Fast wie­der Normalbetrieb

5. Sep 2020 | Pres­se, Pres­se 2020 | 0 Kom­men­ta­re

Von Klaus D. Gro­te | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Die Heim­ar­beit wur­de be­en­det, der Jo­han­nes­berg wird von den Gärt­nern um­ge­stal­tet und die Fahr­rad­werk­statt baut eine Fahr­rad­flot­te auf. 

Am Jo­han­nes­berg hat sich ei­ni­ges ge­än­dert. Wer die Ber­li­ner Stra­ße ent­lang fährt, be­merkt so­fort den nun frei­en Blick auf die Jo­han­nes-Ka­pel­le. Ei­ni­ge Tan­nen und Sträu­cher sind ver­schwun­den, da­für ist der Back­stein­bau nun gut zu se­hen. “Da­vor ent­steht eine Wild­blu­men­wie­se”, sagt Phil­ipp Fo­cking, Lei­ter des Grün­be­reichs der Ca­ri­tas-Werk­statt. Mit der Neu­ge­stal­tung sol­le das Ge­län­de nä­her an die Stadt her­an­rü­cken, er­klärt Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau.

Die Gärt­ne­rin­nen und Gärt­ner hat­ten in den ver­gan­ge­nen Wo­chen viel zu tun. Da­bei gab es auch für alle Ar­beits­be­rei­che der Ca­ri­tas-Werk­statt eine mehr als acht­wö­chi­ge Zwangs­pau­se. Die pan­de­mie­be­ding­te Schlie­ßung der Be­rei­che hat für noch mehr Ver­än­de­run­gen ge­sorgt. Vie­le Be­schäf­tig­te er­le­dig­ten ihre Tä­tig­keit in Heim­ar­beit. “Mir wur­de die Ar­beit nach Hau­se ge­bracht”, sagt Kat­rin Tö­pel, die in der Wer­be­mit­tel­fer­ti­gung Farb­kar­ten für Ora­fol klebt. Kun­den kön­nen auf sol­chen Kar­ten die ge­wünsch­te Far­be für Fo­li­en wäh­len. Die Ar­beit ließ sich auch im Wohn­zim­mer er­le­di­gen, doch sie habe ihre Kol­le­gen in der Zeit sehr ver­misst, sagt Kat­rin Tö­pel. Viel schlim­mer sei für sie je­doch ge­we­sen, dass sie ihre Mut­ter nicht se­hen konn­te. In­zwi­schen sei aber “al­les wie­der gut”.

Ins­ge­samt 400 Be­schäf­tig­te zählt die Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg. Weil die meis­ten Be­schäf­tig­ten wo­chen­lang zu Hau­se oder in ih­ren Wohn­grup­pen blie­ben muss­ten, wur­den die haupt­amt­lich Be­schäf­tig­ten als Be­treu­er ein­ge­setzt, sagt Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Das sei weit­ge­hend gut ge­lun­gen. Den Be­tei­lig­ten ist an­zu­mer­ken, dass sie stolz auf den rei­bungs­lo­sen Ver­lauf sind.

Für die 40 jun­gen Leu­te im Be­rufs­bil­dungs­werk wur­den wäh­rend der Werk­statt­schlie­ßung Bil­dungs­pa­ke­te ge­schnürt. Sie be­ka­men theo­re­ti­sche und prak­ti­sche Übun­gen für zu Hau­se. “Wir ha­ben au­ßer­dem ein E‑Learning auf­ge­baut”, sagt Be­reichs­lei­ter Mike Dess­om­bes. Au­ßer­dem wur­den Mund-Nase-Schutz­mas­ken für das Kran­ken­haus und die Stadt­ver­wal­tung genäht.

Klaus D. Grote
Um­ge­stal­tung am Johannesberg
An­ge­li­na Wer­ner muss­te zu Hau­se zum Bei­spiel Kräu­ter be­stim­men und zeich­nen, Re­gen­wür­mer züch­ten und Fra­ge­bö­gen aus­fül­len. Ihr habe das Spaß ge­macht. Doch viel lie­ber ist die Aus­zu­bil­den­de mit ih­ren Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen drau­ßen tä­tig. Das Ge­län­de vor der Ka­pel­le wur­de neu ge­stal­tet. Der Grün­be­reich ist aber nicht nur am Jo­han­nes­berg im Ein­satz, son­dern be­kommt auch vie­le Auf­trä­ge, pflegt un­ter an­de­rem die Grün­an­la­gen bei Ta­ke­da und Grä­ber auf dem Friedhof.

Auch Mi­cha­el “Pau­le” Ben­ter muss­te sich wäh­rend der Zwangs­schlie­ßung der Werk­statt um­stel­len und das Werk­zeug der Fahr­rad­werk­statt “Rad und Tat” aus der Hand le­gen. Statt­des­sen hat er zu Hau­se Eti­ket­ten auf Blei­stift­an­spit­zer ge­klebt. Zu­sam­men mit an­de­ren Be­woh­nern sei­ner Wohn­grup­pe muss­ten ins­ge­samt 50.000 An­spit­zer be­klebt wer­den. Der 20-Jäh­ri­ge ist froh, nun wie­der mit sei­nen Kol­le­gen alte Fahr­rä­der wie­der flott zu ma­chen. Da­bei wer­den auch ge­brauch­te Rah­men ver­wen­det, um schi­cke rote Ca­ri­tas-Fahr­rä­der mit wei­ßen Schutz­ble­chen zu­sam­men zu bau­en. Dar­aus ent­steht eine Dienst­flot­te. Und viel­leicht auch eine Mietradflotte.

Miet­rä­der für Oranienburg
“Wir könn­ten uns vor­stel­len, Leih­rä­der in Ora­ni­en­burg an­zu­bie­ten”, sagt Chris­toph Lau. Bis­her gibt es dazu kei­ne An­ge­bo­te in der Stadt. Der Bür­ger­meis­ter habe die Idee je­doch be­grüßt. Schon mit der Pla­nung des Fahr­rad­park­hau­ses am Bahn­hof war dort eine klei­ne Werk­statt als Ser­vice für Rad­fah­ren­de so­wie eine Fahr­rad­ver­mie­tung an­ge­dacht. Um­ge­setzt wur­de der Plan nicht. Le­dig­lich eine aus dem Bür­ger­haus­halt fi­nan­zier­te Hand­pum­pe für Fahr­rad­rei­fen wur­de aufgestellt.

Zu­nächst aber ist Chris­toph Lau froh, dass fast alle Be­schäf­tig­ten wie­der zu­rück an ih­ren Ar­beits­plät­zen der Werk­stät­ten sind. Die ge­wohn­ten Ab­läu­fe sind et­was ein­ge­schränkt, “aber das neh­men wir ger­ne in Kauf, um uns vor grö­ße­ren Ein­schrän­kun­gen zu schüt­zen”, sagt Lau.