Sau­be­re Sa­chen für den Knast

29. Jun 2012 | Pres­se, Pres­se 2012 | 0 Kom­men­ta­re

Von Brit­ta Kes­sing | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Ca­ri­tas Werk­statt St. Jo­han­nes­berg wäscht jetzt Be­klei­dung aus der JVA Neuruppin-Wulkow

Ora­ni­en­burg| 35 000 Ki­lo­gramm – so­viel Wä­sche wird in der Ca­ri­tas Werk­statt in die­sem Jahr zu­sätz­lich ge­rei­nigt. Bett­zeug, Hand­tü­cher, Blau­män­ner und All­tags­klei­dung der Ge­fan­ge­nen aus der JVA Neu­rup­pin-Wul­kow ge­hen seit ei­ni­gen Mo­na­ten durch die Hän­de der Mit­ar­bei­ter in der Wä­sche­rei im St. Jo­han­nes­berg in Oranienburg.

Das ist ein gro­ßer Wurf für uns”, freut sich Chris­toph Lau über den neu­en Auf­trag. Man habe sich auf die Aus­schrei­bung be­wor­ben und schließ­lich den Zu­schlag er­hal­ten, so der Lei­ter der Ca­ri­tas Werk­statt. Seit An­fang Mai die­sen Jah­res über­nimmt die Wä­sche­rei nun die Rei­ni­gung der Tex­ti­li­en aus dem Gefängnis.

Wir sind jetzt eine Hy­gie­ne-Wä­sche­rei , be­rich­tet Lau wei­ter. Dazu wird die so­ge­nann­te Schwarz-Weiß­tren­nung vor­ge­nom­men. “Dre­cki­ge und sau­be­re Wä­sche wird ge­trennt von ein­an­der be­han­delt”, er­klärt der Werk­statt­lei­ter das Prin­zip. Da­mit die Schmutz­wä­sche nicht mit der ge­wa­sche­nen Klei­dung in Kon­takt kommt, wer­den die Wasch­ma­schi­nen vor­ne be­la­den und die sau­be­ren Sa­chen auf der Rück­sei­te wie­der entnommen.

Um den Mehr­auf­wand leis­ten zu kön­nen, wur­de der Ma­schi­nen­park der Werk­statt mo­der­ni­siert und vor al­lem in Trock­ner und Wasch­ma­schi­nen in­ves­tiert. So, dass letz­te­re jetzt über eine au­to­ma­ti­sche Wasch­mit­tel­do­sie­rung ver­fü­gen. Neue Be­schäf­tig­te wur­den hin­ge­gen nicht ein­ge­stellt. Statt­des­sen wur­de im Be­reich Haus­wirt­schaft und Wä­sche­rei der Fo­kus ver­stärkt auf die Tex­til­rei­ni­gung ge­legt. “Die Kräf­te wur­den kon­zen­triert”, fasst Chris­toph Lau die per­so­nel­le Neu­aus­rich­tung in dem Ar­beits­be­reich zu­sam­men. Ge­mein­sam mit zwei Grup­pen­lei­te­rin­nen sor­gen mo­men­tan 24 Be­schäf­tig­te für sau­be­re Wä­sche. 36 Stun­den in der Wo­che schuf­ten sie da­für. Um 7 Uhr fan­gen die ers­ten an, bis um 16 Uhr läuft die Rei­ni­gung. Eine ziem­lich an­stren­gen­de Tä­tig­keit, wie der Werk­statt­lei­ter ver­deut­licht. So fin­det die Ar­beit über­wie­gend im Ste­hen statt. Zu­dem be­trägt die Tem­pe­ra­tur in den Räu­men oft 15 Grad mehr als die Au­ßen­tem­pe­ra­tur. “Wir ha­ben schon bis zu 50 Grad in der Wä­sche­rei ge­mes­sen”, so Lau. “Ne­ben­bei ist man hier auch noch in der Sau­na”, pflich­tet Grup­pen­lei­te­rin Sa­bi­ne Söh­ring ihm scher­zend bei.

Mo­ni­ka Czi­lin­ski scheint das nichts an­ha­ben zu kön­nen. Dass die Ar­beit durch­aus an­spruchs­voll ist, will sie nicht so rich­tig gel­ten las­sen. Es wirkt fast, als ob die An­er­ken­nung ih­rer Vor­ge­setz­ten ihr pein­lich ist. Lie­ber wen­det sie sich dem Wä­sche­hau­fen vor ihr im Roll­wa­gen zu. “Hand­schu­he nicht ver­ges­sen”, er­mahnt Sa­bi­ne Söh­ring, ihre Mit­ar­bei­te­rin, la­chend. So­gleich zieht Mo­ni­ka ein Paar aus dem Papp­kar­ton, stülpt sie sich über die Hän­de und legt dann los. Ge­konnt sor­tiert sie Hem­den und Ho­sen in Wä­sche­kör­be. Spä­ter wer­den die Sa­chen in die gro­ßen Ma­schi­nen ge­füllt, ge­wa­schen und je nach Be­darf ge­man­gelt, ge­bü­gelt und schließ­lich zu­sam­men­ge­fal­tet. Mit­un­ter wird die sau­be­re Wä­sche noch an den Kun­den ge­lie­fert und die dre­cki­ge Klei­dung schon vor Ort ab­ge­holt, so wie für die JVA.

Au­ßer­dem wer­den in der Ca­ri­tas Werk­statt die Sa­chen aus der an­ge­glie­der­ten Ca­ri­tas Wohn­ein­rich­tung ge­rei­nigt. “Bei­de Be­rei­che neh­men je­weils etwa ein Drit­tel un­se­res Auf­trags­vo­lu­mens ein”, schätzt Chris­toph Lau. Hin­zu kom­men klei­ne­re ge­werb­li­che, kom­mu­na­le und pri­va­te Kun­den, die ihre Wä­sche in der Ber­li­ner Stra­ße abgeben.

Da­mit die Ar­beit in der Wä­sche­rei rei­bungs­los klappt, wer­den die Mit­ar­bei­ter vor­ab ent­spre­chend ge­schult. Zwei Jah­re lang dau­ert die Aus­bil­dung, so wie in den üb­ri­gen Ar­beits­be­rei­chen der St. Jo­han­nes­berg Werk­stät­ten auch. Für das je­wei­li­ge Ar­beits­feld ent­schei­den sich die Be­schäf­tig­ten selbst. “Wir er­ar­bei­ten das mit ih­nen, wo­hin sie wol­len”, sagt Chris­toph Lau. Die meis­ten Mit­ar­bei­ter sind dann lang­jäh­rig in ih­rem Be­reich tä­tig, so wie Mo­ni­ka Czi­lin­ski. “Neun Jah­re sind es in die­sem Jahr”, ver­kün­det sie stolz, ehe sie wie­der in den Wä­sche­korb greift.