24. Juli 2025 | Logbuch |
Online-Reporter Michael Benter befragt Alexander Laesicke, den Bürgermeister von Oranienburg
Wann beginnt Dein Arbeitstag und wann endet er?
Im Prinzip ist jeder Arbeitstag anders, aber zumeist bringe ich zuerst unsere beiden Kinder zur Schule. Dort klingelt um 7.20 Uhr die Glocke, danach gehe ich ins Büro. Abends kann es spät werden. Gestern gings bis 21.00 Uhr, wobei die Stadtverordneten zumeist bis 22.00 Uhr tagen. Es gibt auch ruhigere Zeiten, dann habe ich mehr Zeit für Familie.
Was sind Stadtverordnete?
Als Bürgermeister bin ich Chef der Verwaltung und Diener des Stadtparlaments. Dessen Parteien treffen wichtige Entscheidungen. Streiten wir miteinander, geht es darum, am Ende eine gute Lösung zu finden.
Wie viele Urlaubstage hast Du im Jahr und hast Du eine Vertretung?
Wie alle unsere Mitarbeiter habe ich 30 Urlaubstage – und nicht nur eine Vertretung, sondern eine ganze Reihenfolge von Vertretern. Alle haben ihre eigenen Verantwortungsbereiche – in jedem Fall gibt es immer einen Bürgermeister, selbst wenn mein Stellvertreter und ich nicht da sind!
Rufen Dich oft Menschen an: „Komm mal vorbei, ich möchte ein Gespräch mit Dir.“?
Na klar, Du zum Beispiel! Viele Menschen wollen mich persönlich sprechen. Manche haben Hemmungen, zu mir ins Schloss zu kommen, auch ich habe Ehrfurcht vor diesem tollen Haus. Deshalb mache ich Bürgersprechstunden an verschiedenen Orten in der Stadt.
Stimmt! Ich habe Dich am Bahnhof an deinem Infostand gesehen. Was machst Du da?
Dort wie anderswo komme ich mit den Menschen in Kontakt. Es ist mir wichtig, mit ihnen über ihre konkreten Wünsche und Sorgen zu sprechen.
Zum Beispiel gibt’s auf dem Bahnhofsvorplatz keinen Baum.
Bäume sind generell ein großes Thema! Zum einen stehen dort einige historische Häuser, die du aus Denkmalschutz-Gründen nicht verdecken darfst. Vor allem aber verlaufen dort unter der Erde jede Menge Wasser‑, Abwasser und Stromleitungen. Der Bahnhofsplatz ist der Knotenpunkt unserer Stadt, da ist es aus Platzgründen sehr schwer, einen Baum zu pflanzen. Auf dem Schlossplatz mussten leider auch Bäume gefällt werden. Hier können wir aber bald neue pflanzen.
Hast Du ein Dienst-Fahrrad? Wie kommst Du zur Arbeit?
Meist fahre ich mit meinem eigenen Fahrrad oder mit dem Auto. Wir haben Dienstautos, Fahrräder, sogar E‑Lastenfahrräder. Auf kürzeren Strecken komme ich in Oranienburg mit dem Fahrrad schneller zum Ziel als mit dem Auto. E‑Fahrräder benutze ich allerdings ungern. Ich sitze viel im Büro, da genieße ich es, mit eigener Muskelkraft ans Ziel zu kommen.
Bist Du oft in der Stadt unterwegs und kommst mit Leuten ins Gespräch?
In der Stadt bin ich jeden Tag unterwegs, aber Oranienburg ist sehr groß. Sehr oft sprechen mich auf der Straße Menschen an, häufig auch Kinder. Klar musst du in meinem Job damit rechnen, dass du mal hart kritisiert wirst, aber die allermeisten Oranienburger sind wirklich total nett. Zumindest von Angesicht zu Angesicht, in den sozialen Medien sieht das manchmal anders aus.
Ich weiß! Wie schaffst Du es, mit guter und schlechter Kritik klarzukommen, die auf Dich einstürmt?
Mit guter Kritik kommt wohl jeder von uns prima klar. Sagt mir jemand: „Oranienburg ist so schön geworden!“, macht das auch meinen Tag schön. Oft gilt jedoch: Schweigen bedeutet Zustimmung. Kritik kann hart, manchmal auch gemein und unfair sein, aber damit musst du klarkommen, wenn Du in der Öffentlichkeit stehst. Ich nehme Kritik ernst, wenn sie sachlich ist.
Wie bereitest Du Dich auf Veranstaltungen vor, auf die Du eingeladen wirst? Bist Du oft selbst der Veranstalter?
Viele Veranstaltungen wie Stadtfest, Stadtempfang und andere veranstalten wir selbst und laden die Oranienburger zur Geselligkeit ein. Wie wichtig das ist, wissen wir spätestens seit der Corona-Zeit. Die machte etwas mit den Menschen. Deshalb finde ich es sehr wichtig, Menschen zusammenzuführen.
Oft werde ich auch eingeladen und um ein Grußwort gebeten, zum Beispiel vom Landrat, wenn Orafol oder andere Unternehmen eine neue Halle eröffnen – oder wie neulich bei Euch in der Caritas-Werkstatt zum Johannesfest.
Hast Du nur im Schloss ein Büro? Kann ich Dein Büro mal kennenlernen?
Du kannst sehr gern vorbeikommen! Ich bekomme ganz viel Besuch, oft von Schulklassen oder Kita-Gruppen. Allerdings habe ich viele Termine. Spontan kanns also schwierig werden. Besser ist es, wir verabreden uns.
Apropos Büro: Zur Weihnachtszeit ist oben auf dem Schloss-Balkon eine Weihnachtsgans Auguste zu sehen. Ist dort Dein Büro und die Weihnachtsgans Dein Maskottchen?
Mein Büro liegt gleich daneben, die zwei Fenster direkt neben dem Balkon mit der Weihnachtsgans. Als Friedrich Wolf diese Geschichte schrieb, wohnte er übrigens in Lehnitz. Er beschreibt darin einen Laden in der Breiten Straße, und ich glaube, dass er damit unsere Breite Straße meint. Deshalb sehe ich die Weihnachtsgans als das Oranienburger Maskottchen, besonders in der Weihnachtszeit.
Wie hast Du die Caritas-Werkstatt kennengelernt? Was verbindet Dich mit uns?
Der Johannesberg kenne ich seit meiner Kindheit. Mit Freunden aus der katholischen Gemeinde und auch aus dem Johannesberg spielte ich bei Euch oft Fußball – hinten, wo jetzt die Caritas-Schule ist. Den Platz gibt es heute noch. Die Werkstatt habe ich durch Euch kennengelernt. Ihr habt mich schon oft eingeladen, und ich bin sehr gern bei Euch.
Kannst Du Dir vorstellen, in der Caritas-Werkstatt zu arbeiten, statt als Bürgermeister?
In ein paar Wochen muss ich mich zur Wahl stellen. Ich liebe meinen Job, werde kandidieren und hoffe, dass mich die Oranienburger wiederwählen. Das aber kannst du in einer Demokratie nicht vorhersehen, und das ist auch gut so! Wäre da einer für immer in so einer Position, steht die Gefahr, dass er ein Diktator wird. Werde ich abgewählt, muss ich mir also einen neuen Job suchen – traust du mir denn zu, dass ich bei euch arbeiten kann?
Natürlich!
Bei meinen Besuchen hier habe ich immer eine tolle Atmosphäre erlebt. Wie gesagt, ich liebe meinen Job, aber bei Euch würde ich gern arbeiten.
Was bedeutet Arbeit für Dich?
Ein großer Teil meiner Arbeit besteht aus Wertschätzung. Eine Kita oder Schule einzuweihen oder zu besuchen, fühlt sich gar nicht wie Arbeit an. Arbeit bedeutet in meinem Verständnis nicht nur, etwas zu produzieren, sondern vor allem: Immer wieder meine Kraft dafür zu geben, Oranienburg ein kleines Stückchen besser zu machen.
Auch bei euch geht es ja nicht nur darum, etwas in einer bestimmten Stückzahl zu produzieren. Unsere Stadt wäre ärmer ohne die Arbeit, die Ihr leistet. Es geht eben nicht nur um das greifbare Produkt, das am Ende des Arbeitsprozesses rauskommt, sondern auch immer ein Stück weit um die dabei gelebte Kultur.
Hast Du schon mal gesehen, wie voll der Bus zur Gedenkstätte Sachsenhausen besonders am Wochenende ist? Ich würde mir wünschen, dass er zumindest da öfter fährt. Kannst Du da was machen?
Perspektivisch bekommen wir immer mehr Busse, dennoch passiert immer wieder das, was Du gerade geschildert hast. Dieses Thema obliegt dem Landrat, aber ich verstehe seine Probleme. Der Bus ist nicht immer voll, aber Du hast Spitzenzeiten, in denen fahren gefühlt alle. Ideal wäre ein kleiner Bus, der sich bei Bedarf auffaltet und fünfmal so groß wird. Die erste Aufgabe des Busverkehrs lautet: Die Kinder müssen zur Schule kommen, und am Wochenende ist keine Schule. Dazu kommt, dass wir nicht genügend Busfahrer haben.
Landräte und Bürgermeistern setzen sich dafür ein, dass wir mehr Busse bekommen. Ich bin sehr stolz auf den Plus-Bus nach Bernau. Hier taten wir uns alle zusammen und gaben Geld, dass der Landkreis diesen Bus zum Laufen bringen konnte.
Warst Du bei der Eröffnung des Plus-Bus 825 nach Bernau mit an Bord?
Natürlich, und ich war sehr glücklich darüber! Schließlich war das Ganze die Idee von uns Bürgermeistern. Ich bin davon überzeugt, dass er bleibt, weil das Ganze funktioniert.
Hast Du als Bürgermeister mit WOBA, OWG und anderen Vermietern zu tun? Die Mieten sind auch in Oranienburg ganz schön teuer. Kannst Du da etwas ändern?
Ich setze mich dafür ein, denn das sollte ein Bürgermeister immer tun. Die WOBA ist unser Unternehmen, und ihre Mieten sind verhältnismäßig günstig. Nun wächst unsere Stadt seit etlichen Jahren stetig, immer mehr Berliner ziehen zu uns raus. Auf der Warteliste der WOBA stehen 1.300 Menschen, aber nur 400 Wohnungen werden jährlich frei. Wir müssen mehr Wohnungen bauen. Das tun wir auch, aber es reicht leider nicht aus. Obendrein brauchen wir mehr Plätze in Kitas, Grundschulen, mehr Strom, Busse, auch unser Klärwerk kommt an seine Grenzen. Wachstumsschmerzen nennt man das, und wir arbeiten daran, sie zu lindern.
Nimmst Du den Bürgermeister mit nach Hause, oder kannst Du daheim von Deiner Tätigkeit abschalten?
Komme ich nach Hause, ist das mein „Ruheraum“, in dem ich unseren Kindern und meiner Frau „gehöre“. Ich versuche, den Stress an der Haustür abzustreifen, was mir nicht immer gelingt. Manche Sorge erscheint so schwer, da grübelst du auch zu Hause weiter.
Das glaube ich Dir gern. Lieber Alex, ich danke Dir, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten.
Das hat mir großen Spaß gemacht, und ich komme gerne wieder.
21. Juli 2025 | Logbuch |
Oranienburg summt – auch dank Online-Reporterin Ina Krause
Wir produzieren am Aderluch unter anderem Zwischenwände für Bienenwaben. In ihnen ziehen die Bienen ihre Babys groß und lagern den Nektar, der später Honig wird. Die Wände bestehen aus Bienenwachs und werden entsprechend des jeweiligen Auftrags eingemessen. Wir fertigen sie mit einem Gerät, das wie ein Waffeleisen aussieht. Es prägt das Bienenwaben-Muster in die Wachs-Platten und kühlt, damit das heiße Wachs fest wird.
Wir produzieren diese Zwischenwände für die Imker des Kreises Oranienburg. Die Imker brauchen eine Bescheinigung, dass ihre Bienen gesund sind. Dann dürfen wir für sie tätig werden.
Eine Weile hatten wir keinen Auftrag dafür. Deshalb verpackte eine Gruppe Zuckerwatte-Stäbchen, die andere stellt Kerzen her. Dabei wechselten sich beide Gruppen ab. Das ist auch gut, aber wie schön, dass wir gerade einen schönen neuen Auftrag mit 12 kg Wachs reinbekamen, um den lieben Bienen zu helfen.
17. Juli 2025 | Logbuch |
Die Online-Reporterinnen Julia Bußler und Manuela Wroblewski gratulieren
Bei uns in der Werbemittelfertigung gibt es ein freudiges Ereignis!
Unsere Kollegin Jessica Wagner brachte in den ganz frühen Morgenstunden des 8. Juli 2025 ein gesundes kleines Mädchen zur Welt. Emely-Zoe und ihre Mama sind wohlauf – und wir total happy!
Die ganze Abteilung sammelte für sie. Im Rahmen des begleitenden Angebots Gestaltung mit Eva-Maria Göbel fertigten wir eine riesige Windeltorte – man munkelt von 192 Windeln, in jedem Fall waren es sehr viele. Dazu gabs viele kleine Extras wie Rassel, Sabberlatz, Schnullerkette zum Anklipsen, Babytücher, Trinkflasche, Gutscheine und, ganz oben drauf, ein Kuscheltier.
Das alles brachten wir am 9. Juli per Handwagen in die Oberhavel-Klinik in Oranienburg. Jessica freute sich sehr und erlaubte uns, hier von dem für uns alle so freudigen Ereignis zu erzählen.
„Die Kleine sieht ja auch total niedlich aus!“, so unsere Kollegin Djamila, „janz jenau wie ihre Mudder!“
15. Juli 2025 | Logbuch |
Online-Reporterin Monika Fiedler zeigt Mut mit einem Bericht in eigener Sache
Vor einigen Wochen war es soweit: Nach 9 Jahren stand wieder einmal die Tagesklinik auf meinem Programm. Es ging mir schon seit längerer Zeit nicht so gut, was natürlich auch die Werkstatt bemerkte. Nur ich wollte es wohl noch nicht in dem Ausmaß wahrhaben.
Vergeblich hatte ich ein Jahr lang nach einem ambulanten Therapieplatz gesucht. Ich hatte regelmäßig Gespräche bei unserem Fachdienst und Sozialarbeiter Klemens sowie mit meiner Gruppenleiterin Melissa, aber das reichte nun nicht mehr aus.
Klemens plädierte für einen stationären Aufenthalt, was für mich jedoch nicht in Betracht kam. Ich „rettete“ mich in die Tagesklinik.
Am ersten Tag bei der Morgenrunde, wir saßen im Kreis auf Hocker oder Ball, war mir klar: „Oh Gott, ich bin wieder in der Tagesklinik angekommen!“ Ich musste weinen und rausgehen, so niedergeschlagen war ich.
Aber ich schaffte es. Ich hatte begriffen, dass es sein musste. Klemens und die Werkstatt hatten mich in die richtige Richtung „geschubst“. Im Nachhinein bin ich ihm und allen anderen Beteiligten dankbar dafür. Nun bin ich froh, dass ich wieder in die Werkstatt kommen kann.
10. Juli 2025 | Logbuch |
Ein Gastbeitrag von Daniela Beyer
Ihr Lieben, als ich mich anbot, einen Bericht über unseren Besuch in der Gedenkstätte Sachsenhausen mit Laura Krüger zu schreiben, dachte ich, das wird doch einfach: Eindrücke und Informationen sammeln, aufschreiben – fertig!
So ist es leider nicht. Mir wird übel, wenn ich daran denke, was an diesem schrecklichen Ort alles geschah, wozu Menschen fähig sein können. Ich möchte gern, dass Ihr selbst entscheidet, in welcher Form Ihr Euch dort über all das informiert. Mir liegt jedoch am Herzen, Euch die Bedeutung von Gedenkstätten näher zu bringen.
Sie sind Orte, die an Gewalt, Verfolgung und Massenmord erinnern. Sie wollen jene Ereignisse vor dem Vergessen bewahren sowie der Opfer gedenken. Oft befinden sie sich genau dort, wo es einst geschah. Sie erzählen nicht nur über Vergangenes, sondern klären uns auch über die Ursachen und Folgen dieser schweren Verbrechen auf.
Auch pädagogische Programme und Führungen stehen jedem zur Verfügung, um sich mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Diese können sich auf bestimmte Opfergruppen beziehen wie zum Beispiel Opfer des Holocaust, politisch Verfolgte oder Zwangsarbeiter.
Gedenkstättenarbeit bezieht sich auch auf aktuelle Themen, um gesellschaftliche Ausgrenzung und menschenfeindliche Tendenzen zu thematisieren und ihnen vorzubeugen. Die Gedenkstätte Sachsenhausen ist barrierefrei, ihr Besuch kostenlos – Ihr Lieben, bleibt neugierig!
PS: Das Foto zeigt den Blick nach draußen, vielleicht verbunden mit etwas Hoffnung
8. Juli 2025 | Logbuch |
Online-Reporterin Lara Bengs nimmt uns mit in ihren Arbeitsalltag
Ich arbeite in der Fahrradwerkstatt, also im Bereich Rad & Tat. Gerade haben wir jede Menge Kundenaufträge, aber alle Kollegen sind nett und freundlich. Unsere Gruppenleiter sind sehr hilfsbereit, gerade in stressigen Zeiten.
Unsere Aufträge sind ganz verschieden, so zum Beispiel: Bremsen oder Schaltung einstellen, neue Schläuche, neue Mäntel aufziehen, Kette wechseln oder Durchsicht. Um alte Räder auf Vordermann zu bringen, müssen wir oft einige Teile austauschen. Manches haben wir im Lager, manches hat die Werkstatt im BB-Bereich, wir helfen einander. Was wir nicht dahaben, müssen wir bestellen. Alles, was reinkommt, wird eingescannt, das mache manchmal ich. Können wir etwas nicht einscannen, tippen wir die Artikelnummer per Hand in den Rechner.
Im Lager haben wir viele Fahrräder, die zum Verkauf stehen. Letztens kaufte ich eins für meine Schwester. Wir haben auch Dreiräder oder Lastenräder, erstere sind für ältere Menschen oder Handicaper. Zwei Lastenräder stehen zum Ausleihen zur Verfügung. Manchmal kriegen wir Fahrräder geschenkt.
Haben wir Zeit, können wir auch unsere eigenen Räder auf Vordermann bringen. Je nachdem, was zu tun ist, brauche ich ein bis zwei Tage pro Fahrrad, manchmal auch länger. Anschließend machen wir eine Probefahrt. Haut alles hin, rufen wir den Kunden an, der uns das Fahrrad brachte: „Schönen guten Tag, hier ist die Caritas-Werkstatt, Bengs am Apparat. Ich wollte Ihnen nur Bescheid sagen, Ihr Fahrrad ist repariert und bereit zur Abholung.“
Ich habe eigentlich Angst vor Telefonaten, aber seit ich auf Arbeit ab und an welche führe, kriege ich das hin. Auch privat kann ich das jetzt besser.
3. Juli 2025 | Logbuch |
Online-Reporter Michael Benter interviewt den Betriebsleiter der Zweigwerkstatt am Aderluch, Marcel Teichmann
Wie kamst Du damals auf die Idee, deinen Zivildienst bei der Caritas zu machen?
Wie meine Brüder und unser Vater verweigerte ich aus christlicher Überzeugung den Kriegsdienst. Für den Zivildienst bewarb ich mich beim Caritas-Wohnen, am Ende wurde es die Werkstatt. Von 1999 bis Frühjahr 2000 war ich Zivi im Förderbereich in der Berliner Straße 60A, einer ehemaligen Motorradwerkstatt.
Wie wurdest Du Betriebsleiter am Aderluch?
Das war ein langer Weg. Nach dem Zivildienst kehrte ich in meinen alten Job zurück, betreute aber weiter die Fußballmannschaft der Werkstatt. 5 Jahre später bewarb ich mich dort und unterstützte einen Gruppenleiter. Dann wurde ich in der Demontage selbst ein solcher. Zusammen mit Herrn Kerkow baute ich unseren Standort am Heidering mit auf. Dort fungierte ich als Arbeitsvorbereiter, schließlich als Betriebsleiter. Das bin ich mittlerweile am Aderluch.
Du holst immer wieder Sonder-Aufträge ran. Wie findest Du die, bist Du immer auf der Suche?
Das bin ich, lieber Micha! Oft aber finden die Aufträge eher mich. Vieles läuft über Mundpropaganda. Kunden empfehlen uns weiter, daraus entstehen neue Kontakte. Andere Aufträge kommen aus meinem privaten Umfeld. Ich erzähle gern, was wir alles können. Mein Ansatz gegenüber jedem potentiellen Kunden lautet: Wie können wir die Lösung für Ihr Problem finden? Gerade bei euch in der Werbetechnik produzieren wir nichts auf Halde, sondern stets genau das, was sich der Kunde gerade wünscht. Die große Frage lautet: Was genau braucht er?
Wie bekommst Du es hin, zu schwierige Aufträge auch mal abzugeben?
Was zu kompliziert ist, gebe ich manchmal an andere Firmen weiter. Oder wir arbeiten mit anderen Firmen oder Agenturen zusammen. Dabei lernen wir, um es zukünftig alleine hinzubekommen. Andere lernen von uns – und wir von anderen! Auch aus Fehlern lernt man. Merke ich heute gleich am Anfang, dass es zwischen uns und einem Auftraggeber nicht passt, lehne ich auch mal einen Auftrag ab.
Ist es sehr anstrengend, Betriebsleiter zu sein? Wie meisterst Du diesen Job?
Der ist schon herausfordernd. Mancher Anruf erreicht mich, wenn ich noch nicht oder nicht mehr im Dienst bin. Ich habe nur ein Telefon, auf dem rufen mich Kunden, Kollegen oder meine Familie an. Die Alarmanlage vom Heidering ist auf mein Handy geschaltet. Gibt’s Alarm, nehme ich einen meiner Söhne mit, falls mir was passiert – und fahre her.
Wie sehen Deine Zukunftspläne aus?
Jeder Tag in der Werkstatt ist eine absolute Herausforderung und steckt voller Überraschungen. Daher gehe ich in die Zukunft ohne große Vorstellung von ihr. Es ist wie bei vielen Aufträgen: Meine zukünftigen Aufgaben werden mich finden! Ich bin dankbar, dass ich hier arbeiten darf. Schließlich verbringe ich mehr Zeit in der Werkstatt als daheim mit der Familie, da muss mir die Arbeit schon Spaß machen.
1. Juli 2025 | Logbuch |
Online-Reporter Michael Benter findet den richtigen Rhythmus
Jeden Dienstagvormittag trifft sich unsere Instrumentalgruppe bei Eva-Maria Göbel in der Hauptwerkstatt. Seit diesem Frühjahr bin ich auch mit dabei.
Die erste halbe Stunde üben wir drinnen, dann trommeln wir draußen. Vorher suchen wir uns aus, welche Instrumente wir nehmen. Wir haben Tamburine mit und ohne Schellen, Djembes, zwei, drei große Basstrommeln, Rasseln und mehr.
Eva gibt auf einer Handtrommel den Takt vor. Maik Poerschke hat eine Trommel um den Bauch gebunden, die er mit zwei hölzernen Schlägeln spielt. Das ist die Snare-drum. Ich probierte sie auch mal aus, dieser Job ist wirklich sehr anspruchsvoll!
Wird es schräg, ruft Eva: „Halt, so wird das nichts, wir müssen im Takt bleiben!“
Wir fangen nochmal von vorne an – und irgendwann klappt es. Neulich übten wir das Lied: „Das Leben ist schön“. Das fand ich sehr schwer.
Bei der diesjährigen Jahres-Hauptversammlung hatte ich meinen ersten Auftritt in Evas Gruppe. Vorab besprachen wir kurz, wie wir uns aufstellen, dann gings los. Zur Ehrung unserer Jubilare spielten wir jeweils einen Trommelwirbel. Das war cool, und am Ende lobte uns Eva: „Das habt ihr ganz toll gemacht!“ Es macht mir großen Spaß, hier mitzumischen.
30. Juni 2025 | Logbuch |
Die Online-Reporter der Caritas-Werkstatt haben nicht nur mitgefeiert, sondern auch mitgeschrieben
Vanessa Verderber:
Ich war am eigenen Stand dabei. Zuvor hatte ich Angi Geißler angesprochen: „Könnte ich mich für den Flohmarkt anmelden?“
„Selbstverständlich, ich setzte dich auf die Liste!“, antwortete sie mir, alles klappte wunderbar. Die Menschen, die zu mir kamen, waren sehr nett – und ich am Ende um 20 Euro reicher. Karaoke kann ich leider nicht, bei meinem Gesang würden die Glasscheiben unserer Hauptwerkstatt zersplittern.
Lara Bengs:
Wegen eines Arzttermins kam ich etwas später. Ich lief herum, genoss das Mittagessen, später Kuchen und Eis. Gute Musik war auch dabei, DJ Gandhi 81 legte auf! Beim Finale der Karaoke-Show unterhielt mich gerade mit einer Freundin – und tanzte sofort mit. Vielleicht singe ich beim nächsten Mal auch, lasst Euch überraschen.
Ina Krause:
Ich war sehr aufgeregt vor meinem Auftritt und zog mich etwas zurück, um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Es war mein erstes Mal. Oben auf der Bühne war ich in einer anderen Welt. Ich danke meiner Schwester, die mich so gut beim Lernen des Textes unterstützte.
Michaela Senf:
Ich war viel aufgeregter als letztes Jahr. Kurz vor meinem Auftritt dachte ich: Heute gehste nicht auf die Bühne! Dann aber siegte mein Übermut. Super Unterstützung erhielt ich von Tilman, der gerade als BuFDi bei uns am Aderluch ist. Das Publikum begleitete uns ganz toll!
Immer mal wieder sah ich Tränen in Moderatorin Angi Geißlers Augen, weil sie so gerührt war. Der Höhepunkt: Justin Feuerherd mit Helikopter 117 – alle tobten, auf der Bühne wie davor gabs kein Halten mehr! Am Ende bedankte ich mich bei den Organisatoren dieses tollen Festes. Was die alles organisiert hatten!
Alonzo Münn:
Aus Ausschuss-Zuckerwattestäbchen hatten wir am Aderluch Helikopter gebaut, die bei Justins Vortrag zum Einsatz kamen. Bei meinem eigenen Song war ich aufgeregter als letztes Jahr. Ich hörte ihn vorher über Kopfhörer im Dauerloop, aber der Text war sehr schwer zu singen. Nächstes Mal nehme ich wieder etwas Leichteres.
Squad-fahren, Karaoke, Hau den Lukas, Flohmarkt, Essen- und Getränkestände, Leute treffen – ein cooler Tag! Als ich mich zwischendrin umsah, entdeckte ich einen Kameramann des RBB. Irgendwann kam er an unseren Tisch und erwischte mich beim Essen. Aus Spaß winkte ich ganz wild und rief: „Mama, ich bin im Fernsehen!“
Vielen herzlichen Dank an alle Organisatoren, Mitwirkenden und fleißigen Hände, die unser Johannesfest wieder zu einem ganz besonderen Tag machten. Ja, das Leben ist schön!
26. Juni 2025 | Logbuch |
Online-Reporter Michael Benter gibt den Takt vor
Anja Oldenburg fragte mich, ob ich bereit wäre, beim Drachenbootrennen zu trommeln auf unserem Boot Wellenreiter 2. Ich sagte zu. Auf Wellenreiter 1 trommelte Maik Poerschke. Vorm Wettkampf beim Oranienburger Stadtfest absolvierten wir ein Trockentraining im Haus Luise. Drei Mal übten wir auf dem Wasser am Schlosshafen.
Am Wettkampftag trafen wir uns gegen 7.30 Uhr am Bollwerk, um alles auszuladen: Zelte, Bänke, vieles mehr. Die Boote lagen bereits im Wasser. Jeder von uns hatte 5 Euro in die Drachenboot-Kasse eingezahlt. Davon kaufte Frau Miculcy Wiener, Obst, Gemüse, Kekse und was wir sonst noch brauchten. Wasser stellte die Werkstatt.
Beim Training hatte ich mir zwei Verletzungen zugezogen, weil der Trommelstock so rieb. Ich probierte verschiedene Techniken aus, wie ich ihn am besten anfasse. „Hast du Handschuhe?“, fragte mich René Scheil.
„Ja, hab ich, Fahrradhandschuhe.“
„Zieh sie an, das schont deine Hände, zumindest ein bisschen.“
Im Boot rief ich: „Leutis, wir schaffen alles! Seid ihr bereit, habt ihr gute Laune?“
„Ja!“, antworteten sie.
So fuhren wir zum Startpunkt, wo ich die Mannschaft nochmal aufmunterte. Der Steuermann, ein Mitarbeiter vom Wassersport-Zentrum, wies uns an: „Drei Schläge vorwärts, ein Schlag rückwärts“, bis beide Boote auf gleicher Höhe waren.
Dann sagte der Schiedsrichter: „Are you ready, Attention“ – ein Signalton, und los ging’s, auf die 250 Meter Wettkampfstrecke, nach dem von mir vorgegebenen Takt. Beim zweiten Rennen störte mich, dass die gegnerische Gruppe zu uns sagte: „Ihr verliert und wir gewinnen!“ Das Ganze soll doch vor allem Spaß machen!
Bei der dritten Runde waren wir alle platt und hatten keine Ausdauer mehr. Spaß machte es uns trotzdem. Zur Siegerehrung bekamen wir einen Pokal in Form eines Paddels mit der jeweiligen Platzierung. Wir wurden Zweiter, direkt hinter Wellenreiter 1. Maik trommelte wirklich sehr schnell. Als ich nach Hause kam, war ich total knülle und wollte nur noch schlafen! Aber nächstes Jahr möchte ich wieder dabei sein, an der Trommel!
25. Juni 2025 | Logbuch |
Online-Reporterin Vanessa Verderber hat ein einfaches Rezept für gute Laune und Wohlbefinden
Beim Nordic Walking sind wir auf jeden Fall in der Natur unterwegs. Somit begegnen uns viele kleinere Tiere. Je nach Jahreszeit sehe ich zum Beispiel verschiedene Vögel, höre Spechte gegen die Bäume klopfen oder beobachte von weitem, wie ein paar Eichhörnchen durchs Unterholz flitzen. Auch schauen wir uns Häuser an, einige sind neu gebaut.
Ebenfalls sehr schön ist: Du kannst dich nebenbei super gut mit den anderen Walkern unterhalten. Viele wollen dabei sein. Deshalb gibt es derzeit zwei Gruppen, die jeden Mittwoch nacheinander loswalken. Um 8.00 Uhr startet die erste Gruppe und um 10.00 Uhr läuft die zweite los. Dann ist auch ist unsere Nordic Walking-Leiterin Iris Arndt dabei. Kommen wir zurück, geht es mir besser als vorher, Nordic Walking tut auch meiner Seele gut.
23. Juni 2025 | Logbuch |
Online-Reporterinnen Annett Nehls und Eileen Mannich stellen ein Begleitendes Angebot der besonderen Art vor.
Neulich besuchten wir unsere Anglergruppe bei ihrer Versammlung. Gruppen-Organisator Michael Weil, bis zur Rente Beschäftigter der Caritas-Werkstatt, reist zu jeder Versammlung aus Schwedt an.
Als Michael vor 16 Jahren las, welche Begleitenden Angebote es in der Werkstatt gibt, sagte er: „Lasst uns eine Anglergruppe aufmachen!“
Das tat er, und das Interesse war groß: „Wir waren mal 15 Leute! Mittlerweile sind wir weniger geworden, aber es gibt uns noch immer! Einmal im Monat treffen wir uns am Heidering. Die Werkstatt unterstützt uns finanziell, so bei der Anschaffung unserer Sieger-Pokale. Außerdem zahlt jeder von uns etwas in unsere Gemeinschaftskasse ein, damit wir mal zusammen essen gehen können.“
Marcel entdeckte seine Angel-Leidenschaft mit 9 Jahren: „Onkel und Vater waren Angler, und irgendwann nahm mich mein Onkel zum ersten Mal zum Nachtangeln mit.“
Bei Micha hieß es schon mit 8: „Nach der Schule ab ans Wasser, selbst bei Stubenarrest! ‚Guck mal, was ich mitgebracht habe!‘, sagte ich zu meinem Vater. Da gab es Ärger, gefreut hat er sich trotzdem über den Fisch!“
Dass man heute sämtliche Köder fertig kaufen kann, lässt die Männer abwinken: „Wir holen Maden oder Würmer aus dem Komposthaufen, den Angelteig machen wir selbst!“
„So manchen Köder, wie Köcherfliegenlarven, auch Sprock genannt, findest du zur entsprechenden Jahreszeit direkt am Wasser“, ergänzt Micha.
Als wir die Männer und die derzeit noch einzige Frau fragen, was sie am meisten fasziniert an ihrem Sport, erwidert Marcel: „Da ist dieser besondere Moment, wenn‘s anfängt zu beißen. Generell ist es schön, in der Natur zu sein: frische Luft, Ruhe, Wasser, den Fisch im Drill, das ist schon cool.“
„Wir sind alles Naturschützer“, fügt Micha hinzu, „oft räumen wir weg, was andere liegenlassen. Schließlich wollen wir unseren Platz am Wasser sauber haben, da verlassen wir ihn auch entsprechend.“
Auch sonst gucken sie genau hin: „Durch die Schifffahrt werden invasive Arten wie die Schwarzmeer-Grundel eingeschleppt“, lässt uns Steve wissen. „Die fressen den Laich einheimischer Arten und haben hier nicht die richtigen Feinde.“
Allen vieren ist die Natur das Wichtigste, dazu Micha: „Der Lärm ist weg, und du bist einfach draußen. Ick gloob, in Schwedt piepen die Vögel anders.“
In der Havel „fing“ er auch schon mal Unterholz, einmal holte er gar ein ganzes Fahrrad raus. Sein Stolz ist jedoch eine 40 cm lange Karausche.
Zum Wettkampf treffen sich unsere Angler fünfmal pro Jahr, vom Anangeln im April bis zum Abangeln Ende September. Die gefangenen Fische werden abgewogen, das schlechteste Ergebnis gestrichen, und der Sieger bekommt einen Pokal.
Bei ihren Zusammenkünften am Heidering besprechen sie die nächsten Termine, tauschen Erlebnisse aus, dazu gibt’s eine Lektion Fisch- und Gerätekunde.
„Ich komme nach wie vor gern hierher“, bekennt Micha, „meinen Sportsfreunden aus der Werkstatt bleib ich treu!“
In diesem Sinne: „Petri Heil, liebe Caritas-Angler!“