Al­les, au­ßer gewöhnlich

18. Apr 2013 | Pres­se, Pres­se 2013 | 0 Kom­men­ta­re

Von Fried­helm | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Ca­ri­tas-Werk­stät­ten und Fak­tor C si­chem 400 Men­schen mit Be­hin­de­rung in­no­va­ti­ve Arbeitsplätze

Ora­ni­en­burg (MZV) | Ar­bei­ten, die Ge­duld, Zeit und Fingerspit­zengefühl er­for­dern, sind bei ih­nen in gu­ten Hän­den. Al­les, au­ßer ge­wöhn­lich, lau­tet ihr Mot­to: Die Ca­ri­tas-Werk­stät­ten für Men­schen mit Behinderun­gen und ihr Toch­ter-Un­ter­neh­­men Fak­tor C ver­ste­hen sieb als kom­pe­ten­te Part­ner der Wirt­schaft und so­zia­ler Einrichtungen. 

Fast 400 Men­schen mit körper­lichen, geis­ti­gen und zu­neh­mend auch Men­schen mit see­li­schen Han­di­caps ar­bei­ten an den bei­den Stand­or­ten der Werk­stäl­len an der Ber­li­ner Stra­ße (St. Johan­nesberg) und im Gewerbepark­ Nord bei Fak­tor C. Der Name Fak­tor steht für “Ma­cher”, das C weist auf das christ­li­che Leit­bild des Trä­gers, die Ca­ri­tas, hin. 

Und Ma­cher sind die Frau­en und Män­ner tat­säch­lich. Egal ob es um die De­mon­ta­ge von Licht­maschinen für die Fir­ma Frie­sen geht oder die ab­so­lut prä­zi­se Zu­sammenstellung von Röhr­chen ­Bau­sät­zen für das Phar­ma-Un­­te­meh­men Brahms. “Auf un­se­re Ar­bei­ten und Dienst­leis­tun­gen ist im­mer Ver­lass” sagt Werk­stattleiter Chris­toph Lau. Vie­le zu­frie­de­ne Stamm­kun­den, die ihre Ko­ope­ra­ti­on mit den Ca­ri­tas­-Werk­stät­ten im Lau­fe der Jah­re wei­ter aus­ge­baut ha­ben, ge­ben Lau recht. 

Ora­fol, Ora­ni­en­burgs größ­ter ge­werb­li­cher Ar­beit­ge­ber und ei­ner der Welt­markt­füh­rer von Spe­zi­al­fo­li­en, ist seit Lan­gem größ­ter Auf­trag­ge­ber der Werk­stätten, ge­folgt vom Zu­lie­fe­rer der Au­to­in­dus­trie Frie­sen. Aber auch für die Hen­nigs­dor­fer Stahl­ En­gi­nee­ring, die für Bom­bar­dier und Sie­mens pro­du­ziert, arbei­ten die Frau­en und Män­ner in Ora­ni­en­burg, eben­so für Hä­fe­le, ei­nen be­kann­ten Her­stel­ler von Mö­bel­be­schlä­gen. Und die Ca­ri­tas-Wä­sche­rei sorgt in­zwi­schen für sau­be­re An­stalts­wä­sche der JVA Wulkow. 

Ge­mein­sam mit der Glie­ni­cker Nord­bahn GmbH tei­len sich die Ca­ri­tas-Werk­stäl­len Auf­trä­ge von Audi. Bis zu 1500 Schei­­ben­wi­scher-Bau­sät­ze, in die sie per Hand Dich­tun­gen ein­set­zen, ver­las­sen täg­lich den Be­triebs­teil Fak­tor C. Auch 700 Es­sen wer­den von der dor­ti­gen “Ca­mi­na” werk­täg­lich an Ki­tas und Be­trie­be aus­ge­lie­fert so­wie für die ei­ge­nen Mit­ar­bei­ter zubereitet. 

Auch ein sü­ßes Ge­heim­nis hat das Toch­ter­un­ter­neh­men vor ei­ni­ger Zeit für sich ent­deckt: Ho­nig. Die Im­ke­rei wird der­zeit bei der Eden-Ge­nos­sen­schaft betrie­ben. “Wir ver­han­deln aber mit dem Ora­ni­en­werk, weil wir dort ge­nü­gend Platz hät­ten, um auch un­se­re Bie­nen­beu­ten zu bau­en, die wir in­zwi­schen in Se­rie her­stellen kön­nen”, sagt Chris­toph Lau. Die­ser Be­reich habe sich er­freulich gut ent­wi­ckelt, so­dass er im Lau­fe des Jah­res zum drit­ten Pro­duk­ti­ons­stand­ort in Oranien­burg wer­den dürfte.

Gern wür­den die Ca­ri­tas-Wer­k­­stät­ten noch mehr Be­schäf­tig­te in den all­ge­mei­nen Ar­beits­markt ver­mit­teln. “Etwa zehn Pro­zent un­se­rer Mit­ar­bei­ter ha­ben das Zeug dazu”, schätzt Ka­tha­ri­na Rie­del, die lntegrationsbeauf­tragte. Doch oft be­geg­ne man star­ken Vor­be­hal­ten. Die wür­den meist erst ab­ge­baut. wenn Prak­ti­kums­plät­ze oder zeit­wei­se aus­ge­la­ger­te Ar­beits­plät­ze in den Be­trie­ben die­se von den Qualitä­ten der Men­schen aus den Werk­stätten überzeugen.

Per­spek­ti­visch schwebt Lau vor, die Werk­stät­ten für be­stimmte Be­rufs­fel­der zum an­erkannten Aus­bil­dungs­be­trieb zu qua­li­fi­zie­ren. Das Po­ten­ti­al sei vor­han­den, es müss­ten aber noch bü­ro­kra­ti­sche Hür­den aus dem Weg ge­räumt werden. 

Bür­ger­meis­ter Hans-Joa­chim Lae­si­cke (SPD), der Fak­tor C am Mitt­woch ei­nen Be­such ab­stattete, ist ganz be­geis­tert von der viel­fäl­ti­gen Pa­let­te der Ar­bei­ten und Dienst­leis­tun­gen, die die Ca­ri­tas-Werk­stä­nen und Fak­tor C zu bie­ten ha­ben. Vor al­lem Wer­be-Er­zeug­nis­se und Prä­sen­te, die dort eben­falls her­gestellt wer­den, könn­ten nicht nur für die 800-Jahr-Fei­er Ora­nienburgs in­ter­es­sant wer­den, fin­det der Bürgermeister.