Ich hät­te drauf­ge­hen können“

30. April 2025 | Logbuch | 0 Kommentare

Vio­la Scholz und die On­line-Re­por­ter por­trä­tie­ren Burg­hardt Schirm­er, Be­schäf­tig­ter der Caritas-Werkstatt

Kaum war Burg­hardt 1967 in Ebers­wal­de auf die Welt ge­kom­men, steck­ten ihn die DDR-Be­hör­den in die Psych­ia­trie: „Be­reits als Säug­ling wur­de ich mei­nen El­tern weg­ge­nom­men. Ich war nicht der Ein­zi­ge, dem es so erging.“

15 Jah­re spä­ter kam er ins Heim. Auch hier hat­te er nur we­nig Kon­takt zu sei­nen El­tern, wie sich Burg­hardt er­in­nert: „Zwei­mal im Jahr durf­te ich für paar Tage zu ihnen.“

Das än­der­te sich erst mit der Wen­de. Fünf Jah­re leb­te er nun bei sei­nen El­tern in Bad Frei­en­wal­de. an­schlie­ßend ar­bei­te­te er zehn Jah­re lang in ei­ner Be­hin­der­ten­werk­statt in Frankfurt/Oder. Wei­te­re fünf Jah­re ar­bei­te­te er in ei­ner Neu­rup­pi­ner Werk­statt, drei da­von in de­ren Gartengruppe.

Von dort aus wech­sel­te er 2012 in die Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg nach Ora­ni­en­burg, de­ren Be­schäf­tig­ter er bis heu­te ist. Mitt­ler­wei­le lebt Burg­hardt in Gran­see, in ei­ner ei­ge­nen Woh­nung, am­bu­lant be­treut. „Ich be­zah­le dort al­les selbst!“, be­kennt er nicht ohne Stolz.

Sein Ta­ges­ab­lauf hat es in sich: „Mei­ne Nacht­ru­he fängt 21.30 an und geht bis 2,30 Uhr. Das ist eine ‚Erb­schaft‘ von mei­nem Va­ter. Der ar­bei­te­te sein Le­ben lang in Schich­ten, viel här­ter als ich.“

Auf­grund der un­wür­di­gen Be­hand­lung wäh­rend sei­ner Kind­heit durch den Staat DDR be­an­trag­te Burg­hardt Scha­dens­er­satz, mit Er­folg: „Aus Pots­dam er­hielt ich wie an­de­re be­hin­der­te Men­schen eine Ent­schä­di­gung. Al­ler­dings be­ka­men wir aus mei­ner Sicht viel zu we­nig. 15 Jah­re lang hat­ten sie uns mit Dro­gen voll­ge­pumpt, Hun­der­te Säug­lin­ge über­leb­ten das nicht. Auch ich hät­te da­bei drauf­ge­hen können.“

Sei­ne ge­sam­mel­ten Er­fah­run­gen brach­ten Burg­hardt dazu, sich po­li­tisch zu en­ga­gie­ren: „Vor zwei Jah­ren lern­te ich auf mei­ne In­itia­ti­ve über die Haupt­werk­statt die CDU-Po­li­ti­ker Uwe Fei­ler und Anne Ste­ge ken­nen. Mit bei­den führ­te ich vie­le Ge­sprä­che. Be­reits zwei­mal or­ga­ni­sier­ten wir ei­nen Aus­flug mit an­de­ren Werk­statt-Be­schäf­tig­ten nach Ber­lin in­klu­si­ve Be­such im Bundestag.“

Burg­hardt tritt für eine Ent­gelt­an­pas­sung in Rich­tung Min­dest­lohn ein, denn: „Je­der Mensch, der ar­bei­ten geht, soll­te von die­ser Ar­beit le­ben kön­nen, ohne dass er auf Zu­schüs­se an­ge­wie­sen ist.“

Sein Cre­do in Be­zug auf die Werk­statt ist klar und deut­lich: „Die Ca­ri­tas-Werk­statt soll­te sich wei­ter­ent­wi­ckeln, denn sie hat so un­heim­lich viel Po­ten­ti­al! Wir be­hin­der­ten Men­schen ar­bei­ten hier oft schon vie­le Jah­re lang. Vie­le da drau­ßen wis­sen gar nicht, was wir al­les leisten!“

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