120 Jahre St. Johannesberg
Von Stefanie Fechner | Märkische Allgemeine Zeitung
Die Caritas feiert am heutigen Sonnabend in der Berliner Straße in Oranienburg ein großes und rundes Jubiläum am St. Johannesberg
Oranienburg. Die Einrichtungen der Caritas am St. Johannesberg in der Berliner Straße in Oranienburg verbindet seit inzwischen 120 Jahren Tradition und die Erfahrungen moderner pädagogischer Konzepte sowie innovativer Ideen. Am heutigen Sonnabend feiert die Einrichtung ihr großes, rundes Gründungsjubiläum. Ab 14 Uhr finden die Festlichkeiten auf dem Gelände in der Berliner Straße 91–93 mit einem umfangreichen Festprogramm statt. Dabei wird es auch einen Rückblick auf die durchaus wechselvolle Geschichte und Entwicklung der Einrichtung geben.
Mit dem Erwerb einer Sommervilla in der Berliner Straße in Oranienburg durch den Orden der Dominikanerinnen am Arenberg im Jahr 1899 beginnt diese Geschichte. 60 Waisenkinder sollten hier ein neues Zuhause finden. 1902 wurde die Kapelle gebaut und eingeweiht, im Jahr 1928 begannen die Ordensschwestern mit der Betreuung von Säuglingen. Während des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 diente die Einrichtung in der Berliner Straße als Evakuierungslager, ab 1946 betreute das Heim dann tuberkulosekranke Kinder. 1954 wurden schließlich die ersten Kinder mit geistigen Behinderungen in die Einrichtung aufgenommen, deren Zahl sich in Folge schnell auf über 100 erhöhte. Ab 1980 bildeten sich erste Kooperationen mit regionalen Unternehmen zum Zwecke der Arbeitstherapie für die Bewohner und Bewohnerinnen, ehe die Ordensschwestern der Dominikanerinnen schließlich 1986 in ihr Mutterhaus nach Arenberg zurückkehrten und Heinz Steh als erster weltlicher Leiter der Einrichtung an dessen Spitze rückte.
1991 übernahm dann schließlich die Caritas Familien- und Jugendhilfe GGmbH die Rechtsträgerschaft der Einrichtung, die sie bis heute inne hat. Werkstatt und Schule wurden gegründet, ehe 1998 ein weiterer wichtiger Schritt folgte: Neubau und Einweihung der Hauptwerkstatt in der Berliner Straße 93. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Werkstatt immerhin bereits 140 Beschäftigte. Zwischen 2004 und 2006 zog dann auch die Schule in den modernen Neubau auf das Gelände um, es folgte eine erneute Erweiterung der Werkstatt, auch der Förderbereich wurde eingeweiht. Die Einrichtung wuchs weiter erheblich, so dass 2009 im Oranienburger Gewerbepark Nord schließlich eine eine Zweigwerkstatt mit rund 100 Arbeitsplätzen eingerichtet wurde.
Heute bietet das Caritas-Wohnen St. Johannesberg in der Berliner Straße Menschen mit unterschiedlich stark ausgeprägten Behinderungen ein Zuhause. Danke Hilfestellung bei deren Lebensgestaltung wird ihnen ein weitgehend selbstständiges Leben ermöglicht. Die Bewohner leben – mit Unterstützung entsprechend ausgebildeten Fachpersonals – in Wohngruppen zusammen.
Einen weiteren Standort hat das St. Johannesberg in der Hildburgerhausener Straße. An der dortigen Schule, die den sonderpädagogischen Schwerpunkt „geistige Entwicklung“ hat, lernen derzeit rund 75 Kinder aus ganz Oberhavel und dem nördlichen Berlin. Auch sie können bei Bedarf in der Caritas-Einrichtung leben und nach Ende ihrer Schulzeit in einen Arbeitsplatz der Caritas-Werkstatt wechseln.
416 Beschäftigte sind derzeit in der Werkstatt tätig. Sie sollen nach ihren individuellen Möglichkeiten sowohl gefördert, aber auch gefordert werden, so dass Brücken zum Arbeitsmarkt gebaut werden können. Das Konzept hat Erfolg: Aktuell arbeiten 20 Beschäftigte in Fremdfirmen in und um Oranienburg. Neuestes Projekt der Caritas-Werkstatt ist das „Rad & Tat“. Dabei werden gebrauchte Fahrräder verkehrstüchtig aufgearbeitet. Die Beschäftigten üben auf diese Weise eine sinnvolle, berufliche Tätigkeit aus und schaffen einen nachhaltigen wirtschaftlichen Mehrwert.