Saubere Sachen für den Knast
Von Britta Kessing | Oranienburger Generalanzeiger
Caritas Werkstatt St. Johannesberg wäscht jetzt Bekleidung aus der JVA Neuruppin-Wulkow
Oranienburg| 35 000 Kilogramm – soviel Wäsche wird in der Caritas Werkstatt in diesem Jahr zusätzlich gereinigt. Bettzeug, Handtücher, Blaumänner und Alltagskleidung der Gefangenen aus der JVA Neuruppin-Wulkow gehen seit einigen Monaten durch die Hände der Mitarbeiter in der Wäscherei im St. Johannesberg in Oranienburg.
“Das ist ein großer Wurf für uns”, freut sich Christoph Lau über den neuen Auftrag. Man habe sich auf die Ausschreibung beworben und schließlich den Zuschlag erhalten, so der Leiter der Caritas Werkstatt. Seit Anfang Mai diesen Jahres übernimmt die Wäscherei nun die Reinigung der Textilien aus dem Gefängnis.
“Wir sind jetzt eine Hygiene-Wäscherei , berichtet Lau weiter. Dazu wird die sogenannte Schwarz-Weißtrennung vorgenommen. “Dreckige und saubere Wäsche wird getrennt von einander behandelt”, erklärt der Werkstattleiter das Prinzip. Damit die Schmutzwäsche nicht mit der gewaschenen Kleidung in Kontakt kommt, werden die Waschmaschinen vorne beladen und die sauberen Sachen auf der Rückseite wieder entnommen.
Um den Mehraufwand leisten zu können, wurde der Maschinenpark der Werkstatt modernisiert und vor allem in Trockner und Waschmaschinen investiert. So, dass letztere jetzt über eine automatische Waschmitteldosierung verfügen. Neue Beschäftigte wurden hingegen nicht eingestellt. Stattdessen wurde im Bereich Hauswirtschaft und Wäscherei der Fokus verstärkt auf die Textilreinigung gelegt. “Die Kräfte wurden konzentriert”, fasst Christoph Lau die personelle Neuausrichtung in dem Arbeitsbereich zusammen. Gemeinsam mit zwei Gruppenleiterinnen sorgen momentan 24 Beschäftigte für saubere Wäsche. 36 Stunden in der Woche schuften sie dafür. Um 7 Uhr fangen die ersten an, bis um 16 Uhr läuft die Reinigung. Eine ziemlich anstrengende Tätigkeit, wie der Werkstattleiter verdeutlicht. So findet die Arbeit überwiegend im Stehen statt. Zudem beträgt die Temperatur in den Räumen oft 15 Grad mehr als die Außentemperatur. “Wir haben schon bis zu 50 Grad in der Wäscherei gemessen”, so Lau. “Nebenbei ist man hier auch noch in der Sauna”, pflichtet Gruppenleiterin Sabine Söhring ihm scherzend bei.
Monika Czilinski scheint das nichts anhaben zu können. Dass die Arbeit durchaus anspruchsvoll ist, will sie nicht so richtig gelten lassen. Es wirkt fast, als ob die Anerkennung ihrer Vorgesetzten ihr peinlich ist. Lieber wendet sie sich dem Wäschehaufen vor ihr im Rollwagen zu. “Handschuhe nicht vergessen”, ermahnt Sabine Söhring, ihre Mitarbeiterin, lachend. Sogleich zieht Monika ein Paar aus dem Pappkarton, stülpt sie sich über die Hände und legt dann los. Gekonnt sortiert sie Hemden und Hosen in Wäschekörbe. Später werden die Sachen in die großen Maschinen gefüllt, gewaschen und je nach Bedarf gemangelt, gebügelt und schließlich zusammengefaltet. Mitunter wird die saubere Wäsche noch an den Kunden geliefert und die dreckige Kleidung schon vor Ort abgeholt, so wie für die JVA.
Außerdem werden in der Caritas Werkstatt die Sachen aus der angegliederten Caritas Wohneinrichtung gereinigt. “Beide Bereiche nehmen jeweils etwa ein Drittel unseres Auftragsvolumens ein”, schätzt Christoph Lau. Hinzu kommen kleinere gewerbliche, kommunale und private Kunden, die ihre Wäsche in der Berliner Straße abgeben.
Damit die Arbeit in der Wäscherei reibungslos klappt, werden die Mitarbeiter vorab entsprechend geschult. Zwei Jahre lang dauert die Ausbildung, so wie in den übrigen Arbeitsbereichen der St. Johannesberg Werkstätten auch. Für das jeweilige Arbeitsfeld entscheiden sich die Beschäftigten selbst. “Wir erarbeiten das mit ihnen, wohin sie wollen”, sagt Christoph Lau. Die meisten Mitarbeiter sind dann langjährig in ihrem Bereich tätig, so wie Monika Czilinski. “Neun Jahre sind es in diesem Jahr”, verkündet sie stolz, ehe sie wieder in den Wäschekorb greift.