120 Jah­re St. Johannesberg

31. Aug 2019 | Pres­se, Pres­se 2019 | 0 Kom­men­ta­re

Von Ste­fa­nie Fech­ner | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Die Ca­ri­tas fei­ert am heu­ti­gen Sonn­abend in der Ber­li­ner Stra­ße in Ora­ni­en­burg ein gro­ßes und run­des Ju­bi­lä­um am St. Johannesberg

Ora­ni­en­burg. Die Ein­rich­tun­gen der Ca­ri­tas am St. Jo­han­nes­berg in der Ber­li­ner Stra­ße in Ora­ni­en­burg ver­bin­det seit in­zwi­schen 120 Jah­ren Tra­di­ti­on und die Er­fah­run­gen mo­der­ner päd­ago­gi­scher Kon­zep­te so­wie in­no­va­ti­ver Ideen. Am heu­ti­gen Sonn­abend fei­ert die Ein­rich­tung ihr gro­ßes, run­des Grün­dungs­ju­bi­lä­um. Ab 14 Uhr fin­den die Fest­lich­kei­ten auf dem Ge­län­de in der Ber­li­ner Stra­ße 91–93 mit ei­nem um­fang­rei­chen Fest­pro­gramm statt. Da­bei wird es auch ei­nen Rück­blick auf die durch­aus wech­sel­vol­le Ge­schich­te und Ent­wick­lung der Ein­rich­tung geben.

Mit dem Er­werb ei­ner Som­mer­vil­la in der Ber­li­ner Stra­ße in Ora­ni­en­burg durch den Or­den der Do­mi­ni­ka­ne­rin­nen am Are­n­berg im Jahr 1899 be­ginnt die­se Ge­schich­te. 60 Wai­sen­kin­der soll­ten hier ein neu­es Zu­hau­se fin­den. 1902 wur­de die Ka­pel­le ge­baut und ein­ge­weiht, im Jahr 1928 be­gan­nen die Or­dens­schwes­tern mit der Be­treu­ung von Säug­lin­gen. Wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs von 1939 bis 1945 dien­te die Ein­rich­tung in der Ber­li­ner Stra­ße als Eva­ku­ie­rungs­la­ger, ab 1946 be­treu­te das Heim dann tu­ber­ku­lo­se­kran­ke Kin­der. 1954 wur­den schließ­lich die ers­ten Kin­der mit geis­ti­gen Be­hin­de­run­gen in die Ein­rich­tung auf­ge­nom­men, de­ren Zahl sich in Fol­ge schnell auf über 100 er­höh­te. Ab 1980 bil­de­ten sich ers­te Ko­ope­ra­tio­nen mit re­gio­na­len Un­ter­neh­men zum Zwe­cke der Ar­beits­the­ra­pie für die Be­woh­ner und Be­woh­ne­rin­nen, ehe die Or­dens­schwes­tern der Do­mi­ni­ka­ne­rin­nen schließ­lich 1986 in ihr Mut­ter­haus nach Are­n­berg zu­rück­kehr­ten und Heinz Steh als ers­ter welt­li­cher Lei­ter der Ein­rich­tung an des­sen Spit­ze rückte.

1991 über­nahm dann schließ­lich die Ca­ri­tas Fa­mi­li­en- und Ju­gend­hil­fe GGmbH die Rechts­trä­ger­schaft der Ein­rich­tung, die sie bis heu­te inne hat. Werk­statt und Schu­le wur­den ge­grün­det, ehe 1998 ein wei­te­rer wich­ti­ger Schritt folg­te: Neu­bau und Ein­wei­hung der Haupt­werk­statt in der Ber­li­ner Stra­ße 93. Zu die­sem Zeit­punkt zähl­te die Werk­statt im­mer­hin be­reits 140 Be­schäf­tig­te. Zwi­schen 2004 und 2006 zog dann auch die Schu­le in den mo­der­nen Neu­bau auf das Ge­län­de um, es folg­te eine er­neu­te Er­wei­te­rung der Werk­statt, auch der För­der­be­reich wur­de ein­ge­weiht. Die Ein­rich­tung wuchs wei­ter er­heb­lich, so dass 2009 im Ora­ni­en­bur­ger Ge­wer­be­park Nord schließ­lich eine eine Zweig­werk­statt mit rund 100 Ar­beits­plät­zen ein­ge­rich­tet wurde.

Heu­te bie­tet das Ca­ri­tas-Woh­nen St. Jo­han­nes­berg in der Ber­li­ner Stra­ße Men­schen mit un­ter­schied­lich stark aus­ge­präg­ten Be­hin­de­run­gen ein Zu­hau­se. Dan­ke Hil­fe­stel­lung bei de­ren Le­bens­ge­stal­tung wird ih­nen ein weit­ge­hend selbst­stän­di­ges Le­ben er­mög­licht. Die Be­woh­ner le­ben – mit Un­ter­stüt­zung ent­spre­chend aus­ge­bil­de­ten Fach­per­so­nals – in Wohn­grup­pen zusammen.

Ei­nen wei­te­ren Stand­ort hat das St. Jo­han­nes­berg in der Hild­bur­ger­hau­se­ner Stra­ße. An der dor­ti­gen Schu­le, die den son­der­päd­ago­gi­schen Schwer­punkt „geis­ti­ge Ent­wick­lung“ hat, ler­nen der­zeit rund 75 Kin­der aus ganz Ober­ha­vel und dem nörd­li­chen Ber­lin. Auch sie kön­nen bei Be­darf in der Ca­ri­tas-Ein­rich­tung le­ben und nach Ende ih­rer Schul­zeit in ei­nen Ar­beits­platz der Ca­ri­tas-Werk­statt wechseln.

416 Be­schäf­tig­te sind der­zeit in der Werk­statt tä­tig. Sie sol­len nach ih­ren in­di­vi­du­el­len Mög­lich­kei­ten so­wohl ge­för­dert, aber auch ge­for­dert wer­den, so dass Brü­cken zum Ar­beits­markt ge­baut wer­den kön­nen. Das Kon­zept hat Er­folg: Ak­tu­ell ar­bei­ten 20 Be­schäf­tig­te in Fremd­fir­men in und um Ora­ni­en­burg. Neu­es­tes Pro­jekt der Ca­ri­tas-Werk­statt ist das „Rad & Tat“. Da­bei wer­den ge­brauch­te Fahr­rä­der ver­kehrs­tüch­tig auf­ge­ar­bei­tet. Die Be­schäf­tig­ten üben auf die­se Wei­se eine sinn­vol­le, be­ruf­li­che Tä­tig­keit aus und schaf­fen ei­nen nach­hal­ti­gen wirt­schaft­li­chen Mehrwert.