Ein Ort voller Lebensfreude
Von Daria Doer | Oranienburger Generalanzeiger
St. Johannesberg feiert mit einem bunten Programm und vielen Gästen den 120. Geburtstag.
Oranienburg. Eine riesige, blumengeschmückte Torte und sternförmig darauf zulaufende Kaffeetafeln empfangen den Besucher des St. Johannesberges am Samstagnachmittag. Schüler, Bewohner und Mitarbeiter tragen T‑Shirts mit dem Jubiläumslogo. Und vor dem offiziellen Beginn der Feierlichkeiten sind überall Gruppen noch bei den letzten Vorbereitungen oder im Gespräch zu beobachten. In die Kapelle fällt das Sonnenlicht durch die bunten Scheiben. Die Tür ist weit geöffnet, das Kirchlein bietet die Möglichkeit, sich für Momente der Ruhe zurückzuziehen.
Das Leben miteinander teilen
Eröffnet wird das Fest, wie ganz sicher vor 120 Jahren auch, mit einem Gottesdienst. Darin wird natürlich auch auf die Geschichte der heute zur katholischen Caritas gehörenden Einrichtung eingegangen, in der behinderte Menschen Alltag, Arbeit und Feste miteinander teilen. Der Vortrag ist in leichter Sprache formuliert. Jeder soll ihn verstehen können. Auch die Texte und Lieder stehen im Zeichen der Gemeinschaft: Alle sind gleich wichtig, aber nicht gleich. Die Betreuer sind bemüht, die Aufmerksamkeit der Bewohner immer wieder auf den Gottesdienst zu lenken: „Jetzt kommt das Lied, das wir geübt haben“, ermuntert eine zum Mitsingen. Auch wenn in der Hitze die Konzentration schnell wieder schwindet, sind alle mit Selbstverständlichkeit und vor allem mit Freude dabei.
Die Grußworte richten sich eher an die Mitarbeiter. Schwester Scholastika, Generalpriorin der Dominikanerinnen in Arensberg bei Koblenz, die St. Johannesberg vor 120 Jahren gründeten, sagt: „Einen echten Perserteppich erkennt man daran, dass er Fehler hat. So ist auch ein echter Mensch nicht perfekt.“Eine Welt, die immer schneller wird, brauche Menschen, die sich liebevoll denen zuwenden, die mit Einschränkungen leben müssen. Und Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos) freut sich, dass St. Johannesberg auch mit 120 Jahren „ein Ort voller Frische und Lebensfreude und überhaupt nicht eingestaubt ist“.
Wie munter es im Johannesberg zugeht, beweist das anschließende Fest mit Kuchenbüfett, Eisund Marktständen, einer Bildergalerie und vielen Spielen. Das Bühnenprogramm lockt Zuschauer an, und Rhythmusgruppen ziehen trommelnd übers Gelände.
Höhepunkt und Publikumsmagnet ist die Show auf dem Pferdeparcours. Schüler und Lehrer aller Klassen haben sich monatelang darauf vorbereitet, ohne Worte die für sie wichtigsten Eigenschaften darzustellen. Sie machen Seifenblasen, trommeln, tanzen und treten mit Hunden, Ponys und Pferden auf. Schüler führen Pferde, auf denen ihre Kameraden sitzen. Wenn die Tiere die Choreografie ignorieren wollen, werden sie mit Bestimmtheit und Selbstvertrauen wieder auf den richtigen Kurs gebracht.
Regina Wolf ist mit ihrer 18-jährigen Enkelin Angelina gekommen, die hier die Schule besucht hat und jetzt eine Berufsorientierung in einer Werkstatt absolviert. Die Oma ist sich sicher: „Lehrer und Ausbilder arbeiten aus Berufung hier. Es ist großartig, was für die Kinder geleistet wird, und es ist auch toll zu erleben, was die Kinder alles leisten und lernen können.“Besonders gefällt ihr der Zusammenhalt, der in Schule, Werkstatt und Wohngruppe herrscht. „Immer wieder stellt mir Angelina neue Freunde und Bekannte vor. Bald wird sie im Valentinenhof in Schmachtenhagen zur Probe wohnen und freut sich darauf.“
Das Fest zeigt, dass dem St. Johannesberg mit dieser Lebensfreude, Energie und der Unterstützung aller vor der Zukunft nicht bange sein muss.