An dieser Stelle erzählen in nächster Zeit jeden Tag Beschäftigte aus ihrem Arbeitsalltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Manuela Fleischhauer.
“Irgendwann wurde es mir in der großen Werkstatt zu wild und zu laut. Als manche Kollegen anfingen, mit mir zu stänkern, sagte ich: „Ist gut, gehe ich eben woanders hin, wo ich meine Ruhe habe, fertig aus!“
Meine Schwester, die zugleich meine Betreuerin ist, rief bei Marcel am Aderluch an. Ich stellte mich dort vor, durfte mir alles angucken, und sie gaben mir eine Chance. Seitdem bin ich hier, und meine Schwester sagt: „In der anderen Werkstatt warst du aufgeregt wie eine Rakete, hier bist du ein ganz anderer Mensch!“
Meine Gruppenleiter Melanie und Stefan sind in Ordnung, und ich fand hier schnell Freunde. Niemand ärgert mich, ich mag alle Kollegen. In meiner Gruppe bin ich die Ruhigste, zu Hause bin ich oft zu laut.
Ich wohne in einer WG und habe ein Zimmer für mich allein. Das ist gut, aber nur zuhause hocken? Nee, so alt bin ich noch nicht! Bis zur Rente gehe ich noch arbeiten, das heißt, solange ich noch laufen kann. Ich habe Wasser in den Beinen, manchmal haben sie einfach keine Lust mehr. Seit sie mich an den Augen operierten, kann ich zumindest wieder richtig gucken.
Am besten ist es, wenn wir viel Arbeit haben, so wie jetzt mit den Zuckerwattestäbchen! Donnerstags gehe ich zur Tanzgruppe, das macht auch Spaß. Gut finde ich, dass mich die Werkstatt beim Lesen, Schreiben und Rechnen unterstützt. Meinen Namen kann ich schon schreiben, auch mit den Zahlen komme ich klar. Nur das Lesen fällt mir schwer. Vom Aderluch aus habe ich es nicht so weit bis nach Hause, und ich kenne die Strecke. Einmal verpasste ich den Bus – und dachte: Wie kommste jetzt zur Werkstatt? Ich lief einfach los, bis hierher, ein ganz schönes Ende. „Macht nichts!“, sagte ich, „das ist gut für die Figur!“ Ich warte nicht auf den Feierabend, denn mir gefällts hier. Klare Sache: Ich bleibe am Aderluch!”
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