Letzte Erweiterung
Von Klaus D. Grote | Oranienburger Generalanzeiger
Caritas-Werkstatt will nach Eröffnung des neuen Standorts nicht mehr wachsen
Oranienburg (OGA) | Nach monatelanger Verzögerung und dem Wegfall eines wichtigen Auftrags hat die Caritas-Werkstatt am Donnerstag ihren neuen Standort am Aderluch in Betrieb genommen. Es wird die vorerst letzte Erweiterung sein.
Nur die beige-braunen Fliesen erinnern an den früheren Mieter. “Ich bin begeistert. Was man aus Aldi alles machen kann”, sagt ein Besucher, der am Donnerstagnachmittag in das Wohn- und Geschäftshaus am Aderluch gekommen ist, um der Eröffnung des neuen Werkstattstandorts der Caritas beizuwohnen. Jahrelang stand die frühere Discounter-Filiale leer. Auch ein Backshop und eine Schlecker-Filiale waren längst geschlossen. Die Caritas baute gründlich um. Sichtbeton, knallrote Wände, LED-Beleuchtung und helle Arbeitsplätze beherrschen jetzt das Bild. Standortleiter Marcel Teichmann nimmt einen kleinen Tretroller, wenn er von seinem Büro über die langen Flure in die Werkstätten will.
Insgesamt 60 Beschäftigte arbeiten in der Werbemitteltechnik, der Kantine und dem Förderbereich B.Plus. Sie stellen unter anderem Notizhefte her, kleben Etiketten auf dicke Bleistifte, falten und heften Prospekte. Der Schreibwarenhersteller Herlitz, der heute zu Pelikan gehört, ist ein wichtiger Auftraggeber. Doch ursprünglich sollte die 990 Quadratmeter große frühere Ladenfläche für die Bohrervorfertigung genutzt werden. Denn die Aufträge der Firma Gühring wurden immer größer. Als der Umbau des alten Aldi ‑Marktes begann, entzog Gühring dann sämtliche Aufträge wegen eines Standortwechsels. Die Caritas-Werkstatt musste komplett umplanen. Der Eröffnungstermin am Aderluch wurde verschoben.
“Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Heute könnte man fragen , warum haben wir es nicht von Anfang an so geplant?”, sagt Werkstattleiter Christoph Lau. Er habe noch nie so frohe Mitarbeiter bei einem Umzug erlebt. Tatsächlich scheinen alle zufrieden zu sein. Produktionsbereiche begannen vor sechs Wochen mit dem Umzug von der Berliner Straße zum Aderluch. An beiden Standorten haben die Bereiche jetzt deutlich mehr Platz. Gruppenleiterin Silke Trojan ist sichtlich zufrieden. Auch deshalb, weil sie während der Arbeitszeit einfach die Ladentüren der früheren Schlecker-Filiale öffnen und mit den Nachbarn plauschen kann.
450 000 Euro wurden in den Umbau investiert. “Es ist die letzte Erweiterung für sehr, sehr lange Zeit”, sagt Christoph Lau. “Wir werden nicht mehr größer und können uns darauf konzentrieren, besser zu werden.” 408 Menschen sind in der Oranienburger Caritas-Werkstatt insgesamt beschäftigt, zwölf Stellen sind nicht besetzt. An einem weiteren Wachstum besteht offenbar kein Bedarf mehr. Es sei auch schön, jeden Beschäftigten mit Namen zu kennen, sagt Lau.
Der weggefallene Auftrag für die Bohrervorfertigung wurde inzwischen kompensiert. Für die Firma Friesen aus dem Gewerbegebiet Nord werden alte Autoteile wie Anlasser und Lichtmaschinen komplett zerlegt. Bei Friesen werden die brauchbaren Teile dann recycelt. Die Arbeit sei eigentlich viel interessanter und abwechslungsreicher als die Bohrervorfertigung, sagte Gruppenleiter Bernd Kretzschmer. “Es ist schön, mal was Neues zu machen.” Etwas Neues wagt die Caritas auch in dem alten Aldi-Laden. Der Tischkicker, eine Idee vom Standortleiter Marcel Teichmann, kommt bei den Beschäftigten gut an. Wo sich früher Schlangen an den Supermarktkassen bildeten, stehen die Leute jetzt zum Spielen an.