Ca­ri­tas Werk­statt hat viel auf Heim­ar­beit umgestellt

30. Mrz 2020 | Pres­se, Pres­se 2020 | 0 Kom­men­ta­re

Von Fried­helm Brenn­ecke | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Co­ro­na-Pan­de­mie Die Ge­sund­heit der Be­schäf­ti­gen geht vor. Der Be­trieb läuft aber bis­her an al­len Stand­or­ten und in al­len Be­rei­chen weiter. 

Wir ha­ben uns schon fast an den Ausnah­mezustand der Co­ro­na-Pan­de­mie ge­wöhnt, als sei er bei­na­he et­was ganz Nor­ma­les”, sagt Chris­toph Lau. Der Lei­ter der Ca­ri­tas-Wer­k­statt St. Jo­han­nes­berg in Ora­ni­en­burg kann am Tag fünf nach dem In­kraft­tre­ten der so­ge­nann­ten Ein­däm­mungs­ver­ord­nung nach vorn schau­en, weil er das Fer­ti­gungs- und Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men mit 430 Men­schen mit Be­hin­de­rung in die­ser kur­zen Zeit neu auf­ge­stellt hat. 

Etwa 30 Be­schäf­tig­te in Notbe­treuung sind der­zeit noch in den Werk­stät­ten ne­ben haupt­amt­li­chen Mit­ar­bei­tern tä­tig. Die Wä­sche­rei hat nach wie vor gut zu tun. „Denn die In­sas­sen der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt Wul­kow ha­ben noch kei­nen Frei­gang”, scherzt Lau. Ne­ben der Wä­sche für die An­stalt ge­hört auch die Stadt Ora­ni­en­burg mit Wä­sche aus den Ki­tas so­wie die AWU mit Be­rufs­be­klei­dung zu den Kun­den. „Zir­ka 400 bis 500 Kilo Wä­sche­stü­cke sind der täg­li­che Durch­satz”, sagt Rai­ner Schulz, der tech­ni­sche Lei­ter der Werk­statt an’ der Ber­liner Stra­ße 93.

Dort ver­sorgt auch die Haupt­kü­che Can­ti­na nicht nur die Ca­ri­tas-Be­schäf­tig­ten mit täg­lich wech­seln­den Mit­tag­essen. Die Can­ti­na ist zu Co­ro­na-Zei­ten zu ei­nem To-go-Be­trieb ge­wor­den. Vor der Aus­ga­be­stel­le mar­kie­ren klei­ne Lü­be­cker Hüt­chen im Ab­stand von gut 1,5 Me­tern die Si­cher­heits­di­stanz, die der­zeit ein­zu­hal­ten ist.

Wir gro­ße ha­ben eine Ver­ant­wor­tung für die Men­schen, die bei uns arbeiten.”

Chris­toph Lau 
Werkstattleiter

Mon­tags bis frei­tags zwi­schen 11 und 13 Uhr kön­nen alle, die ihr Es­sen zu­vor be­stellt ha­ben, ihre Por­ti­on in der Werk­statt ab­ho­len. Am Frei­tag gab es üb­ri­gens He­rings­fi­let in Ap­fel-Zwie­bel Jo­ghurt­so­ße mit Salz­kar­tof­feln und To­ma­ten­sa­lat so­wie als Des­sert Milch­creme. Al­les für 5,90 Euro. Da­mit es auch übers Wo­chen­en­de reicht, gibt es frei­tags noch ei­nen Vor­rat obendrauf.

Für die meis­ten Be­schäf­tig­ten ist, wie in vie­len Be­trie­ben, Heim­ar­beit an­ge­sagt. Das gilt etwa für den Be­reich Wer­be­mit­tel­fer­ti­gung, zu dem von Be­ginn an Ora­ni­en­burgs größ­tes Un­ter­neh­men Ora­fol zählt. „Wir brin­gen die be­nö­tig­ten Ma­te­ria­li­en für die An­fer­ti­gung von Ka­ta­lo­gen und Farb­fä­chern dann zu un­se­ren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern nach Hau­se und ho­len die fer­ti­gen Pro­duk­te dort auch wie­der ab”, sagt Chris­toph Lau.

Mit Lern­map­pen sei­en 40 Mit­ar­bei­ter, die bei der Ca­ri­tas eine Be­rufs­aus­bil­dung ab­sol­vie­ren, aus­ge­stat­tet wor­den, so­dass sie zu Hau­se ler­nen könn­ten, um kei­nen Un­ter­richts­stoff zu ver­säu­men. Auch die Di­gi­ta­li­sie­rung bie­te da­für jetzt wei­te­re Mög­lich­kei­ten der Unterstützung. 

Für zir­ka 40 „Schütz­lin­ge” der Ca­ri­tas-Werk­statt, die ge­gen­wär­tig in ih­ren Woh­nun­gen sei­en, ist ein täg­li­cher An­ruf­ser­vice ein­ge­rich­tet wor­den. „Da er­kun­di­gen wir uns re­gel­mä­ßig nach de­ren Be­fin­den. Oft ist es ein­fach wich­tig, dass die­se Men­schen eine ver­trau­te Stim­me in ih­rer Ein­sam­keit hö­ren. Denn vie­le von ih­nen ha­ben kei­ne An­ge­hö­ri­gen mehr und auch kei­ne Freun­de, mit de­nen sie re­den könn­ten”, be­rich­tet Lau. 

Auch eine 24-Stun­den-Schicht von haupt­amt­li­chen Kräf­ten ist in der Zen­tra­le ein­ge­rich­tet wor­den. „Da kön­nen uns alle, die wir jetzt nach Hau­se schi­cken muss­ten, je­der­zeit an­ru­fen, wenn sie Hil­fe brau­chen”, sagt Chris­toph Lau.
Das ge­wöhn­li­che Ge­sche­hen in der Ca­ri­tas-Werk­statt, die mit „al­les, au­ßer ge­wöhn­lich” wirbt, ist da­mit ganz schön durch­ein­an­der ge­wir­belt wor­den. „Wir ha­ben eine gro­ße Ver­ant­wor­tung für alle Men­schen, die bei uns ar­bei­ten und die uns an­ver­traut sind. Da ist es selbst­ver­ständ­lich, dass wir auf die dra­ma­tisch ver­än­der­ten Be­din­gun­gen auch fle­xi­bel re­agie­ren müs­sen”, sagt Lau. 

Fle­xi­bel re­agie­ren auch vier Mit­ar­bei­te­rin­nen, die gern nä­hen. Sie ha­ben sich aus ak­tu­el­lem An­lass auf das Nä­hen von Atem­schutz­mas­ken ge­stürzt und wol­len da­mit die Nach­fra­ge in Ein­rich­tun­gen der Ca­ri­tas, aber auch der Ober­ha­vel Kli­ni­ken we­nigs­tens zu ei­nem Teil befriedigen.

An­ge­bo­te nicht nur in Krisenzeiten

Die Ca­ri­tas-Wer­k­statt bie­tet in den Co­ro­na-Kri­sen­zei­ten auch Hil­fen für Ex­ter­ne an, etwa Hol- und Bring­diens­te aus Apo­the­ken. Wer eine sol­che Hil­fe in An­spruch neh­men möch­te, kann sich un­ter Te­le­fon 03301 52390 an die Ca­ri­tas-Werk­statt wenden. 

Mit­tags­es­sen wer­den von Mon­tag bis Frei­tag in der Can­ti­na frisch mit meist re­gio­na­len Pro­duk­ten zu­be­rei­tet. Für Ver­trags­kun­den er­folgt auch die Aus­lie­fe­rung. Un­ter mittagessen@ca­ritas-werkstatt.de oder un­ter Te­le­fon 03301 523946 kön­nen auch alle, die dar­an in­ter­es­siert sind, ihr Mit­tag­essen bestellen.