Ein Platz an der Sonne

Ein Platz an der Sonne

Ganz Ora­ni­en­burg spricht von der En­er­gie­ver­sor­gung. Wir be­grü­ßen die Früh­jahrs­son­ne – und kön­nen uns dank der Stro­mun­ab­hän­gig­keit in der Haupt­werk­statt mit ei­ge­ner Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge um an­de­re Din­ge küm­mern. Um die Wei­ter­ent­wick­lung be­ruf­li­cher Bil­dung etwa, um An­ge­bo­te für ei­nen wach­sen­den För­der­be­reich oder um die Si­che­rung der ge­werb­li­chen Auf­trags­la­ge für Be­schäf­tig­te mit den un­ter­schied­lichs­ten Vor­aus­set­zun­gen und Interessen.

Un­ver­ges­se­ne Be­schäf­tig­te: Su­san­ne Lenz

Un­ver­ges­se­ne Be­schäf­tig­te: Su­san­ne Lenz

In ei­ner lo­sen Se­rie er­in­nern die On­line-Re­por­ter der Ca­ri­tas-Werk­statt an ver­stor­be­ne Be­schäf­tig­te. Hier schreibt Maik Poersch­ke über Su­san­ne Lenz.

Su­san­ne ar­bei­te­te in der Haupt­werk­statt im da­ma­li­gen Ar­beits­be­reich Mon­ta­ge – und auf ein­mal saß ich am Früh­stücks­tisch ne­ben ihr. Das war am 15. Mai und am Ende der Früh­stücks­pau­se frag­te mich Su­san­ne, ob ich ihr Freund sein will.

Ich schlief eine Nacht dar­über, dann gab ich ihr mei­ne Ant­wort. Ich sag­te: „Ja.“ Der Fun­ke war übergesprungen.

Su­san­ne wohn­te im Heim der Sana-Kli­nik in Som­mer­feld. So fuhr ich an den Wo­chen­en­den nach Som­mer­feld zu ihr. Ob Ge­burts­tag, zu Weih­nach­ten, zur Dis­ko, oder ich schmiss eine Par­ty – wir wa­ren zu­sam­men! Auf Ar­beit sa­hen wir uns in den Pau­sen und schmus­ten. Spä­ter ar­bei­te­ten wir zu­sam­men in ei­ner Abteilung.

Als ich Su­san­ne das letz­te Mal in der Wohn­grup­pe be­such­te, saß sie im Roll­stuhl. Lun­gen­krebs lau­te­te ihre Dia­gno­se, am 7. Mai 2007 ist Su­san­ne im Kran­ken­haus eingeschlafen.

Be­we­gung ist alles

Be­we­gung ist alles

An die­ser Stel­le be­rich­ten ab so­fort Be­schäf­tig­te als On­line-Re­por­ter über das Le­ben und den All­tag in der Ca­ri­tas-Werk­statt. Heu­te: Ma­nue­la Wroblewski.

Je­den Mitt­woch um 10.00 Uhr ver­sam­meln sich zir­ka 20 Be­schäf­tig­te am Ein­gang der Haupt­werk­statt zum Nor­dic Wal­king mit Iris Arndt.

Erst ha­ken wir die Lis­te mit den Na­men der Läu­fer ab, dann wer­den die Stö­cke ver­teilt – und los geht’s! Die ei­nen lau­fen eine klei­ne, an­de­re eine gro­ße Run­de. Bei der Gro­ßen, aber auch bei der Klei­nen ach­ten alle drauf, dass je­der mitkommt.

Da­nach ma­chen wir ge­mein­sam Deh­nungs-Übun­gen. „Was hast du für eine Idee?“, fragt Iris in die Run­de, und wir le­gen los. Für mich be­deu­tet das Gan­ze: Run­ter­kom­men an der fri­schen Luft, eine gute Sache!

Ein Team für alles!

Ein Team für alles!

An die­ser Stel­le be­rich­ten ab so­fort Be­schäf­tig­te als On­line-Re­por­ter über das Le­ben und den All­tag in der Ca­ri­tas-Werk­statt. Heu­te: Ju­lia Bußler.

Un­ser Gar­ten-Team ist im­mer in Form, die Macht im Gar­ten! Von Mon­tag bis Frei­tag fah­ren sie zu Ta­ke­da, zum Fried­hof, zu Bä­cker Pl­e­ntz in Krem­men und an­ders­wo­hin. Eine Grup­pe ar­bei­tet bei uns auf dem Gelände.

Das Gar­ten-Team hat ein gu­tes Händ­chen für Blu­men und Pflan­zen. Je­des Früh­jahr und den Som­mer über sor­gen sie da­für, dass es bei uns grünt und blüht. Vor ein paar Jah­ren ge­stal­te­ten sie den Platz der Be­geg­nung neu. Der lädt seit­her mit Sitz­bän­ken und zwei­stö­cki­gem Blu­men­beet zum ge­müt­li­chen Ver­wei­len ein. Ge­ra­de ver­schö­nern sie un­se­re Grab-In­sel mit den Ste­len für ver­stor­be­ne Be­schäf­tig­te, da­von bald mehr.

Im Herbst har­ken sie das Laub weg, im Win­ter streu­en sie in al­ler Frü­he die Geh­we­ge und räu­men den Schnee bei­sei­te. Das gan­ze Jahr sind sie für uns am Start – ein Team für alles!

Hier hab’ ich gute Laune

Hier hab’ ich gute Laune

An die­ser Stel­le er­zäh­len in nächs­ter Zeit je­den Tag Be­schäf­tig­te aus ih­rem Ar­beits­all­tag in der Ca­ri­tas-Werk­statt. Heu­te: Hei­no Töpel. 

Ich bin schon ganz lan­ge hier. Zu­erst war ich in der gro­ßen Haupt­werk­statt, dann zo­gen wir mit B.Plus an den Ader­luch. Hier im Ge­bäu­de war frü­her ein ALDI-Markt drin.

Es ist gut in der Werk­statt! Ich kom­me mor­gens mit dem Bus, um 8.00 Uhr le­gen wir los. Gibt es ganz viel zu tun, ar­bei­te ich das ruck­zuck al­les weg!

Bei Me­la­nie Frei­tag und Ste­fan La­totz­ke macht es rich­tig Spaß, aber ich kom­me mit al­len Grup­pen­lei­tun­gen gut klar. Ne­ben der Ar­beit schnei­de ich Bil­der aus. Dar­aus fer­ti­ge ich Col­la­gen, da hat Hei­no or­dent­lich was zu tun! Vie­le mei­ner Col­la­gen ste­hen oder hän­gen in un­se­rem Raum.

Ich ar­bei­te und bast­le gern in der Werk­statt, und manch­mal tan­ze ich mit der Lam­pe. Halb vier ist Fei­er­abend, dann fah­re ich mit dem Bus nach Hau­se. Am nächs­ten Mor­gen kom­me ich wie­der, hier hab‘ ich gute Laune!

Krea­ti­vi­tät ist mein Steckenpferd

Krea­ti­vi­tät ist mein Steckenpferd

An die­ser Stel­le er­zäh­len in nächs­ter Zeit je­den Tag Be­schäf­tig­te aus ih­rem Ar­beits­all­tag in der Ca­ri­tas-Werk­statt. Heu­te: Kris­tin Jung

Als ich Pro­ble­me mit der Psy­che be­kam, war mir die Kunst ein wich­ti­ges Druck­ven­til. In der Ta­ges­kli­nik be­gann ich, mich nä­her mit Ton zu be­schäf­ti­gen. Po­ren­be­ton wie­der­um ent­deck­te ich durch ein You­Tube-Vi­deo. Vom Haus­bau mei­ner El­tern la­gen noch ein paar Ytong-Stei­ne her­um, an ih­nen pro­bier­te ich mich aus. Da­bei kann ich wun­der­bar ab­schal­ten, statt er­geb­nis­los her­um zu grübeln.

Wie wohl je­der Mensch stre­be ich da­nach, Re­spekt von an­de­ren zu be­kom­men. Ich emp­fin­de es als An­er­ken­nung, wenn sich je­mand über das freut, was ich da ma­che. Sehr gern hel­fe ich an­de­ren Men­schen, selbst krea­tiv zu wer­den. Als ich 2019 im Be­rufs­bil­dungs­be­reich der Werk­statt an­fing, sag­ten sie: „Kannst du mitt­wochs ei­nen Krea­tiv-Nach­mit­tag machen?

Ich konn­te: Zu­sam­men filz­ten wir Ta­schen, ge­stal­te­ten Kork­un­ter­set­zer und vie­les mehr. Wir ver­kauf­ten un­se­re Er­zeug­nis­se auf Weih­nachts- und Os­ter­ba­sa­ren, oder die Leu­te nah­men das von ih­nen Ge­fer­tig­te mit nach Hause.

Seit Ja­nu­ar 2023 bin ich am Hei­de­ring in der Mon­ta­ge. Auch hier brin­ge ich mei­ne Krea­ti­vi­tät zum Ein­satz. Be­schäf­tig­te und Fach­kraft ma­chen mit, pro­bie­ren sich aus. Von der Werk­statt be­ka­men wir Gel­der, nö­ti­ge Ma­te­ria­li­en zu kau­fen. Aus schlich­ten Mund­spa­teln vom Arzt bau­ten wir Scha­len und Ster­ne, die wir mit Lich­ter­ket­ten ver­sa­hen und auf eine Holz­schei­be mon­tier­ten. Die be­stück­ten wir mit Moos und an­de­ren Na­tur­ma­te­ria­li­en aus mei­nem Gar­ten. Aus ein­fa­chen Din­gen, die nichts oder we­nig kos­ten, tol­le Sa­chen zu fer­ti­gen, ist ei­nes mei­ner Ste­cken­pfer­de. Ich bin glück­lich, dass ich es auch hier „rei­ten“ und da­mit zei­gen kann, was sonst noch in mir steckt.

Das von un­se­ren Hän­den Ge­schaf­fe­ne ver­kauf­ten wir beim Tag der of­fe­nen Tür. Was nicht weg­ging, stell­ten wir auf ei­nen Wa­gen, lie­fen von Raum zu Raum und ver­kauf­ten un­se­re Wer­ke an die Kol­le­gen am Stand­ort. Am Ende wa­ren wir al­les los.

Seit Fe­bru­ar fer­ti­gen wir Os­ter­körb­chen und Ha­sen aus Draht. Auch hier­mit ha­ben wir hof­fent­lich vie­len Men­schen eine Freu­de be­rei­tet – und ganz ne­ben­bei uns selbst! Aus ei­ge­ner Er­fah­rung weiß ich: Krea­tiv sein ist Bal­sam für die Seele.

Wich­ti­ge In­for­ma­tio­nen zum Zah­lungs­ver­kehr in der Cantina

Wich­ti­ge In­for­ma­tio­nen zum Zah­lungs­ver­kehr in der Cantina

Die ak­tu­el­le In­fla­ti­ons­ent­wick­lung macht auch uns als Ca­ri­tas-Werk­statt schwer zu schaf­fen. Da­bei ist die Le­bens­mit­tel­bran­che von be­son­ders star­ken Preis­schwan­kun­gen be­trof­fen. Dies stellt die Can­ti­na mit ih­rem ho­hen Wa­ren­auf­kom­men vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen. Die Ver­brau­cher­zen­tra­le warnt be­reits jetzt vor ei­nem star­ken An­stieg der Ein­kaufs­prei­se bis zum Som­mer. Wir ha­ben uns des­halb ent­schie­den, den Ver­kauf in der Can­ti­na von Bar­geld auf an­de­re, wert­hal­ti­ge­re Zah­lungs­mit­tel um­zu­stel­len. In ei­ner Pi­lot­pha­se bis zum 1. April 2025 kön­nen Sie Ih­ren Pau­sen­s­nack, das Mit­tag­essen und das ge­sam­te Can­ti­na-An­ge­bot mit in­fla­ti­ons­si­che­ren Wäh­rungs­al­ter­na­ti­ven zah­len. An­er­kannt wer­den Wert­pa­pie­re von DAX-Un­ter­neh­men, gut er­hal­te­ne Te­le­fon­kar­ten, Sa­ni­fair-Bons und Pa­ni­ni-Sam­mel­bil­der (kei­ne Zweit­li­ga-Teams, bit­te). Wir dan­ken für Ihr Ver­ständ­nis, wenn es in die­ser Um­stel­lungs­pha­se zu et­was län­ge­ren War­te­zei­ten kom­men sollte.

Was ist Sa­che in der Caritas-Werkstatt?

Was ist Sa­che in der Caritas-Werkstatt?

Im Fort­bil­dungs­pro­gramm der Ca­ri­tas-Werk­statt für das Jahr 2024 ha­ben wir auf­ge­ru­fen, als Re­por­te­rin oder Re­por­ter die Er­eig­nis­se und Be­ob­ach­tun­gen im Werk­statt­all­tag auf­zu­schrei­ben und fest­zu­hal­ten. Wir ver­öf­fent­li­chen die Tex­te hier auf un­se­rer Web­site und pla­nen wei­te­re On­line-Pro­jek­te. In­zwi­schen ha­ben die be­tref­fen­den Be­schäf­tig­ten ihre Ar­beit auf­ge­nom­men. Die ers­ten Tex­te er­schei­nen in den nächs­ten Ta­gen hier an die­ser Stel­le. Habt Ihr Lust, mit­zu­ma­chen? Dann ha­ben die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen eine Nach­richt für Euch:

Wir sind die On­line-Re­dak­teu­rin­nen und Re­dak­teu­re vom Hei­de­ring und su­chen Dei­ne Ge­schich­te! Ja, ge­nau DEINE. Sprecht ein­fach je­man­den von uns an: Ge­mein­sam ma­chen wir was draus. Der Fin­ger oben links ge­hört üb­ri­gens zur an­ony­men Fo­to­gra­fin. Und die ist auch eine von uns.

Mo­men­tan ent­ste­hen die ers­ten Tex­te. Bis zur Ver­öf­fent­li­chung schen­ken wir Euch ein Ge­dicht, mit dem uns Mo­ni­ka Fied­ler in Früh­lings­stim­mung brin­gen möchte:

Der Früh­ling, er kommt lei­se, / auf sei­ne wun­der­schö­ne Wei­se. / Er bringt uns Freu­de und Be­ha­gen – / durch sei­ne schö­nen Far­ben. / Ein gel­ber Schmet­ter­ling fliegt / durch den Gar­ten, / die ers­ten Blüm­lein sind wohl ge­ra­ten. / Ein Brum­men ei­ner Hum­mel ist zu hö­ren, / da wol­len wir nicht stö­ren. / Auch die Vö­gel sin­gen ihre Lie­der, und bald schon blüht der Flieder.

Ohne Euch geht es nicht!

Ohne Euch geht es nicht!

Die Frau­en­be­auf­trag­ten der Ca­ri­tas-Werk­statt sind längst mehr als eine ge­setz­li­che Ver­pflich­tung. Sie sind an­sprech­bar für All­tags­an­lie­gen von Be­schäf­tig­ten, hö­ren zu, ge­ben Tipps oder ver­mit­teln an zu­stän­di­ge Stel­len der Werk­statt wei­ter. Mit re­gel­mä­ßi­gen Ver­an­stal­tun­gen stär­ken sie auch den Zu­sam­men­halt im Ar­beits­all­tag. An al­len Stand­or­ten wur­de in den letz­ten Wo­chen der In­ter­na­tio­na­le Frau­en­tag be­gan­gen und da­bei ver­schie­de­ne The­men auf­ge­grif­fen – etwa Selbst­be­stim­mung und Frau­en­rech­te –, die auch uns als Ca­ri­tas-Werk­statt gut zu Ge­sicht stehen. 

Of­fe­ne Tü­ren, of­fe­ne Herzen

Of­fe­ne Tü­ren, of­fe­ne Herzen

Über ei­nen gut be­such­ten Tag der of­fe­nen Tür konn­te sich die Ca­ri­tas-Werk­statt heu­te am Haupt­stand­ort auf dem Cam­pus St. Jo­han­nes­berg freu­en. Die vie­len Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher hat­ten Ge­le­gen­heit, sich in den ein­zel­nen Ab­tei­lun­gen um­zu­schau­en oder über den Os­ter­ba­sar zu fla­nie­ren und Ge­schenk­ideen oder an­de­re werk­statt­ei­ge­ne Pro­duk­te zu ent­de­cken. Und selbst das Wet­ter mach­te den Ein­druck, als woll­te es zum Ge­lin­gen des Ta­ges bei­tra­gen. Grün­de ge­nug für ein Wie­der­se­hen zum nächs­ten Tag der of­fe­nen Tür im Früh­jahr 2025.

Die Werk­statt, mei­ne Fa­mi­lie (Fol­ge 3)

Die Werk­statt, mei­ne Fa­mi­lie (Fol­ge 3)

Als be­rufs­tä­ti­ge Mut­ter braucht es Or­ga­ni­sa­ti­ons­ta­lent, Ge­las­sen­heit und eine gute Pla­nung für den Tag. Wir stel­len Euch hier in den nächs­ten Ta­gen Frau­en vor, die da­von er­zäh­len, wie sie ihr Fa­mi­li­en­le­ben mit Kind und ihre Werk­statt­be­schäf­ti­gung un­ter ei­nen Hut brin­gen. Heu­te: Ni­co­le Mettig.

Im Sep­tem­ber bin ich 24 Jah­re in der Werk­statt, ich lern­te hier auch mei­nen Mann ken­nen. Als ich schwan­ger wur­de, sag­te ich mei­nem Grup­pen­lei­ter Hol­ger, dass ich nicht mehr schwer he­ben und kei­ne Ar­bei­ten ver­rich­ten darf, wel­che die Ge­sund­heit des Kin­des ge­fähr­den. Alle nah­men Rück­sicht auf mich – und ach­te­ten dar­auf, dass ich mich nicht aufrege.

Als mein Sohn zur Welt kam, blieb ich ein Jahr zu Hau­se. Ich be­such­te im­mer mal die Werk­statt, und Herrn Ker­kow ka­men ein paar Trä­nen, als er mei­nen Jun­gen sah. Nach ei­nem Jahr ging der Klei­ne in die Kita, und ich fing wie­der an, zu arbeiteten.

Zu sei­ner Schul­ein­füh­rung nahm ich Rest­ur­laub, an­schlie­ßend brach­te ich ihn ich ihn vor der Ar­beit im­mer erst noch zur Schu­le. Jetzt ist er 14, Schu­le und Ar­beit krie­ge ich gut un­ter ei­nen Hut. Blöd ist nur, dass die El­tern­ver­samm­lun­gen so lan­ge ge­hen. An­den­tags kom­me ich nur schwer ausm Bett und krie­ge nicht viel hin.

Ich ste­he um 4.00 Uhr auf, trin­ke mei­nen Cap­puc­ci­no und schmie­re die Stul­len für mei­ne Män­ner, denn die sind zu faul dazu. Mein Män­ne ar­bei­tet bis halb vier, ich nur bis halb drei, denn un­ser Sohn kommt 14.10 Uhr aus der Schu­le. Ist dort was, und ich hab mein Han­dy nicht an, ru­fen sie bei mei­nem Grup­pen­lei­ter Chris­ti­an an, das klappt wunderbar!

Mit Ve­re­na kann ich von Frau zu Frau über al­les re­den. Als ich mal eine Mail von der Schu­le be­kam, de­ren In­halt ich nicht ver­stand, setz­te sie sich in al­ler Ruhe mit mir hin. Wir be­spra­chen, was los war und wie ich mich ver­hal­ten soll, das war su­per! Ich brach­te ein ge­sun­des Kind zur Welt, bin glück­lich mit mei­nem Kerl, und gibt’s auf Ar­beit mal Pro­ble­me, hab ich hier mei­ne Mä­dels. Ganz ehr­lich: Ich bin zufrieden!”

.

Auf­ge­regt wie eine Rakete

Auf­ge­regt wie eine Rakete

An die­ser Stel­le er­zäh­len in nächs­ter Zeit je­den Tag Be­schäf­tig­te aus ih­rem Ar­beits­all­tag in der Ca­ri­tas-Werk­statt. Heu­te: Ma­nue­la Fleisch­hau­er.

Ir­gend­wann wur­de es mir in der gro­ßen Werk­statt zu wild und zu laut. Als man­che Kol­le­gen an­fin­gen, mit mir zu stän­kern, sag­te ich: „Ist gut, gehe ich eben wo­an­ders hin, wo ich mei­ne Ruhe habe, fer­tig aus!“ 

Mei­ne Schwes­ter, die zu­gleich mei­ne Be­treue­rin ist, rief bei Mar­cel am Ader­luch an. Ich stell­te mich dort vor, durf­te mir al­les an­gu­cken, und sie ga­ben mir eine Chan­ce. Seit­dem bin ich hier, und mei­ne Schwes­ter sagt: „In der an­de­ren Werk­statt warst du auf­ge­regt wie eine Ra­ke­te, hier bist du ein ganz an­de­rer Mensch!“

Mei­ne Grup­pen­lei­ter Me­la­nie und Ste­fan sind in Ord­nung, und ich fand hier schnell Freun­de. Nie­mand är­gert mich, ich mag alle Kol­le­gen. In mei­ner Grup­pe bin ich die Ru­higs­te, zu Hau­se bin ich oft zu laut.

Ich woh­ne in ei­ner WG und habe ein Zim­mer für mich al­lein. Das ist gut, aber nur zu­hau­se ho­cken? Nee, so alt bin ich noch nicht! Bis zur Ren­te gehe ich noch ar­bei­ten, das heißt, so­lan­ge ich noch lau­fen kann. Ich habe Was­ser in den Bei­nen, manch­mal ha­ben sie ein­fach kei­ne Lust mehr. Seit sie mich an den Au­gen ope­rier­ten, kann ich zu­min­dest wie­der rich­tig gucken.

Am bes­ten ist es, wenn wir viel Ar­beit ha­ben, so wie jetzt mit den Zu­cker­wat­te­stäb­chen! Don­ners­tags gehe ich zur Tanz­grup­pe, das macht auch Spaß. Gut fin­de ich, dass mich die Werk­statt beim Le­sen, Schrei­ben und Rech­nen un­ter­stützt. Mei­nen Na­men kann ich schon schrei­ben, auch mit den Zah­len kom­me ich klar. Nur das Le­sen fällt mir schwer. Vom Ader­luch aus habe ich es nicht so weit bis nach Hau­se, und ich ken­ne die Stre­cke. Ein­mal ver­pass­te ich den Bus – und dach­te: Wie komms­te jetzt zur Werk­statt? Ich lief ein­fach los, bis hier­her, ein ganz schö­nes Ende. „Macht nichts!“, sag­te ich, „das ist gut für die Fi­gur!“ Ich war­te nicht auf den Fei­er­abend, denn mir ge­fällts hier. Kla­re Sa­che: Ich blei­be am Aderluch!”