Eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Klischees

Eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Klischees

Eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Klischees

Von Tors­ten Mül­ler | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Seit drei Jah­ren ar­bei­ten die Ca­ri­tas-Werk­stät­ten an der Krippe

Ora­ni­en­burg | Je­des Jahr wird das Ora­ni­en­bur­ger Ab­bild vom Stall zu Beth­le­hem, das den Weih­nachts­markt auf dem Schloss­platz be­rei­chert, ein we­nig mehr vervollkommnet.

Für die Schöp­fe­rin der le­bens­gro­ßen Dar­stel­lung der Ge­burt Chris­ti – die Kunst­the­ra­peu­tin Eva-Ma­ria Gö­pel von den Ca­ri­tas-Werk­stät­ten St. Jo­han­nes­berg – ist es mitt­ler­wei­le so et­was wie ein Le­bens­werk ge­wor­den, durch wei­te­re De­tails im­mer wie­der neue, in­ter­es­sier­te Bli­cke auf die Hei­li­ge Fa­mi­lie und ihre Zu­fluchts­stät­te zu ziehen.

Die 51jährige ar­bei­tet als Grup­pen­lei­te­rin im Be­reich der be­glei­ten­den An­ge­bo­te der Ca­ri­tas-Werk­stät­ten. Das heißt, zu ih­ren Kur­sen kom­men die Be­schäf­tig­ten, um sich jen­seits ih­rer ei­gent­li­chen Ar­beit in den ein­zel­nen Werk­statt-Ab­tei­lun­gen krea­tiv aus­zu­pro­bie­ren. Die Zu­satz­an­ge­bo­te sind ein spe­zi­el­les Mar­ken­zei­chen der Werk­stät­ten, um die Be­schäf­tig­ten mög­lichst viel­sei­tig zu för­dern. „Ich gebe Kur­se im Ma­len und Ge­stal­ten“, sagt Eva-Ma­ria Gö­pel, die auch über eine son­der­päd­ago­gi­sche Zu­satz­aus­bil­dung ver­fügt. „Je­der Werk­statt-Mit­ar­bei­ter, der Lust dar­auf hat, sich künst­le­risch zu be­tä­ti­gen, kann sich ei­nes mei­ner An­ge­bo­te aus­wäh­len – egal ob er oder sie 18 oder über 60 Jah­re alt ist.“ Im Rah­men die­ser Kurs- und Pro­jekt­ar­beit ist – Im Auf­trag der Stadt Ora­ni­en­burg – in­ner­halb von nun­mehr drei Jah­ren Ora­ni­en­burgs le­bens­gro­ße Weih­nachts­krip­pe mit Ma­ria und Jo­sef und dem ins Stroh ge­bet­te­ten Kind in der Wie­ge ent­stan­den. Seit­dem hal­fen die Be­schäf­tig­ten mit, die Fi­gu­ren nach den Ent­wür­fen der Künst­le­rin in den ver­schie­dens­ten Tech­ni­ken zu ge­stal­ten. Sie wa­ren beim An­le­gen der Gips­bin­den da­bei, mit de­nen die Grund­ge­rüs­te aus Draht und Pa­pier mo­del­liert wur­den. Sie hal­fen beim Trän­ken der Stof­fe mit Acryl oder beim Fal­ten der Gewänder.

Das sind schon zum Teil sehr an­spruchs­vol­le Ar­bei­ten, bei de­nen mei­ne Kurs­teil­neh­mer mit gro­ßer Sorg­falt und Lie­be ihr Ein­füh­lungs­ver­mö­gen be­wie­sen“, sagt Eva-Ma­ria Gö­pel. Sie selbst sorg­te na­tür­lich für die ganz be­son­de­ren Fein­hei­ten wie die aus Spe­zi­al­gips ge­gos­se­nen Hän­de oder das Ant­litz der Ge­sich­ter. „Ich woll­te Ma­ria als eine le­ben­di­ge, durch­aus auch dral­le Frau aus dem Volk und Jo­sef als ei­nen ju­gend­li­chen Mann ge­stal­ten“, er­klärt sie ihre In­ten­tio­nen. „Es ging mir dar­um, eben ein­fach eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Kli­schees zu zeigen.“

Und da­bei sieht sie sich und ihre Hel­fer auch noch lan­ge nicht am Ende des Wer­kes. Als nächs­ten Be­woh­ner wür­de die Künst­le­rin mit ih­ren Schütz­lin­gen gern ein Schaf in den Stall ein­zie­hen las­sen. „Vor al­lem wä­ren aber auch die Hei­li­gen Drei Kö­ni­ge eine ech­te Her­aus­for­de­rung für uns“, ver­rät Eva-Ma­ria Gö­pel ei­nen wei­te­ren Herzenswunsch.

Of­fe­ne Werkstatt

Of­fe­ne Werkstatt

Of­fe­ne Werkstatt

Von Klaus D. Gro­te | Ora­ni­en­bur­ger Ge­ne­ral­an­zei­ger | Titel

Ein­blick in alle Ab­tei­lun­gen: Die Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg in Ora­ni­en­burg öff­ne­te am Frei­tag ihre Tü­ren. Alle dort her­ge­stell­ten Pro­duk­te gab es auch zu kau­fen. (Sei­te 4)

Be­gehr­te Produkte

Be­gehr­te Produkte

Be­gehr­te Produkte

Von Klaus D. Gro­te | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg ex­pan­diert I Vie­le Be­su­cher beim Tag der of­fe­nen Tür

Ora­ni­en­burg | Die Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg ex­pan­diert. Die Pro­duk­ti­on von Bohr­roh­lin­gen wird ver­la­gert. Ab 1. Fe­bru­ar wer­den bis zu vier Mil­lio­nen Stück mo­nat­lich im frü­he­ren Aldi-Markt am Ader­luch her­ge­stellt. Die Nach­fra­ge beim Auf­trag­ge­ber ist so groß, dass die Roh­lin­ge so­gar am Tag der of­fe­nen Tür der Werk­statt am Frei­tag pro­du­ziert wurden.

60 Be­schäf­tig­te, dar­un­ter 39 Men­schen mit Be­hin­de­rung wer­den die Roh­lin­ge für die Fir­ma Güh­ring am neu­en Stand­ort her­stel­len. Der Ar­beits­be­reich wer­de da­mit zum zweit­wich­tigs­ten in der Ca­ri­tas-Werk­statt mit ih­ren ins­ge­samt 500 Be­schäf­tig­ten, sagt Lei­ter Chris­toph Lau. Größ­te Auf­trags­fir­ma bleibt die Fir­ma Ora­fol, die bei der Ca­ri­tas Mus­ter­fä­cher und ‑bö­gen so­wie Ka­ta­lo­ge her­stel­len lässt. “Das ist un­ser größ­ter und äl­tes­ter Auf­trag­ge­ber, seit fast 25 Jah­ren pro­du­zie­ren wir für Ora­fol”, sag­te Lau.

Beim Tag der of­fe­nen Tür ka­men dann aber ne­ben An­ge­hö­ri­gen der Be­schäf­tig­ten vor al­lem pri­va­te Kun­den, die Pro­duk­te aus der Werk­statt er­ste­hen woll­ten, zum Bei­spiel Ge­schenk­pa­pier und Ker­zen. Be­son­ders be­gehrt wa­ren die Kar­tof­fel­rub­bel. Frü­her wur­den mit den Kis­ten aus Kie­fern­holz Kar­tof­feln auf dem Feld ge­sam­melt. Durch Rüt­teln er­gab sich ein Sieb­ef­fekt, der die Kar­tof­feln von der Erde trenn­te. Heu­te sind die Kis­ten schi­cke All­tags­ge­gen­stän­de. Sil­ke Tro­ja zeig­te den Be­su­chern ver­schie­de­ne Nut­zungs­mög­licb­kei­ten: als Obst- oder Brot­korb, als Auf­be­wah­rungs­box für Wol­le und al­les Mög­li­che. “Hand­ma­de in Ora­ni­en­burg”, steht auf den Kis­ten, die es in ver­schie­de­nen Grö­ßen gibt.

Eben­falls ei­nem Trend folgt die Her­stel­lung von Bie­nen­käs­ten. “C‑Beute Com­fort” hei­ßen die mit dem Län­der­in­sti­tut für Bie­nen­kun­den ent­wi­ckel­ten und sehr durch­dach­ten Holz­kis­ten. Den Com­fort ha­ben nicht nur die dar­in le­ben­den Bie­nen, son­dern vor al­lem ihre Im­ker, der sich über vie­le prak­ti­sche De­tails an den Beu­ten freu­en kann. So prak­tisch sind die Kis­ten, dass Tisch­le­rei­lei­ter Frank­lin Lied­ke in die­sem Jahr selbst zum Im­ker wur­de. Drei Völ­ker hat er über­nom­men. Al­ler­dings sei das Jahr zu tro­cken ge­we­sen, die Ho­nig­aus­beu­te ver­gleich­wei­se ge­ring. Im­mer­hin ka­men aber 30 Ki­lo­gramm zu­sam­men. “Mal se­hen, wie es sich ent­wi­ckelt”, sagt der Jung-Im­ker, der noch Er­fah­rung sam­meln will.

Werk­statt der Geschenke

Werk­statt der Geschenke

Werk­statt der Geschenke

Von Ro­bert Roes­ke | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Ora­ni­en­burg | Alle Jah­re wie­der: Die Ca­ri­tas-Werk­stät­ten für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen in der Ber­li­ner Stra­ße in Ora­ni­en­burg lu­den ges­tern zum “Tag der of­fe­nen Tür”. Rund 420 Be­schäf­tig­te sorg­ten für ein gro­ßes An­ge­bot auf dem Markt mit vor­weih­nacht­li­chen Bas­te­lei­en und Pro­duk­ten. Ri­car­do Bör­schel, Sa­rah Stoll, An­drea Pilz und Jens Ha­mann stell­ten zum Bei­spiel die neue Feu­er­scha­le mit Grill­an­zün­der auf Öko­ba­sis aus der Holz­werk­statt vor. Zu­dem gab es Weih­nachts­ge­ste­cke, Ku­gel­schrei­ber, selbst be­druck­tes Ge­schenk­pa­pier und vie­le Ge­schenk­ideen zu klei­nen Preisen.

2016 be­stehen die Werk­stät­ten 25 Jah­re. Zum Auf­takt des Ju­bi­lä­ums­jah­res gibt es am 1. März ein Fest.

Die Ca­ri­tas rich­tet eine neue Werk­statt ein

Die Ca­ri­tas rich­tet eine neue Werk­statt ein

Die Ca­ri­tas rich­tet eine neue Werk­statt ein

Von An­drea Ka­thert | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Der frü­he­re Aldi-Markt im Ader­luch in Ora­ni­en­burg wird um­ge­baut – in der Ber­li­ner Stra­ße ist Frei­tag “Tag der of­fe­nen Tür”

Ora­ni­en­burg | Acht Jah­re ist es her, dass der Aldi-Markt im Ader­luch 54 sei­ne Pfor­ten schloss. Und mit ihm mach­ten auch der Bä­cker, der Schle­cker, der Blu­men­la­den und an­de­re dicht. Rund 1000 Qua­drat­me­ter des Erd­ge­schos­ses in dem Wohn- und Ge­schäfts­kom­plex ste­hen leer. Aber nicht mehr lan­ge. Die Ca­ri­tas Ein­rich­tung St. Jo­han­nes­berg rich­tet im ehe­ma­li­gen Al­di­markt eine neue Werk­statt ein, in der Men­schen mit Be­hin­de­run­gen be­schäf­tigt sind.

In Ei­gen­re­gie ha­ben die Mit­ar­bei­ter den ehe­ma­li­gen Ver­kaufs­kom­plex be­reits ent­kernt. Zwi­schen­de­cken, Wand­ver­klei­dun­gen, Roh­re und Ka­bel – al­les ist raus. “Wir wol­len die ge­sam­te Flä­che nut­zen und mehr”, sagt Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Die Ca­ri­tas ar­bei­tet in ih­ren Werk­stät­ten an der Ber­li­ner Stra­ße schon län­ge­re Zeit für die Fir­ma G‑Elit aus Ber­lin-Rei­ni­cken­dorf. Das Un­ter­neh­men be­schäf­tigt mehr als 400 Mit­ar­bei­ter, ist da­mit der größ­te wirt­schaft­li­che Ar­beit­ge­ber in Rei­ni­cken­dorf und ein­ge­bun­den in die in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Güh­ring Grup­pe. Pro­du­ziert wer­den Prä­zi­si­ons­werk­zeu­ge für den welt­wei­ten Markt.

G‑Elit hat sei­ne Auf­trä­ge für die Ca­ri­tas nun er­wei­tert. “Wir ver­ar­bei­ten bis­her 3,5 Mil­lio­nen Bohr­roh­lin­ge pro Mo­nat”, er­zählt Lau. Nun sol­len es vier Mil­lio­nen wer­den. Da­für reicht der Platz in der Ber­li­ner Stra­ße nicht mehr aus.

Be­vor das Ent­ker­nen des Ob­jek­tes im Ader­luch be­gann, hat die Ca­ri­tas die Mie­ter des Kom­ple­xes zu ei­nem klei­nen Fest ein­ge­la­den. “Wir woll­ten uns ein­fach mal vor­stel­len”, sagt der Werk­statt­lei­ter. Das sei sehr gut an­ge­kom­men. Zum ers­ten Mal wird eine Werk­statt der Ca­ri­tas mit­ten in ei­nem Wohn­kom­plex lie­gen. Das Ob­jekt ist ide­al für die Zwe­cke, lan­ge hat die Ein­rich­tung nach so et­was ge­sucht. Es gibt eine Ram­pe zur An­lie­fe­rung der Roh­lin­ge, die als Schütt­wa­re kom­men. Die groß­zü­gi­ge Hal­le und die Ne­ben­räu­me bie­ten ge­nug Platz für die Fer­ti­gung, Sa­ni­tär­an­la­gen, Um­klei­de und Auf­ent­halts­räu­me. Rund­her­um in der Hal­le wer­den Fens­ter­durch­brü­che ge­schaf­fen, dort lie­gen die Ar­beits­plät­ze der Be­schäf­tig­ten. Etwa 400 000 Euro sind für den Um­bau des Kom­ple­xes ver­an­schlagt. “Im Fe­bru­ar wol­len wir hier be­gin­nen”, sagt Mar­cel Teich­mann. Er ist der künf­ti­ge Pro­duk­ti­ons­lei­ter im Aderluch.

In der Haupt­werk­statt in der Ber­li­ner Stra­ße sind zur­zeit 24 Leu­te mit der Boh­rer­vor­fer­ti­gung be­schäf­tigt. In der neu­en Werk­statt sol­len es 36 sein. Auch zwei an­de­re Ar­beits­grup­pen wer­den ins Ader­luch zie­hen. Im Ge­gen­zug kön­nen sich die Holz­ab­tei­lung und der Be­reich Gar­ten­bau in der Ber­li­ner Stra­ße et­was ver­grö­ßern. “Ins­ge­samt wer­den wir dann 420 Plät­ze für Be­schäf­tig­te ha­ben”, sagt Chris­toph Lau. “Das ist aber un­se­re letz­te Aus­bau­stu­fe.” 70 Mit­ar­bei­ter be­schäf­tigt die Ca­ri­tas im Mo­ment. Wei­te­re wer­den noch ge­braucht. “Wir su­chen noch ei­nen Koch oder eine Kö­chin, ei­nen Gärt­ner und ei­nen tech­nik­af­fi­nen Grup­pen­lei­ter”, meint Lau.

Tag der of­fe­nen Tür

Die Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg in der Ber­li­ner Stra­ße 93 ist ein mo­der­nes Fer­ti­gungs- und Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men. Mehr als 400 Men­schen mit Be­hin­de­run­gen sind un­ter an­de­rem in der Holz- und der Me­tall­ver­ar­bei­tung, der Gar­ten- und Land­schafts­pfle­ge und der Wä­sche­rei beschäftigt.

Am Frei­tag, 27. No­vem­ber, lädt die Ca­ri­tas von 10 bis 16 Uhr zum “Tag der of­fe­nen Tür” und Be­sich­ti­gung al­ler Be­rei­che in die Ber­li­ner Stra­ße 93 ein.

Be­hin­der­te spra­chen für sich selbst

Be­hin­der­te spra­chen für sich selbst

Be­hin­der­te spra­chen für sich selbst

An­drea Ka­thert | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

De­bat­te in der Ca­ri­tas-Ein­rich­tung St. Jo­han­nes­berg zum The­ma In­klu­si­on in Oranienburg

ORANIENBURG | „Was wür­den Sie tun, wenn Sie ei­nen Tag Po­li­ti­ker wä­ren?“ So lau­te­te die Er­öff­nungs­fra­ge bei der Dis­kus­si­ons­run­de in der Ca­ri­tas Ein­rich­tung St. Jo­han­nes­berg am Don­ners­tag­abend. Mo­de­ra­tor Ro­bert Ties­ler, sei­nes Zei­chens Au­tor, Jour­na­list und Mit­ar­bei­ter der MAZ, mo­de­rier­te die Ver­an­stal­tung, zu der SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Björn Lütt­mann ein­ge­la­den hatte.

Die Be­woh­ner und Werk­statt­be­schäf­tig­ten des St.Johannesberges, der Nord­bahn gGmbH udn der Le­bens­hil­fe Ober­ha­vel-Süd lie­ßen sich ich lan­ge bit­ten. Sie hat­ten sich bes­tens vor­be­rei­tet und viel zu sa­gen zum The­ma Be­hin­der­te in Oranienburg.

Wür­de Björn Lütt­mann wirk­lich mal für ei­nen Tag sei­nen Ses­sel im Land­tag räu­men, dann wür­den die Be­woh­ner ei­ni­ges in der Stadt än­dern. Dann wäre Schluss mit dem Be­am­ten­deutsch und den kom­pli­zier­ten An­trä­gen, die nie­mand ver­steht. Al­les müss­te in ei­ner ein­fa­chen Spra­che for­mu­liert sein. Dann gäbe es kei­ne ho­hen Bord­stei­ne mehr in der Stadt und Bus­se, die so voll sind, dass geh­be­hin­der­te Men­schen erst gar nicht mehr mit rein­kom­men. Dann wür­de es eine ge­rech­te­re Be­zah­lung für die Ar­beit in den Werk­stät­ten ge­ben. Dann wür­de es mehr Woh­nun­gen in Ora­ni­en­burg ge­ben, in de­nen auch Be­hin­der­te le­ben kön­nen. Es gäbe mehr Park­plät­ze in der Stadt. Und die Dreh­kreu­ze in den Su­per­märk­ten wür­den ver­schwin­den. Auf den Bahn­hö­fen, be­son­ders in Lehnitz, wür­den die Auf­zü­ge stän­dig funk­tio­nie­ren. Der Bus der Li­nie 804 wür­de im 20-Mi­nu­ten-Takt fah­ren, die Geh­we­ge wä­ren im­mer ge­streut, und auf Pla­ka­ten und Aus­hän­gen gäbe es kei­ne klei­ne Schrift mehr.

Wie man merkt, hat­ten die Be­hin­der­ten ein gan­zes Pa­ket von An­re­gun­gen ge­schnürt, die sie mit Björn Lütt­mann, mit Hol­ger Dre­her, dem Be­hin­der­ten­be­auf­trag­ten der Stadt, mit Uta Ger­ber, Ge­schäfts­füh­re­rin der Le­bens­hil­fe und mit Chris­toph Lau, dem Lei­ter der Ca­ri­tas Werk­stät­ten, dis­ku­tier­ten. Ein The­ma je­doch lös­te bei al­len Be­trof­fen­heit aus. Ire­na Saen­ger aus dem St.?Johannesberg wünsch­te sich, „dass Men­schen mit Be­hin­de­rung we­ni­ger Ge­walt er­le­ben müs­sen.“ Co­rin­na Derasch, Vor­sit­zen­de des Werk­statt­ra­tes sag­te: „Ins­be­son­de­re bei se­xu­el­ler Ge­walt sind die Zah­len sehr hoch.“ Es gebe Stu­di­en, „die be­sa­gen, dass jede zwei­te Frau mit Be­hin­de­rung be­reits se­xu­el­le Grenz­ver­let­zun­gen oder Miss­brauchs­er­fah­run­gen ma­chen muss­te.“ Nicht sel­te­ner sei­en auch Män­ner da­von be­trof­fen. Auch ver­ba­le Ge­walt er­le­ben die Be­hin­der­ten häu­fig. „Du bist doch blöd, das kannst du so­wie­so nicht“, sind Sät­ze, die sie öf­ter hören.

Wir wis­sen, dass so et­was vor­kommt“, sag­te Uta Ger­ber. „Wir ste­hen be­reit, um Sie zu un­ter­stüt­zen. Kom­men Sie zu uns, zu ih­ren Be­treu­ern, weh­ren Sie sich.“

Hol­ger Dre­her konn­te ver­kün­den, dass in der Stadt­ver­wal­tung ge­ra­de dar­an ge­ar­bei­tet wird, das The­ma leich­te Spra­che um­zu­set­zen und Be­hör­den­brie­fe an­ders zu for­mu­lie­ren. Dre­her reg­te auch an, den Dis­coun­tern Auf­la­gen zu er­tei­len, um die Dreh­kreu­ze ab­zu­schaf­fen. Zum The­ma Park­plät­ze ver­wies er dar­auf, dass Be­hin­der­te mit ei­ner Son­der­ge­neh­mi­gung über­all kos­ten­los par­ken können.

Björn Lütt­mann, der sich über die Mit­ar­beit der Be­woh­ner sehr freu­te, wird The­men wie Ge­sprä­che mit der Bahn, Woh­nungs­bau und an­de­re An­re­gun­gen mit nach Pots­dam neh­men. Er reg­te auch an, der­ar­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen öf­ter durchzuführen.