Viola Scholz und die Online-Reporter porträtieren Burghardt Schirmer, Beschäftigter der Caritas-Werkstatt
Kaum war Burghardt 1967 in Eberswalde auf die Welt gekommen, steckten ihn die DDR-Behörden in die Psychiatrie: „Bereits als Säugling wurde ich meinen Eltern weggenommen. Ich war nicht der Einzige, dem es so erging.“
15 Jahre später kam er ins Heim. Auch hier hatte er nur wenig Kontakt zu seinen Eltern, wie sich Burghardt erinnert: „Zweimal im Jahr durfte ich für paar Tage zu ihnen.“
Das änderte sich erst mit der Wende. Fünf Jahre lebte er nun bei seinen Eltern in Bad Freienwalde. anschließend arbeitete er zehn Jahre lang in einer Behindertenwerkstatt in Frankfurt/Oder. Weitere fünf Jahre arbeitete er in einer Neuruppiner Werkstatt, drei davon in deren Gartengruppe.
Von dort aus wechselte er 2012 in die Caritas-Werkstatt St. Johannesberg nach Oranienburg, deren Beschäftigter er bis heute ist. Mittlerweile lebt Burghardt in Gransee, in einer eigenen Wohnung, ambulant betreut. „Ich bezahle dort alles selbst!“, bekennt er nicht ohne Stolz.
Sein Tagesablauf hat es in sich: „Meine Nachtruhe fängt 21.30 an und geht bis 2,30 Uhr. Das ist eine ‚Erbschaft‘ von meinem Vater. Der arbeitete sein Leben lang in Schichten, viel härter als ich.“
Aufgrund der unwürdigen Behandlung während seiner Kindheit durch den Staat DDR beantragte Burghardt Schadensersatz, mit Erfolg: „Aus Potsdam erhielt ich wie andere behinderte Menschen eine Entschädigung. Allerdings bekamen wir aus meiner Sicht viel zu wenig. 15 Jahre lang hatten sie uns mit Drogen vollgepumpt, Hunderte Säuglinge überlebten das nicht. Auch ich hätte dabei draufgehen können.“
Seine gesammelten Erfahrungen brachten Burghardt dazu, sich politisch zu engagieren: „Vor zwei Jahren lernte ich auf meine Initiative über die Hauptwerkstatt die CDU-Politiker Uwe Feiler und Anne Stege kennen. Mit beiden führte ich viele Gespräche. Bereits zweimal organisierten wir einen Ausflug mit anderen Werkstatt-Beschäftigten nach Berlin inklusive Besuch im Bundestag.“
Burghardt tritt für eine Entgeltanpassung in Richtung Mindestlohn ein, denn: „Jeder Mensch, der arbeiten geht, sollte von dieser Arbeit leben können, ohne dass er auf Zuschüsse angewiesen ist.“
Sein Credo in Bezug auf die Werkstatt ist klar und deutlich: „Die Caritas-Werkstatt sollte sich weiterentwickeln, denn sie hat so unheimlich viel Potential! Wir behinderten Menschen arbeiten hier oft schon viele Jahre lang. Viele da draußen wissen gar nicht, was wir alles leisten!“
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