­ell der Arbeitsplatz.

Gibt es ei­nen ex­tra Ar­beits­ver­trag mit dem an­de­ren Be­trieb, oder gilt der Ver­trag mit der Werk­statt weiter?

Der Werk­statt-Ver­trag gilt wei­ter, dazu kommt eine ver­trag­li­che Grund­la­ge für den aus­ge­la­ger­ten Ar­beits­platz zwi­schen der Werk­statt und dem Auf­trag­ge­ber, den wir ge­mein­sam aus­han­deln. Der Be­schäf­tig­te be­kommt wei­ter das Werk­statt-Ent­gelt, dazu sieb­zig Pro­zent von dem, was der Auf­trag­ge­ber für den aus­ge­la­ger­ten Ar­beits­platz zahlt. Die an­de­ren drei­ßig kom­men in ei­nen Topf, aus wel­chem Pro­duk­ti­ons­kos­ten, Ma­te­ri­al und an­de­res be­zahlt werden.

Wie hältst Du den Kon­takt zu den Be­schäf­tig­ten auf Außenarbeitsplätzen?

In der Prak­ti­kums­pha­se bin ich ein­mal die Wo­che vor Ort, bei aus­ge­la­ger­ten Ar­beits­plät­zen alle zwei Wo­chen. Dazu hal­ten wir Kon­takt über Te­le­fon und Messenger.

Pas­sier­te es schon­mal, dass Dich eine Fir­ma an­ruft: „Dein Be­schäf­tig­ter kam so oft zu spät, der soll in die Werk­statt zurück!“

Um Pünkt­lich­keit ging es bis jetzt eher nicht. Manch­mal stellt sich je­doch her­aus, die Ar­beit ist zu an­stren­gend, et­was passt nicht, oder es gibt kei­ne Ar­beit mehr für den Beschäftigten.

Kam es schon vor, dass sich ein Be­schäf­tig­ter in ei­ner Fir­ma aus­ge­nutzt fühl­te – und wo­mög­lich nicht dar­über spre­chen wollte?

Die­sen Fall hat­ten wir noch nicht. Ich ach­te aber dar­auf, dass ihr nicht aus­ge­nutzt wer­det. Wird je­mand von Euch schlecht be­han­delt, küm­mern wir uns dar­um! Manch­mal passt es von der Ge­sund­heit nicht oder nicht mehr. Durch­lebt je­mand bei­spiels­wei­se eine psy­chi­sche Kri­se, su­chen wir nach We­gen, dass es dem­je­ni­gen wie­der bes­ser geht.

Ha­ben Be­schäf­tig­te auf Au­ßen­ar­beits­plät­zen so vie­le Ur­laubs­ta­ge wie wir? Gibt es drau­ßen auch Schließtage?

Fei­er­ta­ge gel­ten über­all, Werk­statt-Schließ­ta­ge hin­ge­gen sind nicht bin­dend für den aus­ge­la­ger­ten Ar­beits­platz. Jes­si­ca ist zum Bei­spiel bei EDEKA, da ar­bei­tet sie ein­mal im Mo­nat sams­tags. Auch auf dem Rei­ter­hof wird am Wo­chen­en­de ge­ar­bei­tet. Aber nie­mand wird dazu ge­zwun­gen, wir spre­chen al­les vor­her ab.

Kann ich vom Au­ßen­ar­beits­platz wie­der zu­rück in die Werkstatt?

Ja, das geht. Wir ver­su­chen, den aus­ge­la­ger­ten Ar­beits­platz zu er­hal­ten, aber zwin­gen nie­man­den, dort zu bleiben.

Wie ge­fällt Dir Dei­ne Arbeit?

Ich fin­de sie sehr span­nend. Ich bin viel un­ter­wegs, auch als Fach­dienst für Rad & Tat so­wie die Gar­ten- und Land­schafts­pfle­ge. Ab No­vem­ber bin ich wie­der zu 100 % im Job­coa­ching. Auch das ge­fällt mir. Da­durch kann ich mich auch ge­ziel­ter auf mei­ne zu­künf­ti­gen Auf­ga­ben kon­zen­trie­ren und mehr für „mei­ne“ Be­schäf­tig­ten da sein.

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