Online-Reporter Michael Benter befragt den Jobcoach der Caritas-Werkstatt: Alexander Pläp
Was hast Du gemacht, bevor Du in die Caritas-Werkstatt kamst?
Ich studierte Rehabilitationspädagogik und arbeitete nebenher als persönlicher Assistent für einen Rollifahrer in Berlin.
Und wie kamst Du in die Werkstatt?
Durch meinen Schwiegervater Andreas Paczoch, der hier arbeitete. August bis Dezember 2012 absolvierte ich ein Pflichtpraktikum im Rahmen meines Studiums. Danach arbeitete ich im ambulant betreuten Wohnen der Caritas. 2016 fragte mich Daniel Vogt, ob ich die Nachfolge von Reinhard Sprang antreten möchte. So wurde ich Fachkraft für berufliche Integration, seit 2019 hauptberuflich.
Waren Außenarbeitsplätze für Beschäftigte Deine Idee? Oder gab es sie schon vorher?
Als ich von Reinhard übernahm, gab es vier ausgelagerte Arbeitsplätze.
Wie viele sind es jetzt?
Aktuell betreue ich zehn Beschäftigte, dazu die Praktikanten. Veronika Priwitzer betreut auch nochmal neun, insgesamt sind es also 19.
Warum sollen Beschäftigte überhaupt auf Außenarbeitsplätze?
Jeder, der das möchte, soll die Möglichkeit haben, sich außerhalb der Werkstatt auszuprobieren. Das gehört zu unserem Auftrag, es geht auch um die Durchlässigkeit zum ersten Arbeitsmarkt. Manche sehen es als Abwechslung und kommen anschließend wieder.
Kann ich als Beschäftigter auch Filialleiter werden?
Das ist unwahrscheinlich, denn dazu brauchst du die entsprechende Ausbildung, vielleicht sogar ein Studium. Auch ich könnte kein Filialleiter werden.
Fragst Du Beschäftigte, ob sie auf einen Außenarbeitsplatz wollen, kommen sie auf Dich zu, oder geht beides?
Beides geht. In den Jahresgesprächen fragen wir eure Wünsche ab. Einmal im Monat hab ich Sprechstunde, da könnt Ihr Euer Interesse bekunden.
Wenn ich beim Bäcker lese, dass er eine Aushilfe sucht, kann ich da einfach hingehen und sagen: „Das würde ich gerne machen?“ Oder wende ich mich dazu an meine Fachkraft oder an Dich?
Du kannst es selbst versuchen, aber draußen geht es stressiger zu als bei uns. Für jeden von Euch gilt eine Erwerbsminderung, Ihr habt hier auch mehr Pausen. Draußen gilt meist ein halbes Jahr Probezeit, da kannst du schnell gekündigt werden. Besser, wir unterstützen dich dabei. Ich stehe zwischen Werkstatt und externen Arbeitgebern, und gemeinsam gucken wir, was geht. Hast du eine Idee, wende Dich gern an mich. Ich begleitete auch schon Beschäftigte vom ausgelagerten Arbeitsplatz in die Ausbildung.
Wie viele Firmen bieten ausgelagerte Arbeitsplätze an?
Meist trete ich an die Firmen heran. Es ist nicht so, dass diese Stellen für ausgelagerte Arbeitsplätze ausschreiben. So individuell der Beschäftigte, so individuell der Arbeitsplatz.
Gibt es einen extra Arbeitsvertrag mit dem anderen Betrieb, oder gilt der Vertrag mit der Werkstatt weiter?
Der Werkstatt-Vertrag gilt weiter, dazu kommt eine vertragliche Grundlage für den ausgelagerten Arbeitsplatz zwischen der Werkstatt und dem Auftraggeber, den wir gemeinsam aushandeln. Der Beschäftigte bekommt weiter das Werkstatt-Entgelt, dazu siebzig Prozent von dem, was der Auftraggeber für den ausgelagerten Arbeitsplatz zahlt. Die anderen dreißig kommen in einen Topf, aus welchem Produktionskosten, Material und anderes bezahlt werden.
Wie hältst Du den Kontakt zu den Beschäftigten auf Außenarbeitsplätzen?
In der Praktikumsphase bin ich einmal die Woche vor Ort, bei ausgelagerten Arbeitsplätzen alle zwei Wochen. Dazu halten wir Kontakt über Telefon und Messenger.
Passierte es schonmal, dass Dich eine Firma anruft: „Dein Beschäftigter kam so oft zu spät, der soll in die Werkstatt zurück!“
Um Pünktlichkeit ging es bis jetzt eher nicht. Manchmal stellt sich jedoch heraus, die Arbeit ist zu anstrengend, etwas passt nicht, oder es gibt keine Arbeit mehr für den Beschäftigten.
Kam es schon vor, dass sich ein Beschäftigter in einer Firma ausgenutzt fühlte – und womöglich nicht darüber sprechen wollte?
Diesen Fall hatten wir noch nicht. Ich achte aber darauf, dass ihr nicht ausgenutzt werdet. Wird jemand von Euch schlecht behandelt, kümmern wir uns darum! Manchmal passt es von der Gesundheit nicht oder nicht mehr. Durchlebt jemand beispielsweise eine psychische Krise, suchen wir nach Wegen, dass es demjenigen wieder besser geht.
Haben Beschäftigte auf Außenarbeitsplätzen so viele Urlaubstage wie wir? Gibt es draußen auch Schließtage?
Feiertage gelten überall, Werkstatt-Schließtage hingegen sind nicht bindend für den ausgelagerten Arbeitsplatz. Jessica ist zum Beispiel bei EDEKA, da arbeitet sie einmal im Monat samstags. Auch auf dem Reiterhof wird am Wochenende gearbeitet. Aber niemand wird dazu gezwungen, wir sprechen alles vorher ab.
Kann ich vom Außenarbeitsplatz wieder zurück in die Werkstatt?
Ja, das geht. Wir versuchen, den ausgelagerten Arbeitsplatz zu erhalten, aber zwingen niemanden, dort zu bleiben.
Wie gefällt Dir Deine Arbeit?
Ich finde sie sehr spannend. Ich bin viel unterwegs, auch als Fachdienst für Rad & Tat sowie die Garten- und Landschaftspflege. Ab November bin ich wieder zu 100 % im Jobcoaching. Auch das gefällt mir. Dadurch kann ich mich auch gezielter auf meine zukünftigen Aufgaben konzentrieren und mehr für „meine“ Beschäftigten da sein.







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