Die Online-Reporterinnen und Reporter sind momentan in der Werkstatt unterwegs, führen Interviews und plaudern über ihren Arbeitsalltag. Den Anfang macht Moritz Siegert, der sich dieser Tage mit unserem Werkstattleiter Christoph Lau zum Gespräch verabredete.
Seit wann bist Du in der Caritas-Werkstatt?
Ich arbeite seit 1998 hier, seit 26 Jahren. Mehr als mein halbes Leben also. Seitdem hat sich viel verändert, in der Werkstatt und für uns alle.
Was hat sich vor allem verändert?
Damals gehörten 140 Beschäftigte zur Werkstatt. Alles schien übersichtlich, wesentlich gemächlicher als jetzt. Und zum Feierabend hatte ich eigentlich immer den Eindruck, alles Notwendige erledigt zu haben. Die Schnelllebigkeit der Zeit hat auch in der Werkstatt Einzug gehalten, aber längst nicht mit der Wucht, wie man sie ansonsten in der Arbeitswelt beobachten kann.
Die Werkstatt ist richtig gewachsen in dieser Zeit.
Nicht nur die Werkstatt, sondern wir alle. Wenn man bedenkt, wofür die Fachkräfte im Gruppendienst, also Eure Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter inzwischen zuständig sind. Das ist in dieser Zeit eigentlich ein ganz neuer Beruf geworden. Eine gute Fachkraft hat die Beschäftigten und den Produktionsauftrag im Blick, ein freundliches Wort für Euch. Dazu muss vieles aufgeschrieben werden, viel mehr als früher. Und das in einem Umfeld, in dem ganz vieles gleichzeitig passiert. Ich habe großen Respekt vor dem, was in den Gruppen jeden Tag geleistet wird. Dazu gehört auch Ihr als Beschäftigte.
Gibt es für Dich ein schönstes und ein schlimmstes Erlebnis in der Caritas-Werkstatt?
Das Leben, auch das Arbeitsleben, besteht aus vielen schönen und weniger schönen Ereignissen, aus Erfolgen und Misserfolgen. Die schönsten Erinnerungen sind für mich mit Erlebnissen im Team verbunden, wenn gemeinsam etwas gelingt. Zum 20-jährigen Bestehen entstand ein Film über die Caritas-Werkstatt. Als ich damals diesen Film sah und den vielen Menschen zuhören konnte, denen die Caritas-Werkstatt wichtig ist: Das war so ein schönstes Erlebnis. Aber es müssen gar nicht die ganz großen Ereignisse sein. Der Werkstattalltag bietet beinahe jeden Tag kleine Erlebnisse, sich zu freuen. Und dann sind in all den Jahren einige Menschen gestorben, mit denen man oftmals eine lange Zeit den Alltag in der Werkstatt geteilt hat. Das sind dann die traurigen Erlebnisse.
Was siehst Du als Deine größte Stärke?
Wenn man Verantwortung trägt, sollte man sich selbst nicht für zu wichtig halten. Ich freue mich, hier gemeinsam mit so vielen Kolleginnen und Kollegen arbeiten zu können, von denen ich selber viel lernen kann. Diesen Menschen zu vertrauen und ihnen Freiräume zu geben, würde ich für eine Stärke von mir halten.
Hast Du auch Schwächen?
Natürlich, sehr viele sogar. Aber es ist eine Stärke, sie zu kennen – und der Versuchung zu widerstehen, sich in Dinge einzumischen, von denen andere mehr verstehen.
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