Online-Reporterin Martina Harnischmacher berichtet vom Fachtag am 25.09.2024 aus Anlass des 125-jährigen Gründungsjubiläums des St. Johannesberg.
Am 25.09.2024 nahm ich zusammen mit meinem Reporter-Kollegen Michael Benter am Fachtag zur Zukunft der Eingliederungshilfe teil. Ich wurde hier zu meinen Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt befragt.
Vor der Wende arbeitete ich 5 Jahre als Erzieherin. In den folgenden 15 Berufsjahren fühlte ich mich immer stärker in die Rolle einer Dienstleisterin für die Eltern der mir anvertrauten Kinder gepresst. Alles machte ich angeblich falsch, niemand stand mir bei! Ich quälte mich weiter auf Arbeit, bis meine Psyche unter den stetigen Angriffen zusammenbrach. Ich wollte nicht mehr leben.
Der Reha folgte eine Umschulung, die ich erfolgreich abschloss. Zwei Anläufe, wieder „normal“ zu arbeiten, musste ich jeweils nach einer Woche abbrechen. Zurück in der Reha, erfuhr ich von der Möglichkeit einer Teilhabe am Arbeitsleben im geschützten Rahmen. Mein Rententräger nannte mir verschiedene Einrichtungen, ich wählte die Caritas-Werkstatt Oranienburg.
Hier verfolgte mich anfangs die alte Angst: Was passiert morgen? Mache ich wieder alles falsch? In der Werkstatt aber war ich willkommen und wurde ohne Stress tätig. Nach und nach gewann ich neue Zuversicht – und arbeite nunmehr seit Jahren selbstverantwortlich als Shuttlefahrerin.
Die Aussicht, auf den ersten Arbeitsmarkt zurück zu müssen, löste bei mir einen Schock aus: Alles geht von vorn los, ich genüge den Anforderungen nicht, breche zusammen! Diese Erfahrung möchte ich kein zweites Mal machen! Ganz sicher weiß ich: Ich traf die richtige Entscheidung, in die Werkstatt zu gehen.
In meinen 15 Jahren hier entwickelte ich wieder Spaß am Tätigsein, Freude am Leben! Meinen zurückgewonnenen Lebensmut möchte ich der Werkstatt durch meine Arbeit zurückgeben. Am Steuer des Shuttlebusses war ich bislang nur äußerst selten krank. Als Werkstattbeschäftigte fühle ich mich wieder im besten Sinne lebendig. Zurück? Nie wieder!
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