Team­work an den Töpfen

19. Dez 2012 | Pres­se, Pres­se 2012 | 0 Kom­men­ta­re

Von Hei­ke Bergt | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Ca­ri­tas: Wo ein Drü­cker von Rosa das schöns­te Kom­pli­ment für den Kü­chen­chef ist

Ora­ni­en­burg | Chris­toph Lau ging erst ein­mal kos­ten im Ho­tel Som­mer­feld. In­ko­gni­to. An­schlie­ßend ließ er sich den Kü­chen­chef kom­men. „Der Mann ist es“, dach­te der Lei­ter der Be­hin­der­ten­werk­statt St. Jo­han­nes­berg. Das ist jetzt ein reich­li­ches Jahr her. Seit­dem trägt Udo Jaeu­the wein­rot und ist Kü­chen­chef bei der Ca­ri­tas in der Ber­li­ner Stra­ße 93. Ein 22-köp­fi­ges Team aus vier Grup­pen­lei­te­rin und 18 Mit­ar­bei­tern ent­schei­det täg­lich, was bei rund 700 Men­schen in den Werk­stät­ten, in Ki­tas und Schu­len der Stadt auf den Tisch kommt. Und vor al­lem, ob es schmeckt.

Für Udo Jaeu­the war dies ein Neu­be­ginn als Meis­ter. Der Un­ter­schied wie Tag und Nacht. Um 4 Uhr klin­gelt nun der We­cker im Haus in Neu­rup­pin. Ab 5.30 Uhr steht er in der Kü­che im St. Jo­han­nes­berg. Dann geht es dort los mit Bröt­chen schmie­ren und Kaf­fee ko­chen für die Kan­ti­ne. Ge­kocht wird drei­mal: um 9.30, 10.30 und um 11 Uhr. Al­les frisch, „die Stand­zei­ten sol­len kurz­ge­hal­ten wer­den“. Und ob­wohl das Ge­setz erst kommt, „ko­chen wir 70 Pro­zent un­se­res Es­sens lak­to­se- und glu­ten­frei“. Die­se Um­stel­lung in ei­nem Jahr ge­schafft zu ha­ben, dar­auf ist Udo Jaeu­the schon stolz.

Frü­her stand der 53-Jäh­ri­ge eher spät­abends an den Töp­fen. Doch er hat­te den Wech­sel ge­sucht. Woll­te ir­gend­wie be­ruf­lich an­kom­men, sess­haft wer­den. Vor der Wen­de koch­te der ge­bür­ti­ge Ber­li­ner im Fried­rich­stadt­pa­last, spä­ter im Ber­li­ner In­ter­con­ti, dann an der Ost­see in Binz. Zwi­schen­durch be­reis­te er im­mer wie­der die Welt. Rei­sen, das hieß für ihn, stets die Koch­töp­fe der Welt zu er­kun­den, ob in Me­xi­ko, Süd­afri­ka, in Ita­li­en oder Ti­rol. Oft war er lan­ge un­ter­wegs: „Und wenn das Geld alle war, hab ich ein­fach gearbeitet.“

Mit dem neu­en Job habe er auch eine neue Ein­stel­lung zum Le­ben, zur Ar­beit ge­sucht. Seit ei­nem schwe­ren Un­fall be­deu­te ihm Geld nicht mehr viel. Wich­tig sei ihm, die Fa­mi­lie mit den drei Kin­dern gut ver­sorgt zu wis­sen. Die neue Ar­beit in der Be­hin­der­ten­werk­statt ma­che ihn zu­frie­den. Hier sind die Mit­ar­bei­ter „manch­mal Va­ter, Mut­ter, Bru­der und Seel­sor­ger zu­gleich“, so Mar­kus Ma­letz­ke, rech­te Hand des Kü­chen­chefs. Auch die Ge­han­di­cap­ten sind nicht je­den Tag gut drauf. „Und wir lo­ten aus, wer sich für wel­chen Ar­beits­platz gut eig­net. Ge­ra­de ha­ben wir drei Mit­ar­bei­ter aus­ge­bil­det, die gut rech­nen kön­nen und an der Kan­ti­nen­kas­se ar­bei­ten.“ An­de­re be­die­nen die Spül­ma­schi­nen oder schnip­peln Sa­la­te. Auch mo­nat­li­che Be­ur­tei­lun­gen zur Ent­wick­lung der Mit­ar­bei­ter sind Auf­ga­be des Kü­chen­chefs. „Wir ar­bei­ten hier alle auf Au­gen­hö­he. Das ist wich­tig“, so Udo Jaeu­the. Auch neue Ideen für den Kü­chen­zet­tel wer­den ge­mein­sam geschmiedet.

Zu Hau­se kocht Udo Jaeu­the auch gern, und freut sich auf die fa­mi­liä­re Run­de zu Weih­nach­ten. Ta­di­tio­nell kom­men Ente auf den Tisch und Kar­tof­fel­sa­lat. Trotz in­ter­na­tio­na­ler Kü­chen­er­fah­rung liebt es der Neu­rup­pi­ner auf dem Tel­ler ur­sprüng­lich, liebt Es­sen ohne Fir­le­fanz wie Rou­la­den oder Gulasch.

Im Früh­jahr schreibt die Stadt Ora­ni­en­burg rund 1200 Es­sen in ih­ren städ­ti­schen Ki­tas und Grund­schu­len neu aus. Für 500 will sich die Ca­ri­tas be­wer­ben. „Die Ka­pa­zi­tä­ten sind da“, so der Kü­chen­chef. Der ers­te Tel­ler mit Spi­rel­li ging ges­tern um 10.30 Uhr über den Tre­sen. „Es schmeckt gut“, ruft je­mand durch den Es­sen­saal. Und Rosa muss Udo Jaeu­the un­be­dingt mal drücken.