Hunderte Briefe täglich
Caritas-Werkstätten falten, sortieren und verschicken Firmenwerbung und haben noch Kapazitäten
Oranienburg. Am 13. März muss alles fertig sein. Dann gehen 20 Tonnen Briefe in die Post. „Wir schaffen das“, sind sich Silke Trojan und Tobias Ottlewski sicher. Jeden Morgen, vor 7 Uhr, sortieren die beiden Gruppenleiter das Material auf die Tische ihrer Schützlinge. Um 7.50 Uhr ist Arbeitsbeginn für die Mitarbeiter der Caritas-Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Dann fahren diese mit Kleinbussen, dem eigenen Pkw, dem Fahrrad vor. Arbeitszeit bis 15.30 Uhr. „Das Entscheidende ist: Jeder ist einbezogen, jeder kann mitarbeiten, seinen Beitrag leisten, hat Anteil am Erfolg“, so Silke Trojan.
Die Werkstatt im Aderluch 54 ist neben der „Cantina“ im Heidering die zweite Außenstelle der Caritas-Werkstätte für Menschen mit Behinderungen, mit Hauptstandort an der Berliner Straße in Oranienburg. Seit zwei Jahren arbeiten Am Aderluch 60 Menschen in vier Gruppen, so wie es ihre geistige oder mehrfache Behinderung zulässt. So werden hier Glasröhrchen für Forschungszwecke bei Brahms in Hennigsdorf vorsortiert, wird die Beschriftung für mehr als 200 Pkw im Jahr vorbereitet für Autohäuser oder das Pankower Ordnungsamt. Zu den langjährigen Auftraggebern zählt auch das Lehnitzer Unternehmen Terratest, das Spezialtechnik zur Prüfung der Bodenverdichtung herstellt, die auf Baustellen ebenso zum Einsatz kommt, wie im Garten- und Landschaftsbau. „Zweimal im Jahr haben wir von Terratest einen Großauftag“, so Produktionsleiter Marcel Teichmann am Aderluch.
Dann verschickt das Unternehmen jeweils 55 000 Briefe mit Prospekten an Kunden bundesweit und auch über Ländergrenzen hinaus. So ein Brief ist mehr als 300 Gramm schwer. Bis er frankiert auf die Reise gehen kann, haben die Werkstattmitarbeiter alle Hände voll zu tun.
Die Falze der Mappen müssen geknickt werden, einzelne Bögen zusammengetackert und ineinander gelegt werden. Alles in die richtige Reihenfolge gebracht, mit Visitenkarten versehen und schließlich eingetütet werden. 2400 Briefe schaffen die Mitarbeiter an einem Tag. Vom 13. bis 15. März gehen die Briefe, vorsortiert nach Postleitzahlen, in Kisten auf Paletten ins Hennigsdorfer Postverteilzentrum und damit auf die Reise. Arbeit für vier Arbeitsgruppen und über acht Wochen in der Adeducher Werkstätte.
„Die Arbeit macht den Mitarbeitern viel Spaß. Handgriffe, die fast für jeden geeignet sind“, so Gesamtwerkstattleiter, Christoph Lau. Es gebe aber noch Kapazitäten für derartige Firmenaufträge für internationale Briefmailings. „Wir sind auf der Suche nach noch mehr Kooperationspartnern“, so Lau.
Ebenso auf der Suche nach noch mehr Abnehmern für ihr innovatives Produkt des Feueranzünders. Ein reines Bio-Produkt, das ebenso in der Werkstatt Am Aderluch hergestellt wird. Dabei werden in kleine, in zuvor in Wachs getränkte, Teebeutel Buchenspäne gefüllt. Für Ofen und Grill sind die Anzünder geeignet. Sie sind in den Gruppen von Silke Trojan und Tobias Ottlewski entwickelt worden.
Bisher wurden sie beim „Tag der offenen Tür“ der Werkstätten angeboten, es gibt sie im Regionalmarkt in der Touristeninfo am Schlossplatz- und natürlich in der Werkstatt. Eine Kiste ab fünf Euro. Auch für dieses Produkt wünscht sich die Caritas nochmehr Abnehmer.