Krea­ti­ve Lö­sung für eine Mangelware

Krea­ti­ve Lö­sung für eine Mangelware

Krea­ti­ve Lö­sung für eine Mangelware

Von Mar­co Wink­ler | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Mas­ken­pro­duk­ti­on Die Ca­ri­tas rich­tet eine Nä­he­rei ein. Die Stadt Ora­ni­en­burg ko­or­di­niert die Be­stel­lun­gen. Eh­ren­amt­li­che kön­nen helfen.

Es sei­en au­ßer­ge­wöhn­li­che Zei­ten, sagt Ca­ri­tas-Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Zu­sam­men mit der Stadt Ora­ni­en­burg hat die Ca­ri­tas eine Ak­ti­on ins Le­ben ge­ru­fen: die Her­stel­lung von Be­helfs­mas­ken aus Stoff für Ora­ni­en­bur­ger All­ge­mein­arzt­pra­xen. Die Stadt ko­or­di­niert Nach­fra­ge und Be­darf, die Ca­ri­tas pro­du­ziert. Ak­tu­ell ent­ste­hen 200 Mas­ken am Tag, die für ein klei­nes Ent­gelt wei­ter­ge­ge­ben werden.

Auf­grund der ak­tu­ell gro­ßen Nach­fra­ge ha­ben wir eine Nä­he­rei mit sechs stän­di­gen Ar­beits­plät­zen ein­ge­rich­tet“, sagt Chris­toph Lau. Sö­ren Neu­bert von der Ca­ri­tas-Werk­statt ist er­freut über die In­itia­ti­ve der Stadt. „Ich höre von vie­len Ak­teu­ren aus dem Ge­sund­heits­we­sen den Wunsch nach Stoff­mas­ken, um dem aku­ten Man­gel zu be­geg­nen. Ich hat­te ge­ra­de an­ge­fan­gen, Mus­ter zu nä­hen, als die Stadt auf mich zu­kam“, so Neu­bert. Wäh­rend in der Ca­ri­tas ge­näht wird, kon­tak­tiert die Stadt all­ge­mein­me­di­zi­ni­sche Pra­xen in Oranienburg.

Auch eh­ren­amt­li­che Nä­he­rin­nen und Nä­her kön­nen hel­fen, in­dem sie Mas­ken spen­den. Mit der Face­book-Grup­pe „Be­helfs­mas­ken für Ora­ni­en­burg“ hat die Stadt Kon­takt auf­ge­nom­men. An­nah­me, sach­ge­rech­te Des­in­fek­ti­on, Lo­gis­tik und Ver­sand an Arzt­pra­xen so­wie Kli­ni­ken über­neh­me die Ca­ri­tas, sagt Chris­toph Lau. Selbst ge­näh­te Mas­ken kön­nen in der Ber­li­ner Stra­ße 93 ab­ge­ge­ben werden.

Die Stadt weist dar­auf hin, dass Stoff­mas­ken kei­ne Me­di­zin­pro­duk­te sind. Sie re­du­zie­ren je­doch die ei­ge­ne Ver­brei­tung von Vi­ren ein we­nig. Die Ver­wal­tung er­wägt, die Mas­ken bei Be­darf an wei­te­re Ak­teu­re des Ge­sund­heits- und Pfle­ge­we­sens zu ver­tei­len. Bür­ger­meis­ter Alex­an­der Lae­si­cke freut sich über die Ko­ope­ra­ti­on mit der Ca­ri­tas. „In die­sen Zei­ten es wich­ti­ger denn je, dass wir Ora­ni­en­bur­ger zu­sam­men­hal­ten und ge­mein­sam krea­ti­ve Lö­sun­gen fin­den, um da zu hel­fen, wo es nö­tig ist“, so Laesicke.

Mehr In­fos gibt es bei Ni­co­le Döh­ler aus der Ver­wal­tung: 03301 6006019, doehler@oranienburg.de. Die Ca­ri­tas ist un­ter schnittstelle@caritas-werkstatt. de zu erreichen.

Ca­ri­tas-Werk­statt näht Stoff­mas­ken ge­gen Corona

Ca­ri­tas-Werk­statt näht Stoff­mas­ken ge­gen Corona

Ca­ri­­tas-Wer­k­statt näht Stoff­mas­ken ge­gen Corona

MA­Zon­line

Die Stadt­ver­wal­tung Ora­ni­en­burg star­tet eine Ak­ti­on zur Ver­tei­lung von Stoff­mas­ken. Die Ca­ri­tas-Werk­statt pro­du­ziert die­se, die an­schlie­ßend vor al­lem den Ora­ni­en­bur­ger All­ge­mein­arzt­pra­xen ver­mit­telt wer­den sollen.

Ora­ni­en­burg | Der all­ge­mei­ne Man­gel an Schutz­aus­rüs­tung im Ge­sund­heits­we­sen treibt auch die Ora­ni­en­bur­ger Stadt­ver­wal­tung um. Eine All­ge­mein­me­di­zi­ne­rin trat an den Bür­ger­meis­ter mit der Bit­te um Un­ter­stüt­zung her­an und lös­te da­mit eine gro­ße Hilfs­ak­ti­on aus. Ge­mein­sam mit der Ca­ri­tas wird nun die Pro­duk­ti­on von Be­helfs­mas­ken aus Stoff hoch­ge­fah­ren, um ins­be­son­de­re Ora­ni­en­bur­ger All­ge­mein­arzt­pra­xen zu versorgen.

Ca­ri­tas-Werk­statt näht Stoff­mas­ken
Die Stadt ko­or­di­niert, die Ca­ri­tas näht: Sö­ren Neu­bert von der Ca­ri­tas-Werk­statt freut sich über die­se In­itia­ti­ve der Stadt: „Ich höre von vie­len Ak­teu­ren aus dem Ge­sund­heits­we­sen den Wunsch nach Stoff­mas­ken, um dem aku­ten Man­gel zu be­geg­nen und hat­te ge­ra­de an­ge­fan­gen Mus­ter zu nä­hen, als die Stadt auf mich zu­kam.“ In Win­des­ei­le wur­den die nö­ti­gen Ab­stim­mun­gen ge­trof­fen. Der­zeit wird die Mas­ken­pro­duk­ti­on mit zehn Be­schäf­tig­ten hoch­ge­fah­ren. „Wir lie­gen ak­tu­ell bei rund 200 Mas­ken pro Tag und kön­nen die­se ge­gen ein ge­rin­ges Ent­gelt wei­ter­ge­ben.“ Par­al­lel kon­tak­tiert die Stadt der­zeit alle all­ge­mein­me­di­zi­ni­schen Pra­xen in Ora­ni­en­burg und ko­or­di­niert die Be­stel­lung der Masken.

Selbst­ge­näh­te Mas­ken kön­nen bei der Ca­ri­tas ab­ge­ge­ben wer­den
Auch eh­ren­amt­li­che Nä­he­rin­nen und Nä­her kön­nen hel­fen: Um mög­lichst vie­le Mas­ken zur Ver­fü­gung stel­len zu kön­nen, freut sich die Stadt auch über Mas­ken, die von eh­ren­amt­li­chen Nä­he­rin­nen und Nä­hern an­ge­fer­tigt wer­den. Hier­für kann zum Bei­spiel die Näh­an­lei­tung der Stadt Es­sen ge­nutzt wer­den: essen.de/gesundheit/coronavirus_6.de.html. Die selbst ge­näh­ten Mas­ken kön­nen bei der Ca­ri­tas in der Ber­li­ner Stra­ße 93 ab­ge­ge­ben wer­den, per Mail ist die Ca­ri­tas zu die­sem The­ma über schnittstelle@caritas-werkstatt.de zu er­rei­chen. Dort wer­den sie ge­wa­schen, ver­packt und wei­ter­ver­teilt. Auch mit der pri­va­ten Grup­pe „Be­helfs­mas­ken für Ora­ni­en­burg“, in der flei­ßi­ge Frau­en und Män­ner Mas­ken nä­hen und ver­tei­len, ist die Stadt be­reits in Kon­takt. Hier sind auch wei­ter­hin Stoff‑, Geld- und Gum­mi­band­spen­den willkommen.

In Ab­hän­gig­keit von den er­ziel­ten Men­gen und dem Be­darf der All­ge­mein­arzt­pra­xen wird die Stadt die Ver­tei­lung auch an wei­te­re Ak­teu­re des Ge­sund­heits- und Pfle­ge­we­sens ko­or­di­nie­ren. „Ich freue mich über die Ko­ope­ra­ti­on mit der Ca­ri­tas-Werk­statt, in die­ser Zeit ist es wich­ti­ger denn je, dass wir Ora­ni­en­bur­ger zu­sam­men­hal­ten und ge­mein­sam krea­ti­ve Lö­sun­gen fin­den, um da zu hel­fen, wo es nö­tig ist“, so Bür­ger­meis­ter Alex­an­der Lae­si­cke. Vor­sorg­lich sei dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es sich bei den Stoff­mas­ken um kein Me­di­zin­pro­dukt han­delt. Sie stel­len kei­nen hun­dert­pro­zen­ti­gen (Eigen-)Schutz dar, sie die­nen dazu, die ei­ge­ne Ver­brei­tung von Vi­ren ein we­nig zu re­du­zie­ren. An­sprech­part­ne­rin in der Stadt­ver­wal­tung ist Ni­co­le Döh­ler, er­reich­bar un­ter der Num­mer 03301/60 0 60 19 oder doehler@oranienburg.de. Hier kann sich mel­den, wer Be­darf an Be­helfs­mas­ken hat oder wer gern selbst wel­che bei­steu­ern möchte.

Ca­ri­tas Werk­statt hat viel auf Heim­ar­beit umgestellt

Ca­ri­tas Werk­statt hat viel auf Heim­ar­beit umgestellt

Ca­ri­tas Werk­statt hat viel auf Heim­ar­beit umgestellt

Von Fried­helm Brenn­ecke | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Co­ro­na-Pan­de­mie Die Ge­sund­heit der Be­schäf­ti­gen geht vor. Der Be­trieb läuft aber bis­her an al­len Stand­or­ten und in al­len Be­rei­chen weiter. 

Wir ha­ben uns schon fast an den Ausnah­mezustand der Co­ro­na-Pan­de­mie ge­wöhnt, als sei er bei­na­he et­was ganz Nor­ma­les”, sagt Chris­toph Lau. Der Lei­ter der Ca­ri­tas-Wer­k­statt St. Jo­han­nes­berg in Ora­ni­en­burg kann am Tag fünf nach dem In­kraft­tre­ten der so­ge­nann­ten Ein­däm­mungs­ver­ord­nung nach vorn schau­en, weil er das Fer­ti­gungs- und Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men mit 430 Men­schen mit Be­hin­de­rung in die­ser kur­zen Zeit neu auf­ge­stellt hat. 

Etwa 30 Be­schäf­tig­te in Notbe­treuung sind der­zeit noch in den Werk­stät­ten ne­ben haupt­amt­li­chen Mit­ar­bei­tern tä­tig. Die Wä­sche­rei hat nach wie vor gut zu tun. „Denn die In­sas­sen der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt Wul­kow ha­ben noch kei­nen Frei­gang”, scherzt Lau. Ne­ben der Wä­sche für die An­stalt ge­hört auch die Stadt Ora­ni­en­burg mit Wä­sche aus den Ki­tas so­wie die AWU mit Be­rufs­be­klei­dung zu den Kun­den. „Zir­ka 400 bis 500 Kilo Wä­sche­stü­cke sind der täg­li­che Durch­satz”, sagt Rai­ner Schulz, der tech­ni­sche Lei­ter der Werk­statt an’ der Ber­liner Stra­ße 93.

Dort ver­sorgt auch die Haupt­kü­che Can­ti­na nicht nur die Ca­ri­tas-Be­schäf­tig­ten mit täg­lich wech­seln­den Mit­tag­essen. Die Can­ti­na ist zu Co­ro­na-Zei­ten zu ei­nem To-go-Be­trieb ge­wor­den. Vor der Aus­ga­be­stel­le mar­kie­ren klei­ne Lü­be­cker Hüt­chen im Ab­stand von gut 1,5 Me­tern die Si­cher­heits­di­stanz, die der­zeit ein­zu­hal­ten ist.

Wir gro­ße ha­ben eine Ver­ant­wor­tung für die Men­schen, die bei uns arbeiten.”

Chris­toph Lau 
Werkstattleiter

Mon­tags bis frei­tags zwi­schen 11 und 13 Uhr kön­nen alle, die ihr Es­sen zu­vor be­stellt ha­ben, ihre Por­ti­on in der Werk­statt ab­ho­len. Am Frei­tag gab es üb­ri­gens He­rings­fi­let in Ap­fel-Zwie­bel Jo­ghurt­so­ße mit Salz­kar­tof­feln und To­ma­ten­sa­lat so­wie als Des­sert Milch­creme. Al­les für 5,90 Euro. Da­mit es auch übers Wo­chen­en­de reicht, gibt es frei­tags noch ei­nen Vor­rat obendrauf.

Für die meis­ten Be­schäf­tig­ten ist, wie in vie­len Be­trie­ben, Heim­ar­beit an­ge­sagt. Das gilt etwa für den Be­reich Wer­be­mit­tel­fer­ti­gung, zu dem von Be­ginn an Ora­ni­en­burgs größ­tes Un­ter­neh­men Ora­fol zählt. „Wir brin­gen die be­nö­tig­ten Ma­te­ria­li­en für die An­fer­ti­gung von Ka­ta­lo­gen und Farb­fä­chern dann zu un­se­ren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern nach Hau­se und ho­len die fer­ti­gen Pro­duk­te dort auch wie­der ab”, sagt Chris­toph Lau.

Mit Lern­map­pen sei­en 40 Mit­ar­bei­ter, die bei der Ca­ri­tas eine Be­rufs­aus­bil­dung ab­sol­vie­ren, aus­ge­stat­tet wor­den, so­dass sie zu Hau­se ler­nen könn­ten, um kei­nen Un­ter­richts­stoff zu ver­säu­men. Auch die Di­gi­ta­li­sie­rung bie­te da­für jetzt wei­te­re Mög­lich­kei­ten der Unterstützung. 

Für zir­ka 40 „Schütz­lin­ge” der Ca­ri­tas-Werk­statt, die ge­gen­wär­tig in ih­ren Woh­nun­gen sei­en, ist ein täg­li­cher An­ruf­ser­vice ein­ge­rich­tet wor­den. „Da er­kun­di­gen wir uns re­gel­mä­ßig nach de­ren Be­fin­den. Oft ist es ein­fach wich­tig, dass die­se Men­schen eine ver­trau­te Stim­me in ih­rer Ein­sam­keit hö­ren. Denn vie­le von ih­nen ha­ben kei­ne An­ge­hö­ri­gen mehr und auch kei­ne Freun­de, mit de­nen sie re­den könn­ten”, be­rich­tet Lau. 

Auch eine 24-Stun­den-Schicht von haupt­amt­li­chen Kräf­ten ist in der Zen­tra­le ein­ge­rich­tet wor­den. „Da kön­nen uns alle, die wir jetzt nach Hau­se schi­cken muss­ten, je­der­zeit an­ru­fen, wenn sie Hil­fe brau­chen”, sagt Chris­toph Lau.
Das ge­wöhn­li­che Ge­sche­hen in der Ca­ri­tas-Werk­statt, die mit „al­les, au­ßer ge­wöhn­lich” wirbt, ist da­mit ganz schön durch­ein­an­der ge­wir­belt wor­den. „Wir ha­ben eine gro­ße Ver­ant­wor­tung für alle Men­schen, die bei uns ar­bei­ten und die uns an­ver­traut sind. Da ist es selbst­ver­ständ­lich, dass wir auf die dra­ma­tisch ver­än­der­ten Be­din­gun­gen auch fle­xi­bel re­agie­ren müs­sen”, sagt Lau. 

Fle­xi­bel re­agie­ren auch vier Mit­ar­bei­te­rin­nen, die gern nä­hen. Sie ha­ben sich aus ak­tu­el­lem An­lass auf das Nä­hen von Atem­schutz­mas­ken ge­stürzt und wol­len da­mit die Nach­fra­ge in Ein­rich­tun­gen der Ca­ri­tas, aber auch der Ober­ha­vel Kli­ni­ken we­nigs­tens zu ei­nem Teil befriedigen.

An­ge­bo­te nicht nur in Krisenzeiten

Die Ca­ri­tas-Wer­k­statt bie­tet in den Co­ro­na-Kri­sen­zei­ten auch Hil­fen für Ex­ter­ne an, etwa Hol- und Bring­diens­te aus Apo­the­ken. Wer eine sol­che Hil­fe in An­spruch neh­men möch­te, kann sich un­ter Te­le­fon 03301 52390 an die Ca­ri­tas-Werk­statt wenden. 

Mit­tags­es­sen wer­den von Mon­tag bis Frei­tag in der Can­ti­na frisch mit meist re­gio­na­len Pro­duk­ten zu­be­rei­tet. Für Ver­trags­kun­den er­folgt auch die Aus­lie­fe­rung. Un­ter mittagessen@ca­ritas-werkstatt.de oder un­ter Te­le­fon 03301 523946 kön­nen auch alle, die dar­an in­ter­es­siert sind, ihr Mit­tag­essen bestellen.

Sor­gen bei Ca­ri­tas und Lebenshilfe

Sor­gen bei Ca­ri­tas und Lebenshilfe

Sor­gen bei Ca­ri­tas und Lebenshilfe

Von Klaus D. Gro­te | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Co­ro­na­kri­se Werk­stät­ten müs­sen mit we­ni­ger Be­schäf­tig­ten ar­bei­ten. Die Ein­rich­tung in der Lehnitz­stra­ße schließt. Be­treu­er wer­den in Su­per­märk­ten be­droht, weil sie für Wohn­grup­pen Groß­ein­käu­fe tätigen.

Die Ein­rich­tun­gen für Men­schen mit Be­hin­de­rung ste­hen we­gen der Co­ro­na­pan­de­mie vor ei­ner rie­si­gen Her­aus­for­de­rung. „Wir müs­sen un­se­re Frei­zeit­ein­rich­tung schlie­ßen. Die Leu­te wis­sen nicht, wo­hin“, sagt Uta Ger­ber, Ge­schäfts­füh­re­rin der Le­bens­hil­fe Ober­ha­vel Süd. Sie fürch­ten ei­nen Kol­ler, wenn die Men­schen nichts mehr un­ter­neh­men könn­ten. Ei­ni­ge Be­trof­fe­ne wür­den die Si­tua­ti­on nur schwer ver­ste­hen. Noch dazu fie­len Fach­kräf­te aus, weil sie zu Hau­se ihre Kin­der be­treu­en müss­ten. Uta Ger­ber be­fürch­tet, dass die Si­tua­ti­on noch viel dra­ma­ti­scher wer­den könn­te, wenn die Men­schen mit Be­hin­de­rung nicht mehr in den Werk­stät­ten der Nord­bahn gGmbH ar­bei­ten kön­nen und mehr Frei­zeit haben.

Wir brau­chen Un­ter­stüt­zun­gen für so­zia­le Ein­rich­tun­gen, auch nach der Krise.“

Mi­cha Schaub, Ge­schäfts­füh­rer Nord­bahn gGmbH

Der­zeit sind die Werk­stät­ten noch ge­öff­net. Es sei den Be­schäf­tig­ten aber frei­ge­stellt, zu Hau­se zu blei­ben, sagt Nord­bahn-Ge­schäfts­füh­rer Mi­cha Schaub. 35 Pro­zent der 400 Be­schäf­tig­ten mach­ten da­von Ge­brauch. Un­ter ih­nen sei­en auch Men­schen, die zu den Ri­si­ko­per­so­nen ge­hö­ren. Sie wür­den auch in Ab­spra­che mit den An­ge­hö­ri­gen zu Hau­se bleiben.

Die Pro­duk­ti­on lau­fe wei­ter. In den Werk­stät­ten wur­den Des­in­fek­ti­ons­spen­der auf­ge­stellt. In der Kan­ti­ne gibt es nur noch 35 statt 75 Plät­ze. Die Werk­stät­ten wür­den ei­nen Not­fall- und Kri­sen­plan vor­be­rei­ten für den Fall, dass die Pro­duk­ti­on ein­ge­stellt wer­den muss, so Schaub. Die Be­schäf­tig­ten könn­ten dann ge­ge­be­nen­falls auch vor Ort be­treut werden.

Sor­gen macht sich der Werk­stät­ten­lei­ter aber um die fi­nan­zi­el­le Zu­kunft sei­nes Hau­ses. Wer­den die Kos­ten­sät­ze, mit de­nen das Land je­den ein­zel­nen Be­schäf­tig­ten der Werk­statt för­dert, auch bei ei­ner Schlie­ßung der Nord­bahn wei­ter­ge­zahlt? „Das Durch­hal­ten kann zu ei­nem Kraft­akt wer­den. Die Ver­bind­lich­kei­ten lau­fen ja wei­ter“, sagt Schaub. Die Be­schäf­tig­ten wür­den aber wei­ter ihr Geld er­hal­ten, ver­si­chert er und for­dert: „Wir brau­chen Un­ter­stüt­zun­gen für so­zia­le Ein­rich­tun­gen, auch nach der Kri­se.“ Bis­her sei das aber kaum the­ma­ti­siert worden.

Sys­tem­re­le­van­te Auf­trä­ge
In den Ca­ri­tas-Werk­stät­ten St. Jo­han­nes­berg in Ora­ni­en­burg ist die Lohn­fort­zah­lung eben­falls ge­si­chert, sagt Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Auch bei der Ca­ri­tas dür­fen die Be­schäf­tig­ten zu Hau­se blei­ben. Ein Drit­tel von ih­nen, etwa 100 Be­schäf­tig­te, sei ak­tu­ell noch in den Werk­stät­ten tä­tig. Ge­öff­net blie­be auf je­den Fall, ver­si­chert Lau. „Wir ha­ben Auf­trä­ge zu er­fül­len.“ Zu den Kun­den zäh­len gro­ße Fir­men, dar­un­ter Schie­nen­fahr­zeug­her­stel­ler und Ora­fol. Not­falls wür­den al­lein die haupt­amt­li­chen Be­schäf­tig­ten ar­bei­ten. „Bei uns gibt es auch sys­tem­re­le­van­te Be­rei­che“, er­klärt Lau. Die Kü­che, „Can­ti­na“, ver­sorgt auch Ki­tas und ei­ge­ne Ein­rich­tun­gen mit Es­sen. In der Wä­sche­rei wird un­ter an­de­rem Häft­lings­klei­dung der JVA Wul­kow ge­rei­nigt. Auch die Ca­ri­tas-Werk­stät­ten pla­nen eine Not­fall­be­treu­ung für ihre Beschäftigten.

Doch noch ein wei­te­res, völ­lig neu­es Pro­blem er­gibt sich durch die Co­ro­na­pan­de­mie. „Un­se­re Be­treu­er wer­den beim Ein­kau­fen be­schimpft und be­droht“, sagt Uta Ger­ber. So­gar Prü­gel wur­den an­ge­droht, weil den Be­treu­ern un­ter­stellt wer­de, dass sie Hams­ter­käu­fe er­le­di­gen wür­den. Da­bei kauf­ten sie le­dig­lich für die Wohn­grup­pen der Vil­la Son­nen­schein in Lehnitz mit 25 Be­woh­nern und der Ro­ten Vil­la in Vel­ten (24 Be­woh­ner) ein. „Der Ein­kaufs­wa­gen ist dann im­mer sehr voll“, sagt Uta Ger­ber. Seit in den Me­di­en von Hams­ter­käu­fen be­rich­tet wird, gibt es al­ler­dings Pro­ble­me. Mehr­fach gab es Be­dro­hun­gen durch an­de­re Kun­den bei Rewe in der Lehnitz­stra­ße und im Lidl-Markt in der An­dré-Pi­can-Stra­ße so­wie in Velten.

Die Le­bens­hil­fe hat des­halb eine gro­ße Zei­tungs­an­zei­ge ge­schal­tet. „Bit­te las­sen Sie uns un­se­re Grup­pen­ein­käu­fe ma­chen. Wir ma­chen kei­ne Hams­ter­käu­fe. Wir müs­sen un­se­re be­treu­ten Men­schen ver­sor­gen“, ist dar­auf zu le­sen. „Ich habe die An­zei­ge aus­ge­druckt und la­mi­niert. Die kommt dann beim Ein­kau­fen an den Wa­gen“, sagt Uta Gerber.

In Ora­ni­en­burg und Schönfließ

Die Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg ar­bei­tet an drei Stand­or­ten in Ora­ni­en­burg. In der Can­ti­na wer­den täg­lich 700 Por­tio­nen Es­sen ge­kocht und aus­ge­lie­fert.
Die Nord­bahn-Werk­statt für Men­schen mit Be­hin­de­rung in Schön­fließ. Her­ge­stellt wer­den un­ter an­de­rem Park­mö­bel, Son­der­ma­schi­nen und Druckerzeugnisse.