An dieser Stelle erzählen in nächster Zeit jeden Tag Beschäftigte aus ihrem Arbeitsalltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Kristin Jung.
Als ich Probleme mit der Psyche bekam, war mir die Kunst ein wichtiges Druckventil. In der Tagesklinik begann ich, mich näher mit Ton zu beschäftigen. Porenbeton wiederum entdeckte ich durch ein YouTube-Video. Vom Hausbau meiner Eltern lagen noch ein paar Ytong-Steine herum, an ihnen probierte ich mich aus. Dabei kann ich wunderbar abschalten, statt ergebnislos herum zu grübeln.
Wie wohl jeder Mensch strebe ich danach, Respekt von anderen zu bekommen. Ich empfinde es als Anerkennung, wenn sich jemand über das freut, was ich da mache. Sehr gern helfe ich anderen Menschen, selbst kreativ zu werden. Als ich 2019 im Berufsbildungsbereich der Werkstatt anfing, sagten sie: „Kannst du mittwochs einen Kreativ-Nachmittag machen?
Ich konnte: Zusammen filzten wir Taschen, gestalteten Korkuntersetzer und vieles mehr. Wir verkauften unsere Erzeugnisse auf Weihnachts- und Osterbasaren, oder die Leute nahmen das von ihnen Gefertigte mit nach Hause.
Seit Januar 2023 bin ich am Heidering in der Montage. Auch hier bringe ich meine Kreativität zum Einsatz. Beschäftigte und Fachkraft machen mit, probieren sich aus. Von der Werkstatt bekamen wir Gelder, nötige Materialien zu kaufen. Aus schlichten Mundspateln vom Arzt bauten wir Schalen und Sterne, die wir mit Lichterketten versahen und auf eine Holzscheibe montierten. Die bestückten wir mit Moos und anderen Naturmaterialien aus meinem Garten. Aus einfachen Dingen, die nichts oder wenig kosten, tolle Sachen zu fertigen, ist eines meiner Steckenpferde. Ich bin glücklich, dass ich es auch hier „reiten“ und damit zeigen kann, was sonst noch in mir steckt.
Das von unseren Händen Geschaffene verkauften wir beim Tag der offenen Tür. Was nicht wegging, stellten wir auf einen Wagen, liefen von Raum zu Raum und verkauften unsere Werke an die Kollegen am Standort. Am Ende waren wir alles los.
Seit Februar fertigen wir Osterkörbchen und Hasen aus Draht. Auch hiermit haben wir hoffentlich vielen Menschen eine Freude bereitet – und ganz nebenbei uns selbst! Aus eigener Erfahrung weiß ich: Kreativ sein ist Balsam für die Seele.
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