Online-Reporterin Manuela Wroblewski besuchte den Vortrag von Schülerin Lia Niebuhr in der Caritas-Werkstatt
Kürzlich gab es eine sehr interessante Veranstaltung in der Lerninsel. Lia Niebuhr und ihre Großmutter Frau Paepke ließen uns an ihrer Familiengeschichte teilhaben. Frau Paepke war Lehrerin an der Lindenschule, Lia drückt noch die Schulbank.
Es ging um den Holocaust, welcher durch das Schicksal von Lias Urgroßtante Frieda Vogel und ihres Mannes Walter zugleich ein Teil ihrer Familiengeschichte ist. Beide waren Mitglieder der KPD und wurden 1933 aufgrund der „Teilnahme an einer kommunistischen Versammlung“ inhaftiert.
Walter Vogel war zudem Halbjude und musste Anfang der 1940er Jahre als „wehrunwürdiger Straftäter“ der Strafdivision 999 beitreten. 1943 wurde er in Griechenland stationiert, von wo aus er sehr poetische Briefe an Frieda schrieb. Er und seine Mitgefangenen wurden als lebendes Kanonenfutter bei der Minenräumung eingesetzt. Dabei verloren viele ihr Leben, weil sie auf eine Mine traten. Auch Walter starb 1945 in Griechenland.
Frieda überlebte Nazireich und Weltkrieg. 1953 erhielt sie den Ausweis als Verfolgte des Nazi-Regimes.
Lias Oma erzählte auch etwas über das Konzentrationslager Sachsenhausen. Lias Klasse hatte eine Woche zuvor die Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz besucht. Dort erzählte ein Überlebender, unter welchen unmenschlichen Bedingungen die Lagerhäftlinge in Auschwitz dahinvegetieren mussten.
Lia zeigte ein Diagramm der Wahlergebnisse von 1933 und heute. Damals wie heute glaubten immer mehr Menschen, dass nur Deutscher sein kann, wer „reinen deutschen Blutes“ ist und dass alle anderen Menschen weniger oder nichts wert sind.
Lia und ihre Oma sind noch dabei, das ihnen vorliegende Material von Frieda und Walter Wolf zu sichten und zu ordnen. Die Veranstaltung ging mir sehr nahe. Ich brauchte eine ganze Weile, das Gehörte zu verarbeiten. Soweit ich weiß, sollen Lia und ihre Oma wiederkommen – wir werden dabei sein!
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