Heute wird geheiratet
Von Andrea Kathert | Märkische Allgemeine Zeitung
Klaus Theuring und Birgit Jeche geben sich das Jawort
Im Kremmener Rathaus gibt es heute eine besondere Trauung. Klaus Theuring und Birgit Jeche wollen sich das Eheversprechen geben. Beide sind seit Ihrer frühen Kindheit geistig behindert.
Kremmen | Beim gestrigen Fototermin war den beiden die Aufregung schon ein wenig anzusehen. Birgit Jeche und Klaus Theuring sind in ihrem Leben schon einige wichtige Schritte gemeinsam gegangen. Aber der heutige ist etwas ganz Besonderes: die beiden wollen heiraten.
Durch einen frühkindlichen Hirnschaden sind beide geistig behindert. Klaus Theuring zu 80 Prozent, Birgit Jeche zu 100 Prozent. Aufgewachsen sind sie im Waldhaus in Sommerfeld, einer Behinderteneinrichtung auf dem Klinikgelände. Dort lernte sich Birgit und Klaus auch kennen und wurden ein Paar. Vor fünf Jahren erfüllte sich ein großer Wunsch für sie: Die beiden durften vom Heim in eine eigene kleine Wohnung umziehen und ein selbstbestimmtes Leben führen. Mehrere bestellte und ehrenamtliche Betreuer helfen ihnen bei der Haushaltsführung, beim Einkauf und beim Umgang mit Geld. Seit 2002 stehen ihnen Brigitte und Hans-Joachim Speckmann zur Seite. Das Kremmener Ehepaar macht das ehrenamtlich. Brigitte Speckmann hat viele Jahre im Waldhaus gearbeitet. Als sie in den Ruhestand ging, übernahm sie sofort diese ehrenamtliche Tätigkeit.
Birgit Jeche und Klaus Theuring führen heute ein fast normales Leben. Ihre kleine Wohnung in einem der Blocks im Triftweg in Beetz ist hübsch eingerichtet. Die 41-Jährige führt stolz durch alle Zimmer. In dem kleinen Hobbyraum stehen die Bastelutensilien von Klaus. Birgit übt sich gerade darin, mit dem Laptop umzugehen. Das Trimm-dich-Gerät in der Ecke benutzen beide. Birgit hat in diesem Jahr an einem PC-Kurs für Behinderte teilgenommen. Und der 48-jährige Klaus besucht die Volkshochschule, um lebenspraktisches Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. In kleinen Schritten stellen sich die Erfolge ein.
Die beiden helfen und ergänzen sich in ihrem täglichen Leben. Was der eine nicht kann, hat der andere vielleicht schon gelernt. Sie gehen regelmäßig und volltags in die Caritas-Werkstatt in Oranienburg, mit Freude arbeiten sie dort in ihren Gruppen und können dadurch ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Auch in ihrem Wohnumfeld in Beetz haben Birgit und Klaus soziale Kontakte geknüpft. Dass sie sich in der kleinen Wohnung direkt am Beetzer See wohlfühlen, ist nicht zu übersehen. In einem Heim wollen die künftigen Eheleute nie wieder wohnen.
Was seine Birgit zur Trauung anzieht, weiß Klaus schon. „Ein langes Kleid”, sagt er mit verheißungsvoller Miene und drückt schnell die Hand seiner Braut. Aber gesehen hat er es natürlich noch nicht. „Das darf man nicht”, sagt Klaus Theuring.