Alles, außer gewöhnlich
Von Friedhelm | Oranienburger Generalanzeiger
Caritas-Werkstätten und Faktor C sichem 400 Menschen mit Behinderung innovative Arbeitsplätze
Oranienburg (MZV) | Arbeiten, die Geduld, Zeit und Fingerspitzengefühl erfordern, sind bei ihnen in guten Händen. Alles, außer gewöhnlich, lautet ihr Motto: Die Caritas-Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und ihr Tochter-Unternehmen Faktor C verstehen sieb als kompetente Partner der Wirtschaft und sozialer Einrichtungen.
Fast 400 Menschen mit körperlichen, geistigen und zunehmend auch Menschen mit seelischen Handicaps arbeiten an den beiden Standorten der Werkställen an der Berliner Straße (St. Johannesberg) und im Gewerbepark Nord bei Faktor C. Der Name Faktor steht für “Macher”, das C weist auf das christliche Leitbild des Trägers, die Caritas, hin.
Und Macher sind die Frauen und Männer tatsächlich. Egal ob es um die Demontage von Lichtmaschinen für die Firma Friesen geht oder die absolut präzise Zusammenstellung von Röhrchen Bausätzen für das Pharma-Untemehmen Brahms. “Auf unsere Arbeiten und Dienstleistungen ist immer Verlass” sagt Werkstattleiter Christoph Lau. Viele zufriedene Stammkunden, die ihre Kooperation mit den Caritas-Werkstätten im Laufe der Jahre weiter ausgebaut haben, geben Lau recht.
Orafol, Oranienburgs größter gewerblicher Arbeitgeber und einer der Weltmarktführer von Spezialfolien, ist seit Langem größter Auftraggeber der Werkstätten, gefolgt vom Zulieferer der Autoindustrie Friesen. Aber auch für die Hennigsdorfer Stahl Engineering, die für Bombardier und Siemens produziert, arbeiten die Frauen und Männer in Oranienburg, ebenso für Häfele, einen bekannten Hersteller von Möbelbeschlägen. Und die Caritas-Wäscherei sorgt inzwischen für saubere Anstaltswäsche der JVA Wulkow.
Gemeinsam mit der Glienicker Nordbahn GmbH teilen sich die Caritas-Werkställen Aufträge von Audi. Bis zu 1500 Scheibenwischer-Bausätze, in die sie per Hand Dichtungen einsetzen, verlassen täglich den Betriebsteil Faktor C. Auch 700 Essen werden von der dortigen “Camina” werktäglich an Kitas und Betriebe ausgeliefert sowie für die eigenen Mitarbeiter zubereitet.
Auch ein süßes Geheimnis hat das Tochterunternehmen vor einiger Zeit für sich entdeckt: Honig. Die Imkerei wird derzeit bei der Eden-Genossenschaft betrieben. “Wir verhandeln aber mit dem Oranienwerk, weil wir dort genügend Platz hätten, um auch unsere Bienenbeuten zu bauen, die wir inzwischen in Serie herstellen können”, sagt Christoph Lau. Dieser Bereich habe sich erfreulich gut entwickelt, sodass er im Laufe des Jahres zum dritten Produktionsstandort in Oranienburg werden dürfte.
Gern würden die Caritas-Werkstätten noch mehr Beschäftigte in den allgemeinen Arbeitsmarkt vermitteln. “Etwa zehn Prozent unserer Mitarbeiter haben das Zeug dazu”, schätzt Katharina Riedel, die lntegrationsbeauftragte. Doch oft begegne man starken Vorbehalten. Die würden meist erst abgebaut. wenn Praktikumsplätze oder zeitweise ausgelagerte Arbeitsplätze in den Betrieben diese von den Qualitäten der Menschen aus den Werkstätten überzeugen.
Perspektivisch schwebt Lau vor, die Werkstätten für bestimmte Berufsfelder zum anerkannten Ausbildungsbetrieb zu qualifizieren. Das Potential sei vorhanden, es müssten aber noch bürokratische Hürden aus dem Weg geräumt werden.
Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD), der Faktor C am Mittwoch einen Besuch abstattete, ist ganz begeistert von der vielfältigen Palette der Arbeiten und Dienstleistungen, die die Caritas-Werkstänen und Faktor C zu bieten haben. Vor allem Werbe-Erzeugnisse und Präsente, die dort ebenfalls hergestellt werden, könnten nicht nur für die 800-Jahr-Feier Oranienburgs interessant werden, findet der Bürgermeister.