Eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Klischees

24. Dez 2015 | Pres­se, Pres­se 2015 | 0 Kom­men­ta­re

Von Tors­ten Mül­ler | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Seit drei Jah­ren ar­bei­ten die Ca­ri­tas-Werk­stät­ten an der Krippe

Ora­ni­en­burg | Je­des Jahr wird das Ora­ni­en­bur­ger Ab­bild vom Stall zu Beth­le­hem, das den Weih­nachts­markt auf dem Schloss­platz be­rei­chert, ein we­nig mehr vervollkommnet.

Für die Schöp­fe­rin der le­bens­gro­ßen Dar­stel­lung der Ge­burt Chris­ti – die Kunst­the­ra­peu­tin Eva-Ma­ria Gö­pel von den Ca­ri­tas-Werk­stät­ten St. Jo­han­nes­berg – ist es mitt­ler­wei­le so et­was wie ein Le­bens­werk ge­wor­den, durch wei­te­re De­tails im­mer wie­der neue, in­ter­es­sier­te Bli­cke auf die Hei­li­ge Fa­mi­lie und ihre Zu­fluchts­stät­te zu ziehen.

Die 51jährige ar­bei­tet als Grup­pen­lei­te­rin im Be­reich der be­glei­ten­den An­ge­bo­te der Ca­ri­tas-Werk­stät­ten. Das heißt, zu ih­ren Kur­sen kom­men die Be­schäf­tig­ten, um sich jen­seits ih­rer ei­gent­li­chen Ar­beit in den ein­zel­nen Werk­statt-Ab­tei­lun­gen krea­tiv aus­zu­pro­bie­ren. Die Zu­satz­an­ge­bo­te sind ein spe­zi­el­les Mar­ken­zei­chen der Werk­stät­ten, um die Be­schäf­tig­ten mög­lichst viel­sei­tig zu för­dern. „Ich gebe Kur­se im Ma­len und Ge­stal­ten“, sagt Eva-Ma­ria Gö­pel, die auch über eine son­der­päd­ago­gi­sche Zu­satz­aus­bil­dung ver­fügt. „Je­der Werk­statt-Mit­ar­bei­ter, der Lust dar­auf hat, sich künst­le­risch zu be­tä­ti­gen, kann sich ei­nes mei­ner An­ge­bo­te aus­wäh­len – egal ob er oder sie 18 oder über 60 Jah­re alt ist.“ Im Rah­men die­ser Kurs- und Pro­jekt­ar­beit ist – Im Auf­trag der Stadt Ora­ni­en­burg – in­ner­halb von nun­mehr drei Jah­ren Ora­ni­en­burgs le­bens­gro­ße Weih­nachts­krip­pe mit Ma­ria und Jo­sef und dem ins Stroh ge­bet­te­ten Kind in der Wie­ge ent­stan­den. Seit­dem hal­fen die Be­schäf­tig­ten mit, die Fi­gu­ren nach den Ent­wür­fen der Künst­le­rin in den ver­schie­dens­ten Tech­ni­ken zu ge­stal­ten. Sie wa­ren beim An­le­gen der Gips­bin­den da­bei, mit de­nen die Grund­ge­rüs­te aus Draht und Pa­pier mo­del­liert wur­den. Sie hal­fen beim Trän­ken der Stof­fe mit Acryl oder beim Fal­ten der Gewänder.

Das sind schon zum Teil sehr an­spruchs­vol­le Ar­bei­ten, bei de­nen mei­ne Kurs­teil­neh­mer mit gro­ßer Sorg­falt und Lie­be ihr Ein­füh­lungs­ver­mö­gen be­wie­sen“, sagt Eva-Ma­ria Gö­pel. Sie selbst sorg­te na­tür­lich für die ganz be­son­de­ren Fein­hei­ten wie die aus Spe­zi­al­gips ge­gos­se­nen Hän­de oder das Ant­litz der Ge­sich­ter. „Ich woll­te Ma­ria als eine le­ben­di­ge, durch­aus auch dral­le Frau aus dem Volk und Jo­sef als ei­nen ju­gend­li­chen Mann ge­stal­ten“, er­klärt sie ihre In­ten­tio­nen. „Es ging mir dar­um, eben ein­fach eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Kli­schees zu zeigen.“

Und da­bei sieht sie sich und ihre Hel­fer auch noch lan­ge nicht am Ende des Wer­kes. Als nächs­ten Be­woh­ner wür­de die Künst­le­rin mit ih­ren Schütz­lin­gen gern ein Schaf in den Stall ein­zie­hen las­sen. „Vor al­lem wä­ren aber auch die Hei­li­gen Drei Kö­ni­ge eine ech­te Her­aus­for­de­rung für uns“, ver­rät Eva-Ma­ria Gö­pel ei­nen wei­te­ren Herzenswunsch.