Eine Ar­beit zum Wohl­füh­len gefunden

26. Nov. 2016 | Pres­se, Pres­se 2016 | 0 Kom­men­ta­re

Von An­drea Ka­thert | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Die Ca­ri­tas-Be­schäf­tig­ten öff­ne­ten ganz weit ihre Werkstatttüren

Ora­ni­en­burg | Ines Krü­ger woll­te ei­gent­lich nur mal was an­de­res ma­chen. “Mal was Hand­werk­li­ches”, meint die 26-Jäh­ri­ge. Seit zwei­ein­halb Wo­chen ar­bei­tet sie in der Holz­werk­statt der Ca­ri­tas an der Ber­li­ner Stra­ße. “Und die Ar­beit macht mir sehr viel Spaß”, strahlt Ines Krü­ger. Das nimmt man ihr so­fort ab. Voll kon­zen­triert ar­bei­tet lnes Krü­ger an ei­nem Strob­schied. Die klei­ne Trenn­wand wird in die Bie­nen­beu­ten ein­ge­baut, da­mit es die Bie­nen recht kusch­lig ha­ben, wenn ihre Völ­ker noch zu klein für ei­nen gro­ßen Bie­nen­kas­ten sind. “Wie ein Raum­tei­ler ist das”, er­klärt die jun­ge Frau ganz be­geis­tert. Sie hat das Rich­ti­ge für sich ge­fun­den. Freut sich auch über die gute An­lei­tung ih­res Grup­pen­lei­ters. Ne­ben­an in der Holz­ver­ar­bei­tung sta­peln sich me­ter­hoch die Rähm­chen, die vom Ver­ein Mel­li­fera be­stellt wur­den. Die schwei­ze­ri­schen Bie­nen­freun­de küm­mern sich um na­tur­ge­mä­ßes Im­kern und ha­ben ge­ra­de ihre Be­stel­lung er­höht. Bis zum Früh­jahr ging es in der Holz­ab­tei­lung noch we­sent­lich en­ger­zu. Jetzt­gib­tes­mehr­Platz. “Und wir kön­nen auch mehr Leu­te hier be­schäf­ti­gen”, sagt Grup­pen­lei­ter An­dre­as Pac­zoch. Das hat da­mit zu tun, dass die Ca­ri­tas im Ader­luch in Ora­ni­en­burg eine gro­ße Werk­statt ein­rich­te­te. “Das ist eine Er­folgs­ge­schich­te”, sagt Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Die Werk­statt ist voll be­legt, die Auf­trags­bü­cher sind voll. Das Be­son­de­re im Ader­luch ist, dass für die Werk­statt ein ehe­ma­li­ger Aldi-Markt um­ge­baut wur­de, der sich im Erd­ge­schoss ei­nes Wohn­kom­ple­xes be­fand. Die Be­hin­der­ten ar­bei­ten prak­tisch das ers­te Mal in ei­nem pri­va­ten Um­feld. “Wir sind sehr gut auf­ge­nom­men wor­den”, sagt Chris­toph Lau. “Das ist ein schö­nes Stück Normalität.”

Am Frei­tag ging es in sämt­li­chen Räu­men der Ca­ri­tas-Werk­statt zu wie in ei­nem Bie­nen­schwarm. Wie je­des Jahr zum Tag der of­fe­nen Tür kom­men vie­le Be­su­cher: Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge, Freun­de, Ge­schäfts­leu­te. Alle Be­schäf­tig­ten sind gut ge­launt. freu­en sich über je­den, der sich für ihre Ar­beit in­ter­es­siert. Es ist ein­fach eine schö­ne Vor­weih­nachts­stim­mung. Dazu trägt auch Eva-Ma­ria Gö­bel bei, die in der Ein­rich­tung für be­glei­ten­de An­ge­bo­te sorgt. “Den gan­zen No­vem­ber ha­ben wir für die Vor­be­rei­tun­gen ge­braucht”, sagt sie. 60 Ad­vents­krän­ze und lo­cker noch mal 70 Ge­ste­cke sind auf die­se Wei­se ent­stan­den. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren gin­gen die letz­ten Be­su­cher im­mer leer aus, so groß war die Nach­fra­ge “Das soll die­ses Mal nicht pas­sie­ren”, sagt Eva-Ma­ria Göbel.

Die­ses Mal soll je­der et­was zum ers­ten Ad­vent mit nach Hau­se neh­men kön­nen. Durch die Be­su­cher­men­gen drän­geln sich auch die 28 Vor­schul­kin­der der Mo­sa­ik­schu­le. Gut, dass die Mäd­chen und Jun­gen ne­on­far­be­ne Wes­ten an­ha­ben, da kann sie nie­mand über­se­hen. Ganz in­ter­es­siert schau­en die Kin­der zu, wie für die Schie­be­türf­erti­gung Klein­tei­le in Tü­ten ver­packt wer­den. Und dann zie­hen die Zwer­ge win­kend wei­ter. Auf den Flu­ren fal­len sich im­mer wie­der zur Be­grü­ßung Leu­te in die Arme. An solch ei­nem Tag se­hen sich alle Be­schäf­tig­ten aus den an­de­ren Ca­ri­tas Zwei­gen wie­der, da ist die Freu­de groß.

Neue Auf­trä­ge für die Holzproduktion

ln der Holzabteilung
Ein wei­te­rer Auf­trag der Werk­statt wer­den zur Zeit im Auf­trag ei­nes Ver­eins Rähm­chen für Beu­ten ge­baut, die für na­tur­ge­mä­ßes Im­kern ver­wen­det wer­den. ln die­se Rah­men sol­len Ho­nig­bie­nen selbst­stän­dig ihre Wa­ben bauen.

Ein wei­te­rer Auftrag
sind Stroh schie­de. Sie wer­den als Art “Raum tei­ler” in den Bie­nen­kas­ten ein­ge­han­gen, so lan­ge die Völ­ker noch zu klein sind für die gro­ße Beu­te. Es han­delt sich bei den Schie­den um ein rei­nes Naturprodukt.

Die Schie­de
wer­den aus ge­bün­del­ten Rog­gen­stroh­schich­ten her­ge­stellt. Das Stroh wird sor­tiert und vor­ge­schnit­ten. Je­der Halm Wird ein­zeln abge·schält. Die ge­press­ten Bün­del wer­den mit Na­tur­fa­den zusammengenäht.