An dieser Stelle erzählen in nächster Zeit jeden Tag Beschäftigte aus Ihrem Arbeitsalltag in der Caritas-Werkstatt. Heute: Martina Harnischmacher.
Auf dem ersten Arbeitsmarkt war ich Erzieherin. Aus Sicht vieler Eltern machten wir nie was richtig, und wieso hatten wir überhaupt Urlaub? Wertschätzung kannte ich nicht, stattdessen wurde vermittelt: Du kannst sowieso nichts, bist nichts wert! Dieser stete Druck da draußen machte mich fertig. Ich brannte total aus und wollte schon gegen einen Baum fahren. Um dem zu entgehen, stieg ich aus.
Als ich wieder zu mir kam, erfuhr ich: „Es gibt einen Ort, wo du ohne Leistungsdruck und große Verantwortung rausfinden kannst, wie es weitergehen könnte.“ Man empfahl mir die Caritas-Werkstatt, von der ich nie zuvor etwas gehört hatte.
Hier fühlte ich mich sofort willkommen und als Mensch angenommen! Jeder brachte seine Erfahrungen mit, wir konnten uns austauschen, da wusste ich: Hier bin ich richtig! Natürlich spürte ich meine Verletzungen, die ich vom ersten Arbeitsmarkt mitbrachte. Einige begleiten mich bis heute, aber längst nicht mehr so gravierend.
Machst du mal was verkehrt oder vergisst etwas, heißt es nicht: „Das kannste nich bringen, nun sieh zu!“, sondern: „Bleib ruhig, wir sind auch nicht unfehlbar, nachher geht’s weiter.“
In der Werkstatt durfte ich erfahren, dass die für uns Zuständigen tatsächlich für uns da sind. Ihr Credo: „Euch muss es gut gehen, damit es uns gibt!“
Ich bin mittlerweile recht zuverlässig und, anders als früher, nur selten krank. Auch meine heutige Festigkeit erarbeitete ich mir in der Werkstatt. Früher war ich total ängstlich, mir graute vor dem nächsten Tag. Das ist vorbei, weil ich mich hier immer sicher fühle. In der Werkstatt entwickelte ich Ehrgeiz und Biss, und gehts mir mal nicht so gut, baue ich mich mittlerweile selbst wieder auf: „Sie haben dir hier was anvertraut, da lässt du dich jetzt nicht hängen. Außerdem machst du das gern!“
In der Caritas-Werkstatt wagte ich beruflich wie menschlich einen Neuanfang. Seit vielen Jahren bin ich am Heidering für den Shuttle-Service verantwortlich, davon alsbald mehr!
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