Werk­statt un­ter Druck

Werk­statt un­ter Druck

Werk­statt un­ter Druck

Von Klaus D. Gro­te | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger 

Post­wurf­sen­dung der Lehnit­zer Fir­ma Ter­ra­test for­dert alle Caritas-Beschäftigten

Ora­ni­en­burg. In der Ca­ri­tas-Werk­statt am Ader­luch herrscht ge­ra­de Aus­nah­me­zu­stand: Fast alle Ab­tei­lun­gen sind da­mit be­schäf­tigt, eine Post­wurf­sen­dung aus Lehnitz zu sor­tie­ren, zu fal­ten, in Um­schlä­ge zu ste­cken und ver­sand­fer­tig zu ma­chen. Gel­be Post­kis­ten sta­peln sich im La­ger. 54 982 gro­ße Um­schlä­ge müs­sen bis Mit­te nächs­ter Wo­che fer­tig sein und ver­sen­det wer­den. In den Brie­fen be­fin­det sich Wer­bung der Lehnit­zer Fir­ma Ter­ra­test. Das Un­ter­neh­men ver­treibt Ge­rä­te zur ein­fa­chen Mes­sung der Bo­den­dich­te. Der er­mit­tel­te Wert ist wich­tig für Stra­ßen­bau­ar­bei­ten oder das Ver­le­gen von Geh­weg­plat­ten. Die Ge­rä­te kön­nen gro­ße Mess­fahrt­zeu­ge er­set­zen und sind auch an schwer zu­gäng­li­chen Ecken nutzbar.

Mach es dir selbst! Ver­dich­tung ein­fach sel­ber tes­ten“, lau­tet da­her das An­ge­bot zur Os­ter­ak­ti­on von Ter­ra­test. Be­wor­ben wird der „Ter­ra­test 4000 Stream“ von ei­ner knapp be­klei­de­ten Frau in Hot­pants, die das Mess­ge­rät mit Leich­tig­keit be­dient. Meh­re­re Sei­ten Wer­bung und In­for­ma­tio­nen wer­den an Tief­bau­un­ter­neh­men und Gar­ten- und Land­schafts­bau­fir­men in ganz Deutsch­land ver­sen­det. „Ein tol­ler Auf­trag für uns“, sagt Werk­statt­lei­ter Mar­cel Teich­m­an­ri. Die Auf­ga­ben sei­en Ide­al für die Be­schäf­tig­ten. Auch im Be­reich B.Plus, in dem Men­schen mit be­son­de­rer För­de­rung ar­bei­ten, kön­nen die un­ter­schied­li­chen Auf­ga­ben des Auf­trags gut ver­teilt wer­den. „Die Be­schäf­tig­ten freu­en sich über die Ab­wechs­lung. Das ist eine ganz tol­le Auf­ga­be mit vie­len ver­schie­de­nen Ar­beits­schrit­ten“, sagt So­zi­al­ar­bei­te­rin An­ge­li­ka Geißler.

Die auf­wen­di­gen Falt- und Steck­ar­bei­ten könn­ten von kei­ner Ma­schi­ne be­wäl­tigt wer­den. Die Ca­ri­tas-Werk­statt wür­de sich da­her über wei­te­re sol­cher Auf­trä­ge freu­en. Ter­ra­test ver­gibt zwei­mal jähr­lich Mai­ling­auf­trä­ge. An­de­re Ar­bei­ten in der Werk­statt am Ader­luch wer­den bis zur Er­le­di­gung der Post zu­rück­ge­stellt. Wich­tigs­ter Auf­trag­ge­ber ist der Ber­li­ner Schul­be­darf- und Bü­ro­ar­ti­kel­her­stel­ler Her­litz. Au­ßer­dem wer­den Bol­zen für Mö­bel her­ge­stellt. Der Be­reich Fak­tor C be­fin­det sich un­term sel­ben Dach. Fo­li­en von Ora­fol wer­den für Wer­bung zu­recht ge­schnit­ten, die zum Bei­spiel auf Schil­dern und Au­tos kle­ben. So wer­den die Fahr­zeu­ge der Ber­li­ner Ord­nungs­äm­ter mit re­flek­tie­ren­den Buch­sta­ben versehen.

Wir ha­ben auf je­den Fall noch Ka­pa­zi­tä­ten und freu­en uns über neue Auf­trä­ge“, sagt Mar­cel Teich­mann. Die Ca­ri­tas Werk­stät­ten sei­en mit Ora­fol ge­wach­sen. Über­haupt kom­men die meis­ten Auf­trä­ge aus der Re­gi­on. Die Gar­ten- und Land­schafts­bau­er sind mit den Au­ßen­an­la­gen des Ta­ke­da-An­baus be­schäf­tigt, die Ca­ri­tas-Kü­che lie­fert un­ter an­de­rem Es­sen für den Pfle­ge­dienst Gehr­mann, die Kita Leucht­turm und für die ei­ge­ne Be­leg­schaft. Am Ader­luch wer­den in ei­nem Hy­gie­ne­be­reich au­ßer­dem Glas­röhr­chen für Blut­pro­ben im Auf­trag von Ther­mo Fi­sher sor­tiert und ge­prüft. Ur­sprüng­lich war die Werk­statt im frü­he­ren Aldi-Markt für die Tei­le­pro­duk­ti­on für ei­nen Au­to­zu­lie­fe­rer be­stimmt. Doch der Auf­trag ging ver­lo­ren. Die Werk­statt mit 67 Be­schäf­tig­ten hat Platz für neue Auf­trä­ge. „Das ist ein schö­ner klei­ner Stand­ort“, sagt Mar­cel Teich­mann. Ver­gan­ge­ne Wo­che konn­te er mit Mar­ti­na Glau­ke die sieb­te Grup­pen­lei­te­rin im Team begrüßen.

Lohn

  • Hun­der­te Men­schen mit Be­hin­de­rung ar­bei­ten in den Werk­stät­ten von Ca­ri­tas (350 Plät­ze) und Le­bens­hil­fe (Nord­bahn, 400 Plät­ze). Da­für be­kom­men sie zu­sätz­lich zur Grund­si­che­rung meist 150 bis 200 Euro. Der Pa­ri­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band hat zu­letzt mehr Lohn ver­langt. Die Be­schäf­tig­ten müss­ten von ih­rem Ver­dienst le­ben können.
  • Ein Werk­statt­platz kos­tet bis zu 3000 Euro mo­nat­lich – fi­nan­ziert durch Ren­ten­ver­si­che­rung, Kran­ken­kas­sen und Land­kreis. Bei ei­ner Ent­loh­nung der Be­schäf­tig­ten wird de­ren Grund­si­che­rung ent­spre­chend gekürzt.
  • Chris­toph Lau, Ge­schäfts­füh­rer der Ora­ni­en­bur­ger Ca­ri­tas-Werk­stät­ten, sagt dazu: „Der ge­setz­li­che Auf­trag von Werk­stät­ten ist die be­ruf­li­che Teil­ha­be von Men­schen mit Be­hin­de­rung. „Die Werk­stät­ten dien­ten nicht der ge­werb­li­che Be­tä­ti­gung, son­dern den Be­schäf­tig­ten mit ih­ren An­sprü­chen auf be­ruf­li­che För­de­rung. Über eine Auf­nah­me ent­schei­den nicht die Werk­stät­ten selbst. Es gibt ei­nen An­spruch auf Auf­nah­me. Die Ei­gen­lo­gik von Werk­stät­ten kön­ne schon aus die­sem Grund kei­ne be­triebs­wirt­schaft­li­che sein, die den Prin­zi­pi­en von Ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung und Ar­beits­kraft­ver­wer­tung ver­pflich­tet ist. „Werk­stät­ten re­du­zie­ren nicht ihre ‚Be­leg­schaft‘, weil es die Auf­trags­la­ge na­he­legt“, so Lau.
  • Des­halb wird eine Werk­statt­be­schäf­ti­gung nie un­ab­hän­gig von wei­ter­ge­hen­den So­zi­al­leis­tun­gen zu se­hen sein. Zählt man die­se hin­zu, sieht die Ein­kom­mens­si­tua­ti­on von Werk­statt­be­schäf­tig­ten an­ders aus. Werk­stät­ten sind nur als So­zi­al­leis­tung zu ver­ste­hen, als Er­gän­zung zum Ar­beits­markt – nicht aber als Teil des Ar­beits­mark­tes“, sagt Lau. Leis­tungs­an­sprü­che soll­ten ge­bün­delt wer­den. Er hal­te es für ein Är­ger­nis, dass Werk­statt­be­schäf­tig­te zum So­zi­al­amt ge­hen müss­ten, um ihre An­sprü­che gel­tend zu ma­chen. „Es soll­te or­ga­ni­sier­bar sein, dass über die Be­schäf­ti­gung, die oh­ne­hin be­reits die ge­sam­te So­zi­al­ver­si­che­rung um­fas­se, auch alle wei­ter­ge­hen­den An­sprü­che ab­ge­gol­ten wer­den-dann wür­de aus So­zi­al­leis­tun­gen ein ‚Ver­dienst‘ wer­den“, so Lau.
  • Uta Ger­ber, Ge­schäfts­füh­re­rin der Le­bens­hil­fe Ober­ha­vel-Süd, sieht das ähn­lich. Sie macht aber auch klar, dass im Sin­ne der In­klu­si­on alle Men­schen mit Be­hin­de­rung in den Ers­ten Ar­beits­markt in­te­griert wer­den müss­ten. „Das wäre die Ide­al­lö­sung.“ Letzt­lich wür­den sich Fir­men mit ih­ren Auf­trä­gen an die Werk­stät­ten von die­ser Ver­pflich­tung be­frei­en. (kd)
Hun­der­te Brie­fe täglich

Hun­der­te Brie­fe täglich

Hun­der­te Brie­fe täglich

Von Hei­ke Bergt | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Ca­ri­tas-Werk­stät­ten fal­ten, sor­tie­ren und ver­schi­cken Fir­men­wer­bung und ha­ben noch Kapazitäten

Ora­ni­en­burg. Am 13. März muss al­les fer­tig sein. Dann ge­hen 20 Ton­nen Brie­fe in die Post. „Wir schaf­fen das“, sind sich Sil­ke Tro­jan und To­bi­as Ott­lew­ski si­cher. Je­den Mor­gen, vor 7 Uhr, sor­tie­ren die bei­den Grup­pen­lei­ter das Ma­te­ri­al auf die Ti­sche ih­rer Schütz­lin­ge. Um 7.50 Uhr ist Ar­beits­be­ginn für die Mit­ar­bei­ter der Ca­ri­tas-Werk­statt für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen. Dann fah­ren die­se mit Klein­bus­sen, dem ei­ge­nen Pkw, dem Fahr­rad vor. Ar­beits­zeit bis 15.30 Uhr. „Das Ent­schei­den­de ist: Je­der ist ein­be­zo­gen, je­der kann mit­ar­bei­ten, sei­nen Bei­trag leis­ten, hat An­teil am Er­folg“, so Sil­ke Trojan.

Die Werk­statt im Ader­luch 54 ist ne­ben der „Can­ti­na“ im Hei­de­ring die zwei­te Au­ßen­stel­le der Ca­ri­tas-Werk­stät­te für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen, mit Haupt­stand­ort an der Ber­li­ner Stra­ße in Ora­ni­en­burg. Seit zwei Jah­ren ar­bei­ten Am Ader­luch 60 Men­schen in vier Grup­pen, so wie es ihre geis­ti­ge oder mehr­fa­che Be­hin­de­rung zu­lässt. So wer­den hier Glas­röhr­chen für For­schungs­zwe­cke bei Brahms in Hen­nigs­dorf vor­sor­tiert, wird die Be­schrif­tung für mehr als 200 Pkw im Jahr vor­be­rei­tet für Au­to­häu­ser oder das Pan­kower Ord­nungs­amt. Zu den lang­jäh­ri­gen Auf­trag­ge­bern zählt auch das Lehnit­zer Un­ter­neh­men Ter­ra­test, das Spe­zi­al­tech­nik zur Prü­fung der Bo­den­ver­dich­tung her­stellt, die auf Bau­stel­len eben­so zum Ein­satz kommt, wie im Gar­ten- und Land­schafts­bau. „Zwei­mal im Jahr ha­ben wir von Ter­ra­test ei­nen Groß­auft­ag“, so Pro­duk­ti­ons­lei­ter Mar­cel Teich­mann am Aderluch.

Dann ver­schickt das Un­ter­neh­men je­weils 55 000 Brie­fe mit Pro­spek­ten an Kun­den bun­des­weit und auch über Län­der­gren­zen hin­aus. So ein Brief ist mehr als 300 Gramm schwer. Bis er fran­kiert auf die Rei­se ge­hen kann, ha­ben die Werk­statt­mit­ar­bei­ter alle Hän­de voll zu tun.

Die Fal­ze der Map­pen müs­sen ge­knickt wer­den, ein­zel­ne Bö­gen zu­sam­men­geta­ckert und in­ein­an­der ge­legt wer­den. Al­les in die rich­ti­ge Rei­hen­fol­ge ge­bracht, mit Vi­si­ten­kar­ten ver­se­hen und schließ­lich ein­ge­tü­tet wer­den. 2400 Brie­fe schaf­fen die Mit­ar­bei­ter an ei­nem Tag. Vom 13. bis 15. März ge­hen die Brie­fe, vor­sor­tiert nach Post­leit­zah­len, in Kis­ten auf Pa­let­ten ins Hen­nigs­dor­fer Post­ver­teil­zen­trum und da­mit auf die Rei­se. Ar­beit für vier Ar­beits­grup­pen und über acht Wo­chen in der Ade­du­cher Werkstätte.

Die Ar­beit macht den Mit­ar­bei­tern viel Spaß. Hand­grif­fe, die fast für je­den ge­eig­net sind“, so Ge­samt­werk­statt­lei­ter, Chris­toph Lau. Es gebe aber noch Ka­pa­zi­tä­ten für der­ar­ti­ge Fir­men­auf­trä­ge für in­ter­na­tio­na­le Brief­mai­lings. „Wir sind auf der Su­che nach noch mehr Ko­ope­ra­ti­ons­part­nern“, so Lau.

Eben­so auf der Su­che nach noch mehr Ab­neh­mern für ihr in­no­va­ti­ves Pro­dukt des Feu­er­an­zün­ders. Ein rei­nes Bio-Pro­dukt, das eben­so in der Werk­statt Am Ader­luch her­ge­stellt wird. Da­bei wer­den in klei­ne, in zu­vor in Wachs ge­tränk­te, Tee­beu­tel Bu­chen­spä­ne ge­füllt. Für Ofen und Grill sind die An­zün­der ge­eig­net. Sie sind in den Grup­pen von Sil­ke Tro­jan und To­bi­as Ott­lew­ski ent­wi­ckelt worden.

Bis­her wur­den sie beim „Tag der of­fe­nen Tür“ der Werk­stät­ten an­ge­bo­ten, es gibt sie im Re­gio­nal­markt in der Tou­ris­ten­in­fo am Schloss­platz- und na­tür­lich in der Werk­statt. Eine Kis­te ab fünf Euro. Auch für die­ses Pro­dukt wünscht sich die Ca­ri­tas noch­mehr Abnehmer.

Werk­stät­ten dür­fen kei­ne Ein­bahn­stra­ße sein

Werk­stät­ten dür­fen kei­ne Ein­bahn­stra­ße sein

Werk­stät­ten dür­fen kei­ne Ein­bahn­stra­ße sein

Von Hei­ke Bergt | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Auf dem “Cam­pus Q” wer­den Ge­han­di­cap­te jetzt auch für Jobs auf dem ers­ten Ar­beits­markt vor­be­rei­tet – 400 Mit­ar­bei­ter fei­er­ten ges­tern das Som­mer­fest der Ca­ri­tas im St. Johannesberg

Ora­ni­en­burg. Kat­rin De­witz aus Neu­lö­wen­berg fer­tig an je­dem Ar­beits­tag La­bor­röhr­chen für das Un­ter­neh­men Ther­mo Fi­sher in Hen­nigs­dorf. Und der Hen­nigs­dor­fer Tho­mas Stolz nimmt An­las­ser und Au­to­licht­ma­schi­nen für die Fir­ma Frie­sen in Ora­ni­en­burg aus­ein­an­der. Ges­tern aber nicht. Ges­tern fei­er­ten die rund 400 Mit­ar­bei­ter der Be­hin­der­ten­werk­stät­ten der Ca­ri­tas an den drei Stand­or­ten St. Jo­han­nes­berg Ber­li­ner Stra­ße, Fac­tor C im Ge­wer­be­park Am Hei­de­ring und im Ader­luch ihr jähr­li­ches Som­mer­test, das In­ter­es­sier­te zu­gleich zum Tag der of­fe­nen Tür ein­lud. Und sie spiel­ten vol­ler In­brunst in der Trom­mel­grup­pe, die wahr­lich nicht zu über­hö­ren war. Eva-Ma­ria Gö­bel, die die be­glei­ten­den An­ge­bo­te in den Be­hin­der­ten­werk­stät­ten macht, hat­te die Sam­ba-Trom­mel­grup­pe für den Fest­um­zug zur 800-Jahr­fei­er ge­grün­det. Seit­dem wird sie im­mer wie­der zu neu­en Ge­le­gen­hei­ten, wie dem Som­mer­test, zu­sam­men­ge­stellt. Zehn Frau­en und Män­ner hat­ten Lust dar­auf, mal so rich­tig auf die Pau­ke zu hau­en: “Sie lie­ben das Kraft­vol­le dar­an, dass sie sich mal rich­tig aus­las­sen kön­nen, aber auch das Ge­mein­schafts­ge­fühl beim Spiel und das tol­le Feed­back von den Zu­hö­rern”, so Eva-Ma­ria Gö­bel, die un­ter an­de­rem auch ei­nen Werk­statt­chor und eine In­stru­men­tal­grup­pe lei­tet. Die Tromm­ler be­glei­te­ten ges­tern vor al­lem laut­stark die Aus­zeich­nung der Mit­ar­bei­ter, die zehn, 15, 20 oder 25 Jah­re in den Werk­stät­ten ar­bei­ten. Vol­ler Stolz stan­den sie auf der Büh­ne und im Konfettiregen.

Von Be­ginn an ist Ora­fol der größ­te Auf­trag­ge­ber der Werk­stät­ten. Seit 26 Jah­ren. Die Frau­en und Män­ner stel­len Farb­fä­cher und Farb­kar­ten und “in­zwi­schen die kom­plet­ten Wer­be­mit­tel für Ora­fol her”. Und das in bes­ter Qua­li­tät. Beim jüngs­ten Qua­li­täts­check wur­de das Un­ter­neh­men Be­hin­der­ten­werk­statt als “A‑Lieferant” ein­ge­stuft, be­rich­tet Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau nicht ohne Stolz. 60 Be­schäf­tig­te ar­bei­ten al­lein im Auf­trag des Folienherstellers.

In­zwi­schen aber auch für Ta­ke­da, die Ora­ni­en­bur­ger Ede­ka Märk­te, als As­sis­ten­ten in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und Ki­tas. Das ist Auf­ga­be des neu ent­stan­de­nen “Cam­pus Q”, er­klärt Chris­toph Lau. Man­cher brau­che die Ar­beit und die Si­cher­heit der Be­hin­der­ten­werk­statt eine Le­ben lang, aber nicht je­der. “Wir wol­len künf­tig die Be­schäf­tig­ten nicht nur für die Werk­statt qua­li­fi­zie­ren, son­dern auch für An­for­de­run­gen des ers­ten Ar­beits­mark­tes. Für die Mu­ti­gen und Leis­tungs­fä­hi­ge­ren, die die Werk­statt nur als Sprung­brett neh­men. Die Werk­statt darf kei­ne Ein­bahn­stra­ße sein.” Sie er­fah­ren in der Werk­statt die prak­ti­sche und durch eine neu ein­ge­stell­te Leh­re­rin die theo­re­ti­sche Aus­bil­dung. “So nah wie mög­lich an der klas­si­schen, dua­len Aus­bil­dung”, so Lau. Job-Coach Alex­an­der Pläp sucht sol­che Job-Au­ßen­stel­len für die Ca­ri­tas. Für Ines Krü­ger ha­ben sie sie schon ge­fun­den. Sie sitzt seit Juli stun­den­wei­se an der Kas­se des Ede­ka Mark­tes, Sach­sen­hau­se­ner Stra­ße. Ein Job, den sie im­mer gern wollte.

Ne­ben­job gefunden

Ne­ben­job gefunden

Ne­ben­job gefunden

Foto: Klaus D. Gro­the | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Auf dem “Cam­pus Q” wer­den Ge­han­di­cap­te jetzt auch für Jobs auf dem ers­ten Ar­beits­markt vor­be­rei­tet – 400 Mit­ar­bei­ter fei­er­ten ges­tern das Som­mer­fest der Ca­ri­tas im St. Johannesberg

Ora­ni­en­burgs zum Jah­res­en­de aus dem Amt schei­den­der Bür­ger­meis­ter Hans-Joa­chim Lae­si­cke (SPD) be­tä­tig­te sich am Mitt­woch in der Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg als Bur­ger­meis­ter. Zum Som­mer­fest wur­den 500 Ham­bur­ger wie am Fließ­band pro­du­ziert. Lae­si­cke muss­te Sau­ce auf die Bröt­chen­hälf­ten brin­gen. Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau half ihm als Bur­ger­meis­ter-As­sis­tent. Ei­ner der letz­ten duf­ten­den Bur­ger war dem Stadt­ober­haupt ge­gönnt. Schließ­lich zieht Lae­si­cke sei­ne an­hal­ten­de En­er­gie nach ei­ge­nen An­ga­ben auch aus sei­nem jah­re­lan­gen Fleischgenuss.

Fünf­te Meis­ter­schaft für Gallinchen

Fünf­te Meis­ter­schaft für Gallinchen

Fünf­te Meis­ter­schaft für Gallinchen

Nie­der­lau­sitz aktuell

Der BSV Gal­lin­chen 1996 e.V. aus Cott­bus hat zum 5. Mal die Meis­ter­schaft der höchs­ten Bran­den­bur­gi­schen Fuß­ball­li­ga für geis­tig be­hin­der­te Men­schen ge­won­nen. Durch ih­ren Tur­nier­sieg beim Nach­hol­tur­nier für das aus­ge­fal­len­de Ab­schluss­fi­na­le ver­dräng­ten die Cott­bu­ser am Sonn­tag in der Lan­des­li­ga die Gro­nen­fel­der Werk­stät­ten aus Frank­furt vom ers­ten Tabellenplatz.

Im letz­ten Grup­pen­spiel der 4er-Grup­pe reich­te dem BSV 1996 e.V. ein 1:1 ge­gen Frank­furt, um den Tur­nier­sieg und da­mit die 5. Meis­ter­schaft nach 2006, 2010, 2014 und 2015 zu ge­win­nen. Maik We­ber hat­te die Cott­bu­ser in der 3. Mi­nu­te in Füh­rung ge­bracht. Die Frank­fur­ter gli­chen durch Do­mi­ni­que Haa­se in der vor­letz­ten Spiel­mi­nu­te (15. Mi­nu­te) aus.

Der BSV 1996 hat­te zu­vor sei­ne bei­den Grup­pen­spie­le ge­gen die Le­bens­hil­fe Pri­g­nitz e.V. Wit­ten­ber­ge und dem RBSV Prenz­lau mit je­weils 2:1 ge­won­nen. Die Frank­furt wa­ren mit ei­nem 3:0 ge­gen Prenz­lau ge­star­tet, muss­ten sich dann aber mit Wit­ten­ber­ge durch ein 1:1 Un­ent­schie­den die Punk­te tei­len. Das war die Vor­ent­schei­dung im Kampf um die Meisterschaft.

Ab­schluss­tur­nier war ausgefallen
„Es war eine ver­korks­te Sai­son. Wir ha­ben uns an je­dem Spiel­tag so vie­le Chan­cen er­ar­bei­tet und viel zu we­nig Tore ge­schos­sen“, be­rich­te­te Da­vid We­ber nach dem Tur­nier er­leich­tert. Der Cott­bu­ser-Trai­ner be­dank­te sich auch bei den Frank­fur­tern: „Nach dem aus­ge­fal­le­nen Ab­schluss­tur­nier woll­ten auch die Frank­fur­ter den Meis­ter­ti­tel auf sport­li­che Wei­se ge­win­nen. Das fand ich sehr fair.“

Auf­grund des Un­ter­wet­ters rund um den 1. Juli in Ber­lin und im Nor­den Bran­den­burgs hat­te der Be­hin­der­ten-Sport­ver­band Bran­den­burg mit dem Aus­rich­ter Le­bens­hil­fe Pri­g­nitz e.V. das Ab­schluss­tur­nier der hö­he­ren Lan­des­li­ga und der nie­der­klas­si­gen Lan­des­klas­se in Hop­pen­ra­de we­gen Un­be­spiel­bar­keit des Plat­zes ab­sa­gen müssen.

Straus­berg steigt ab, Ora­ni­en­burg auf
Im Ge­gen­satz zum Meis­ter­ti­tel konn­te der Ab­stieg aus der Lan­des­li­ga in die Lan­des­klas­se nicht auf sport­li­chem Weg ent­schie­den wer­den. „Die Werk­stät­te der Le­bens­hil­fe MOL e.V. aus Straus­berg konn­te lei­der nicht am Nach­hol­tur­nier teil­neh­men. Da­durch rutsch­te Prenz­lau be­reits durch die Teil­nah­me an den Straus­ber­ger in der Ta­bel­le vor­bei“, er­klär­te Lars Witt­chen, Ko­or­di­na­tor für Brei­ten- und Leis­tungs­sport des Ver­an­stal­ters Be­hin­der­ten-Sport­ver­band Bran­den­burg e.V..

In der nie­der­klas­si­gen Lan­des­klas­se hat­te der Ver­band kei­nen Nach­hol­spiel­tag mehr an­set­zen kön­nen. „Wir woll­ten den letz­ten Spiel­tag bei­der Li­gen par­al­lel statt­fin­den las­sen. Je­doch ist of­fi­zi­ell Som­mer­pau­se und uns war es nicht ge­lun­gen, zwei Fuß­ball­plät­ze ne­ben­ein­an­der zu be­kom­men“, er­klärt Witt­chen. Und weil sport­lich die Ca­ri­tas Werk­statt aus Ora­ni­en­burg als Auf­stei­ger fest­stand, wur­de kein Nach­hol­tur­nier an­ge­setzt. Die Ora­ni­en­bur­ger hat­ten alle fünf Tur­nie­re der Lan­des­klas­se gewonnen.

Die Mann­schaf­ten bei­der Li­gen er­hal­ten zum ge­mein­sa­men Sai­son­auf­takt 2017/2018 ihre Ur­kun­den, Po­ka­le und Medaillen.

Alle Aus­zeich­nun­gen auf ei­nen Blick:
Landesliga:
Meis­ter: BSV Gal­lin­chen 1996 e.V.
Ab­stei­ger: Werk­stät­te der Le­bens­hil­fe MOL e.V.
Bes­ter Spie­ler der Sai­son: Da­vid Voigt (Frank­furt) mit 9 Stimmen
Bes­ter Tor­hü­ter der Sai­son: Frank Ut­pa­del (Ebers­wal­de) mit 20 Stimmen
Bes­ter Tor­jä­ger der Sai­son: Da­vid Voigt (Frank­furt) und Sil­vio Ge­rull (Fürs­ten­wal­de) je 30 Tore

Lan­des­klas­se:
Auf­stei­ger: Ca­ri­tas Werk­statt Oranienburg
Bes­ter Spie­ler der Sai­son: Tho­mas Stoll (Ora­ni­en­burg) mit 5 Stimmen
Bes­ter Tor­hü­ter der Sai­son: Tilo Wald­teich (Bad Frei­en­wal­de) mit 8 Stimmen
Bes­ter Tor­jä­ger der Sai­son: Tho­mas Stoll (Ora­ni­en­burg) mit 30 Toren

Eine Ar­beit zum Wohl­füh­len gefunden

Eine Ar­beit zum Wohl­füh­len gefunden

Eine Ar­beit zum Wohl­füh­len gefunden

Von An­drea Ka­thert | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Die Ca­ri­tas-Be­schäf­tig­ten öff­ne­ten ganz weit ihre Werkstatttüren

Ora­ni­en­burg | Ines Krü­ger woll­te ei­gent­lich nur mal was an­de­res ma­chen. “Mal was Hand­werk­li­ches”, meint die 26-Jäh­ri­ge. Seit zwei­ein­halb Wo­chen ar­bei­tet sie in der Holz­werk­statt der Ca­ri­tas an der Ber­li­ner Stra­ße. “Und die Ar­beit macht mir sehr viel Spaß”, strahlt Ines Krü­ger. Das nimmt man ihr so­fort ab. Voll kon­zen­triert ar­bei­tet lnes Krü­ger an ei­nem Strob­schied. Die klei­ne Trenn­wand wird in die Bie­nen­beu­ten ein­ge­baut, da­mit es die Bie­nen recht kusch­lig ha­ben, wenn ihre Völ­ker noch zu klein für ei­nen gro­ßen Bie­nen­kas­ten sind. “Wie ein Raum­tei­ler ist das”, er­klärt die jun­ge Frau ganz be­geis­tert. Sie hat das Rich­ti­ge für sich ge­fun­den. Freut sich auch über die gute An­lei­tung ih­res Grup­pen­lei­ters. Ne­ben­an in der Holz­ver­ar­bei­tung sta­peln sich me­ter­hoch die Rähm­chen, die vom Ver­ein Mel­li­fera be­stellt wur­den. Die schwei­ze­ri­schen Bie­nen­freun­de küm­mern sich um na­tur­ge­mä­ßes Im­kern und ha­ben ge­ra­de ihre Be­stel­lung er­höht. Bis zum Früh­jahr ging es in der Holz­ab­tei­lung noch we­sent­lich en­ger­zu. Jetzt­gib­tes­mehr­Platz. “Und wir kön­nen auch mehr Leu­te hier be­schäf­ti­gen”, sagt Grup­pen­lei­ter An­dre­as Pac­zoch. Das hat da­mit zu tun, dass die Ca­ri­tas im Ader­luch in Ora­ni­en­burg eine gro­ße Werk­statt ein­rich­te­te. “Das ist eine Er­folgs­ge­schich­te”, sagt Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Die Werk­statt ist voll be­legt, die Auf­trags­bü­cher sind voll. Das Be­son­de­re im Ader­luch ist, dass für die Werk­statt ein ehe­ma­li­ger Aldi-Markt um­ge­baut wur­de, der sich im Erd­ge­schoss ei­nes Wohn­kom­ple­xes be­fand. Die Be­hin­der­ten ar­bei­ten prak­tisch das ers­te Mal in ei­nem pri­va­ten Um­feld. “Wir sind sehr gut auf­ge­nom­men wor­den”, sagt Chris­toph Lau. “Das ist ein schö­nes Stück Normalität.”

Am Frei­tag ging es in sämt­li­chen Räu­men der Ca­ri­tas-Werk­statt zu wie in ei­nem Bie­nen­schwarm. Wie je­des Jahr zum Tag der of­fe­nen Tür kom­men vie­le Be­su­cher: Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge, Freun­de, Ge­schäfts­leu­te. Alle Be­schäf­tig­ten sind gut ge­launt. freu­en sich über je­den, der sich für ihre Ar­beit in­ter­es­siert. Es ist ein­fach eine schö­ne Vor­weih­nachts­stim­mung. Dazu trägt auch Eva-Ma­ria Gö­bel bei, die in der Ein­rich­tung für be­glei­ten­de An­ge­bo­te sorgt. “Den gan­zen No­vem­ber ha­ben wir für die Vor­be­rei­tun­gen ge­braucht”, sagt sie. 60 Ad­vents­krän­ze und lo­cker noch mal 70 Ge­ste­cke sind auf die­se Wei­se ent­stan­den. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren gin­gen die letz­ten Be­su­cher im­mer leer aus, so groß war die Nach­fra­ge “Das soll die­ses Mal nicht pas­sie­ren”, sagt Eva-Ma­ria Göbel.

Die­ses Mal soll je­der et­was zum ers­ten Ad­vent mit nach Hau­se neh­men kön­nen. Durch die Be­su­cher­men­gen drän­geln sich auch die 28 Vor­schul­kin­der der Mo­sa­ik­schu­le. Gut, dass die Mäd­chen und Jun­gen ne­on­far­be­ne Wes­ten an­ha­ben, da kann sie nie­mand über­se­hen. Ganz in­ter­es­siert schau­en die Kin­der zu, wie für die Schie­be­türf­erti­gung Klein­tei­le in Tü­ten ver­packt wer­den. Und dann zie­hen die Zwer­ge win­kend wei­ter. Auf den Flu­ren fal­len sich im­mer wie­der zur Be­grü­ßung Leu­te in die Arme. An solch ei­nem Tag se­hen sich alle Be­schäf­tig­ten aus den an­de­ren Ca­ri­tas Zwei­gen wie­der, da ist die Freu­de groß.

Neue Auf­trä­ge für die Holzproduktion

ln der Holzabteilung
Ein wei­te­rer Auf­trag der Werk­statt wer­den zur Zeit im Auf­trag ei­nes Ver­eins Rähm­chen für Beu­ten ge­baut, die für na­tur­ge­mä­ßes Im­kern ver­wen­det wer­den. ln die­se Rah­men sol­len Ho­nig­bie­nen selbst­stän­dig ihre Wa­ben bauen.

Ein wei­te­rer Auftrag
sind Stroh schie­de. Sie wer­den als Art “Raum tei­ler” in den Bie­nen­kas­ten ein­ge­han­gen, so lan­ge die Völ­ker noch zu klein sind für die gro­ße Beu­te. Es han­delt sich bei den Schie­den um ein rei­nes Naturprodukt.

Die Schie­de
wer­den aus ge­bün­del­ten Rog­gen­stroh­schich­ten her­ge­stellt. Das Stroh wird sor­tiert und vor­ge­schnit­ten. Je­der Halm Wird ein­zeln abge·schält. Die ge­press­ten Bün­del wer­den mit Na­tur­fa­den zusammengenäht.

Lang­wei­lig wird es nie

Lang­wei­lig wird es nie

Lang­wei­lig wird es nie

Von Klaus D. Gro­te | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

To­bi­as Ott­lew­ski, Diet­lind Bey­er, Ra­mo­na Sau­bohn und Cars­ten Krau­se sind Ur­ge­stei­ne der Ca­ri­tas-Werk­statt und seit An­fang an dabei

Ora­ni­en­burg | (OGA) Die An­fän­ge des Jo­han­nes­bergs rei­chen weit zu­rück. Fast 120 Jah­re alt ist die Ge­schich­te in­zwi­schen. “Frü­her war es ein Er­ho­lungs­heim für Ber­li­ner Gö­ren”, sagt Diet­lind Bey­er, die heu­te sel­ber auf dem Ge­län­de wohnt. Erst in den l950er Jah­ren wur­de der Jo­han­nes­berg Wohn­stät­te für Kin­der mit Be­hin­de­rung. Frü­her hät­ten noch viel mehr Mit­ar­bei­ter auf dem Ge­län­de ge­lebt und die Kin­der auf­wach­sen se­hen, sagt Grup­pen­lei­ter To­bi­as Ott­lew­ski. In­zwi­schen sei das et­was Be­son­de­res, zu­min­dest für Diet­lind Bey­er: “Ich woh­ne ein­fach gern hier.”

Im Be­wusst­sein der Ora­ni­en­bur­ger sei der Jo­han­nes­berg aber nicht so sehr ver­an­kert. Die ge­bür­ti­ge Thü­rin­ge­rin Diet­lind Bey­er be­dau­ert das. Für vie­le Ora­ni­en­bur­ger sei der Ort im­mer noch „das Kin­der­heim“. Da­bei pas­sie­re so viel Tol­les auf dem Ge­län­de. Die Werk­statt habe ei­nen ent­schei­den­den Wan­del ge­bracht. Die Be­hin­der­ten hät­ten durch die Ar­beit eine Struk­tur be­kom­men und vor al­lem könn­ten sie sich über die Ar­beit de­fi­nie­ren. “Sie wol­len nicht nur bas­teln”, sagt die Hei­ler­zie­hungs­pfle­ge­rin. „Ar­beit ist für je­den wich­tig, egal ob stark oder we­nig be­hin­dert. Je­der will aus sei­nem Le­ben et­was ma­chen.“ Da­mit das funk­tio­niert, müs­se die Ar­beit an den Men­schen an­ge­passt wer­den. Die Be­schäf­tig­te Ra­mo­na Sau­bohn (44) er­in­nert sich, wie sie am An­fang noch Holz­puz­zle ge­baut hat. Heu­te ist die Wä­sche­rei, in der sie ar­bei­tet, ein pro­fes­sio­nel­ler Dienst­leis­ter. “Ich bin abends fix und fer­tig, ich brau­che kein Fern­se­hen”, sagt sie. Die Ar­beit sei aber auch bes­ser geworden.

Der Ora­ni­en­bur­ger Fo­li­en­her­stel­ler Ora­fol war der ers­te gro­ße Auf­trag­ge­ber für die Werk­statt. Bis heu­te lässt Ora­fol am Jo­han­nes­berg pro­du­zie­ren. “Wenn die Fir­men mer­ken, dass es funk­tio­niert, kom­men sie wie­der”, sagt Grup­pen­lei­ter To­bi­as Ottlewski.

Cars­ten Krau­se (43) hat viel ge­lernt, seit er vor elf Jah­ren in der Werk­statt be­gann. Im­mer wie­der hat­te er Au­ßen­ar­beits­plät­ze, un­ter an­de­rem bei Ta­ke­da. im Fahr­rad­ge­schäft von Ul­rich He­be­streit und im Tier­park Ger­men­dorf. Zur­zeit fährt er je­den Tag zum Kar­to­na­gen­her­stel­ler Klö­de in Hennigsdorf.

Der Wan­del ge­hö­re in der Ca­ri­tas-Werk­statt ein­fach dazu, sagt To­bi­as Ott­lew­ski. Zehn­mal schon habe er ge­wech­selt, ist jetzt am neu­en Stand­ort am Ader­luch tä­tig. “Man macht im­mer et­was Neu­es”, sagt der 5O-Jäh­ri­ge, der auch Mit­glied im Werk­statt­rat und Hy­gie­ne­be­auf­trag­ter ist. Wel­che hoch­pro­fes­sio­nel­le Ar­beit in den Werk­stät­ten ge­leis­tet wer­de, sei au­ßer­halb viel zu we­nig be­kannt. “Wer das hier zum ers­ten Mal ge­se­hen hat, ist er­staunt”, sagt Diet­lind Bey­er. Des­halb wün­sche sie sich mehr Aus­tausch, zum Bei­spiel durch Schul­be­su­che in der Werkstatt. 

Wenn die viel Kol­le­gen, die die An­fän­ge zu­sam­men mit­er­lebt ha­ben, auf die ver­gan­ge­nen 25 Jah­re zu­rück­schau­en, er­in­nern sie sich auch viel an die ge­mein­sam ver­brach­te Frei­zeit, an Ur­laub in Bad Saa­row, Os­ter­früh­stück und Weih­nachts­fei­ern, den Chor und die Tanz­grup­pe, an die Werk­statt-Band, an Fuß­ball­spie­le, ans Dra­chen­boot­ren­nen und an die Teil­nah­me am Ora­ni­en­bur­ger Fest­um­zug. Sie den­ken an die vie­len Ge­burts­tags­fei­ern, aber auch dar­an, dass vie­le Kol­le­gen schon ge­stor­ben sind. “Das ist sehr trau­rig”, sagt Ra­mo­na Sau­bohn. Aber Freud und Leid lä­gen am Jo­han­nes­berg oft nah bei­ein­an­der, meint Diet­lind Bey­er. Sie hängt sehr an die­sem Ort, der ihr Hei­mat und Ar­beits­platz ge­wor­den ist “Hier muss man im­mer mit dem Un­ge­wöhn­li­chen rech­nen. Je­der Tag ist an­ders, lang­wei­lig wird es nie.” Aber ab und zu brau­che sie eine Pau­se und Ruhe. “Des­halb fah­re ich Ur­laub auf die ln­sel Pell­wonn”, sagt die 47-Jährige.

Eine durch den ge­sell­schaft­li­chen Wan­del be­ding­te Ver­än­de­rung macht Diet­lind Bey­er auch in der Ca­ri­tas-Werk­statt aus. Men­schen mit klas­si­scher, geis­ti­ger Be­hin­de­rung wie Men­schen mit dem Gen­de­fekt Tri­so­mie 21 sei­en we­ni­ger ge­wor­den. Da­für habe die Zahl so­zi­al­be­ein­träch­tig­ter Men­schen zu­ge­nom­men. Im För­der­be­reich wach­se da­her der Be­darf an För­de­rung und Pfle­ge. Des­halb sei der Be­reich “Fak­tor C” für Men­schen mit psy­chi­schen Er­kran­kun­gen wich­tig. Doch auch, was dort ge­leis­tet wird, sei au­ßer­halb oft nicht be­kannt. sagt Diet­lind Bey­er. Manch­mal sei die Ar­beit auch ein­fach an­stren­gend, gibt sie un­um­wun­den zu. Dann er­hof­fe sie sich Ent­las­tung, Denn der Be­ruf sei kom­plex. “Wir küm­mern uns um Pfle­ge, För­de­rung und Ar­beit.” Da wün­sche sie sich manch­mal mehr An­er­ken­nung. Die bes­te Be­stä­ti­gung be­kom­me die Ca­ri­tas-Werk­statt aber durch die aus­ge­lie­fer­ten Wa­ren. “un­se­re Eigenprodukte.”

Viel­fä­lig und inspirierend

Viel­fä­lig und inspirierend

Viel­fä­lig und inspirierend

Von Klaus D. Gro­te | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Drei Pro­duk­ti­ons­lei­ter über die Krea­ti­vi­tät an den Standorten

Die Ca­ri­tas-Werk­statt St.Johannesberg in Ora­ni­en­burg­fei­ert 2016 ihr 25-jäh­ri­ges Be­stehen. Au­ßer­dem wur­de am Ader­luch ein drit­ter Pro­duk­ti­ons­stand­ort er­öff­net. Wei­ter sol­len die Werk­stät­ten nach An­ga­ben von Ge­schäfts­füh­rer Chris­toph Lau zu­nächst nicht wach­sen. Zum Ju­bi­lä­um sprach Klaus D. Gro­te: mit den Pro­duk­ti­ons­lei­tern der drei Werk­statt­stand­or­te, An­dré Ker­kow, Mar­cel Teich­mann und Sö­ren Neubert.

Den Job in ei­ner Be­hin­der­ten­Werk­statt be­kommt man nicht zu­fäl­lig. Wie wird man Pro­duk­ti­ons­lei­te­rin der Caritas-Werkstatt?
Ker­kow: Die meis­ten hier sind Quer­ein­stei­ger und ha­ben vor­her wo­an­ders ei­nen Be­ruf ge­lernt. Ich war Werk­zeug­ma­cher. Beim Wech­sel in die Ca­ri­tas-Werk­statt hat­te ich zwei Am­bi­tio­nen: Die Wohn­ort­nä­he spiel­te schon auch eine Rol­le. Aber vor al­lem der Wunsch, mich so­zi­al zu en­ga­gie­ren und mit Men­schen zu ar­bei­ten. Durch die be­hin­der­te Tan­te mei­ner Frau hat­te ich be­reits frü­he ei­nen be­son­de­ren Be­zug zu Men­schen mit Be­hin­de­rung ent­wi­ckelt und den Hil­fe­be­darf er­kannt. Ich habe um­ge­dacht. Ich hat­te im­mer den An­spruch, dass die Leu­te hier nicht als Bitt­stel­ler da­ste­hen. Trotz­dem brau­chen sie För­de­rung. Und ich habe Hoch­ach­tung vor mei­nen Kol­le­gen, die hier im För­der­be­reich ar­bei­ten und den höchs­ten Pfle­ge­auf­wand ha­ben. Und vor den Grup­pen­lei­tern im Be­rufs­bil­dungs­be­reich, die “die jun­gen Wil­den”, die von der För­der­schu­le kom­men, aufs Le­ben vor­be­rei­ten. Vie­len in der Be­völ­ke­rung sind die Men­schen, die hier ar­bei­ten gar nicht be­kannt. In der DDR war das et­was an­ders, da gab es in je­dem Be­trieb auch Be­hin­der­te, die in­te­griert wa­ren. Be­hin­der­te soll­ten in der Ge­sell­schaft aber nicht au­ßen vor blei­ben son­dern mit­ten drin sein. So ähn­lich muss es jetzt auch mit den Flücht­lin­gen sein.
Neu­bert: lch kann­te schon die Ca­ri­tas-Werk­statt in Ber­lin. Die ist mehr als dop­pelt so alt und sehr ein­ge­fah­ren. Hier be­we­gen wir uns schnel­ler. Und ich er­le­be die Werk­statt als sehr bunt, das be­trifft nicht nur die Far­ben im Ge­bäu­de und Im Auf­tritt, son­dern vor­al­lem die Men­schen hier und die Viel­falt der Mög­lich­kei­ten. Als ich hier­her kam, woll­te ich et­was Neu­es ma­chen, et­was Pro­duk­ti­ves, des­sen Ba­sis der Mensch ist. Es geht da­bei nicht ums Geld­ver­die­nen. Da be­kommt man in an­de­ren Jobs si­cher­lich mehr. Hier kommt man mit der Hälf­te des Gel­des we­sent­lich wei­ter. Ich füh­le mich gut aufgehoben.
Teich­mann: Ich habe, auch durch mei­ne kirch­lich ge­präg­te Er­zie­hung und den Kriegs­er­satz­dienst schnell fest­ge­stellt, dass es noch ei­nen Be­reich ne­ben der frei­en Wirt­schaft und mei­nem bei VW er­lern­ten Be­ruf gibt. Die Ca­ri­tas-Werk­statt habe ich als viel­fäl­tig und in­spi­rie­rend ken­nen­ge­lernt. Je­der hier hat ei­nen an­de­ren Hin­ter­grund. So eine “Ar­ten­viel­falt” gibt es an­ders­wo kaum. Ich kom­me ger­ne und mit freu­de zur Ar­beit. Es macht Spaß hier.

Was zeich­net denn die­se “Ar­ten­viel­falt” aus?
Teich­mann: Die Viel­falt führt zu un­ter­schied­lichs­ten Her­an­ge­hens­wei­sen. Der eine ist Bä­cker, ei­ner Elek­tri­ker und der An­de­re hat Heil­päd­ago­gik ge­lernt. Je­der hat ei­nen an­de­ren Blick­win­kel und bringt sich an­ders ein, aber alle zie­hen an ei­nem Strang. Des­halb gibt es auch im­mer eine Lö­sung, die Kuh vom Eis zubekommen.
Ker­kow: Wo hat man denn die Mög­lich­keit, in eine Wä­sche­rei zu schau­en, in eine Kü­che, in eine Holz­werk­statt, in den pfle­ge­ri­schen Be­reich und in eine Wer­be­mit­tel­werk­statt, das al­les an ei­nem Or tund je­den Tag? Gleich­zei­tig­be­kom­men wir Ein­bli­cke in gro­ße Un­ter­neh­men, zum Bei­spiel Ora­fol und Her­litz, die wir be­lie­fern. Es ent­ste­hen auch vie­le Kon­tak­te. Das hat man in ei­nem nor­ma­len Be­trieb so nicht.
Neu­bert: Wir ha­ben ei­nen ge­wal­ti­gen Pool aus Fach­kom­pe­ten­zen. Dar­aus er­ge­ben sich In­ter­es­san­te Lö­sun­gen. ln an­de­ren Fir­men muss so­et­was als Be­ra­tung teu­er ein­ge­kauft werden.

Was hat sich denn in den 25 Jah­ren seit der Grün­dung der Werk­statt verändert?
Teich­mann: Werk­statt ist nicht mehr Be­sen­bin­den und Töp­fern, Werk­statt ist et­was ganz an­de­res heu­te. Wenn je­mand ein Ca­te­ring bestellt,und noch ei­nen Gärt­ner sucht kann ich sa­gen, “das ma­chen wir auch”. Wir pflas­tern auch die Wege und wir nä­hen auch. Die Werk­statt kann heu­te noch viel mehr.

Aber was un­ter­schei­det die Werk­statt von Be­trie­ben der frei­en Wirtschaft?
Ker­kow: Es gibt si­cher­lich Be­rei­che mit sehr ho­hen Qua­li­täts­an­sprü­chen, zum Bei­spiel in der Me­di­zin­tech­nik, die wir nicht er­fül­len kön­nen. Da gibt es Spe­zia­lis­ten. Aber wir sind mitt­ler­wei­le schon sehr gute Dienst­leis­ter. Und wir ho­len uns auch Rat und Tat von Ex­ter­nen, zum Bei­spiel für Spe­zi­al­dru­cke. Wenn wir et­was gar­nicht kön­nen, be­kommt der Kun­de eine nett ver­pack­te Ab­sa­ge. Aber das kommt in den sel­tens­ten Fäl­len vor. Al­les Mög­li­che mög­lich zu ma­chen – der Spruch passt schon ganz gut zu uns.
Neu­bert: Bei uns gibt es na­tür­lich im Ver­gleich zur frei­en Wirt­schaft mehr Man­power als Ma­schi­nen. Was bei uns acht Leu­te ma­chen, macht wo­an­ders Ei­ner, und den Rest macht die Ma­schi­ne, aber mit Man­power kön­nen wir auch et­was rei­ßen, was wo­an­ders nicht mög­lich ist. Wir brau­chen Ar­beit, die wir in ein­zel­ne Ar­beis­schrit­te zer­le­gen und gut an vie­le Be­schäf­tig­te ver­tei­len kann. Trotz­dem müs­sen wir die Wei­er­bil­dung aus­wei­ten und auch das be­triebs­wirt­schaft­li­che Know-how verbessern.Wir ha­ben aber ein gu­tes Fort­bil­dungs­pro­gramm, na­tür­lich hämgt auch im­mer viel von der Ei­gen­in­itia­ti­ve ab.
Teich­mann: Von ho­hen Stück­zah­len aus­ge­nom­men ist die Wer­be­tech­nik, die Uni­ka­te macht. Wenn am Alex­an­der­platz um­ge­baut wird, ist das 15 Qua­drat­me­ter gro­ße Bau­schild von uns. Und wenn ein Pfle­ge­dienst sei­ne 200 Fahreu­ge be­schrif­ten lässt, kom­men die Schil­der von uns. Wir ha­ben auch ein von Frank Zan­der ge­spon­ser­tes Fahr­zeug der Käl­te­hil­fe beschriftet.

Mit der Er­öff­nung des neu­en Stand­orts am Ader­luch gibt es seit 1. Fe­bru­ar drei Pro­duk­ti­ons­lei­ter für drei Stand­or­te. Was ist da­durch anders?
Ker­kow: Zu­nächst mal hab ich mich schwe­ren Her­zens vom Hei­de­ring ge­trennt. Die Werk­statt dort habe ich mit auf­ge­baut und sie hat sich gut ent­wi­ckelt. Der Stand­ort Hei­de­ring hat sei­nenei­ge­nen Charme – mit al­lem Drum und Dran. Wir woll­ten aber Le­thar­gie und Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten vor­beu­gen. Und der Haupt­stand­ort ist mir nicht fremd. Jetzt hab ich 240 Be­schäf­tig­te, vor­her wa­ren es 170. Im Mo­ment wer­de ich von Ar­beit erschlagen.
Teich­mann: Ge­nau, es ging auch dar­um, ge­wohn­te Kon­stel­la­tio­nen auf­zu­bre­chen und neue Rol­len zu fin­den und da­bei Res­sour­cen frei­zu­set­zen. Jetzt kann man se­hen, was aus den Leu­ten noch an­de­res raus­zu­ho­len ist.

Was ist denn aus Ih­nen noch rauszuholen?
Teich­mann: Zu­letzt hat­ten wir mit Bau und Um­zug zu­tun. Viel­leicht kann ich die Fra­ge nach ei­nem Jahr be­ant­wor­ten, wenn sich al­les ein­ge­spielt hat. Aber ich bin fro­hen Mutes.

Wie er­klä­ren Sie den Be­schäf­tig­ten die Veränderung?
Neu­bert: Ver­än­de­run­gist für Vie­le ein ge­fürch­te­tes The­ma, ge­ra­de wenn man ne­ga­ti­ve Er­fah­rung mit Ver­än­de­rung ge­macht hat. Aber wir wol­len zei­gen, dass Ver­än­de­rung auch an­ge­nehm sein kann – und das Gan­ze mit ei­ner Ge­schwin­dig­keit, bei der je­der mit­hal­ten kann. Ich per­sön­lich er­hof­fe mir ei­ni­ge Frei­räu­me für Krea­ti­vi­tät und für Ge­sprä­che mit den Leu­ten in der Werk­statt. Wir müs­sen schau­en, wie sich das Haus und die Ar­bei­ten ewi­ckeln sollen.
Ker­kow: Ver­än­de­rung soll ja statt fin­den. Wir woll­ten neu­en Schwung in die Sa­che brin­gen. Sonst hät­te es die­se neue Kon­stel­la­ti­on mit uns drei Pro­duk­ti­ons­lei­tern nicht ge­ge­ben. Wir ver­spre­chen uns neue lm­pul­se Das Mit­ein­an­der soll wei­ter ge­stärkt wer­den. Und je­der von uns Drei­en hat da­bei ei­nen an­de­ren Fo­kus. Na­tür­lich neh­men wir Rück­sicht auf die Un­ter­schie­de der Leu­te. Die Be­schäf­tig­ten bei Fak­tor C sind da zum Bei­spiel viel sen­si­bler. Wir wol­len das Gute über­neh­men und ver­su­chen. mit un­se­rer ei­ge­nen In­spi­ra­ti­on Ar­beit zu ei­nem noch bes­se­ren Er­geb­nis zu führen.
Neu­bert: Wir müs­sen das sen­si­bel an­pa­cken. Für vie­le Be­schäf­tig­te, die kei­ne Fa­mi­lie ha­ben und für die wir auch Be­zugs­per­son sind, ist die Werk­statt auch das Wohn­zim­mer. Wenn man das weiß und ak­zep­tiert, macht es Spaß, hier zu ar­bei­ten. Ich habe noch kei­nen Be­trieb er­lebt, in­dem man so lie­be­voll emp­fan­gen wird, egal von wel­cher Seite.

Steck­brie­fe

And­re Ker­kow: 50 Jah­re, Ora­ni­en­bur­ger, ge­lern­ter Werk­zeug­ma­cher, seit 2003 in der Ca­ri­tas-Werk­statt, 2006 Be­reichs­lei­ter, 2009 Pro­duk­ti­ons­lei­ter in der Werk­statt am Hei­de­ring, seit März Pro­duk­ti­ons­lei­ter Haupt­werk­statt Ber­li­ner Stra­ße, hat in der Aus­bil­dung noch ge­lernt, Werk­zeu­ge mit der Hand herzustellen.
Mar­cel Teich­mann: 37 Jah­re, Ora­ni­en­bur­ger, seit 2009 Grup­pen­lei­ter am Hei­de­ring und seit 2010 Ar­beits­vor­be­rei­ter. Seit März Stand­ort­lei­ter und Pro­duk­ti­ons­lei­ter am neu­en Stand­ort am Ader­luch und ver­ant­wort­lich für 60 Be­schäf­tig­te. War schon als Zivi in der Ca­ri­tas-Werk­statt. Spielt Fuß­ball beim TuS Sach­sen­hau­sen und trai­niert die werks­ei­ge­ne Fuß­ball­mann­schaft, hat es mit ihr zwei­mal zur Meis­ter­schaft in der Lan­des­li­ga der Be­hin­der­ten­mann­schaf­ten gebracht.
Sö­ren Neu­bert: 37 Jah­re, Ber­li­ner, Pro­duk­ti­ons­lei­ter am Hei­de­ring, hat Kom­mu­ni­ka­ti­ons­elek­tro­ni­ker ge­lernt, war im Ver­trieb und Mar­ke­ting tä­tig und hat Soft­ware ver­trie­ben. Kam durch eh­ren­amt­li­che Tä­tig­keit im Pan­kower Hos­piz zur Ca­ri­tas. War zu­nächst Grup­pen­lei­ter in der Werbemittelwerkstatt.

Un­ge­wöhn­li­che Werkstatt

Un­ge­wöhn­li­che Werkstatt

Un­ge­wöhn­li­che Werkstatt

Von Klaus D. Gro­te | Ora­ni­en­bur­ger Ge­ne­ral­an­zei­ger | Titel

Spie­len und ar­bei­ten: Der Chef der Ora­ni­en­bur­ger Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg, Chris­toph Lau (Mit­te), hat am Don­ners­tag­nach­mit­tag den neu­en Stand­ort am Ader­luch of­fi­zi­ell in Be­trieb ge­nom­men. Im frü­he­ren und to­tal um­ge­bau­ten Aldi-Markt wer­den un­ter an­de­rem Wer­be­mit­tel her­ge­stellt. Stand­ort­lei­ter Mar­cel Teich­mann (rechts) hat für die Pau­sen ei­nen Ki­cker in die Kan­ti­ne ge­stellt. ln der Ar­beits­zeit wacht er über ins­ge­samt 60 Be­schäf­tig­te. (Sei­te 4)

Letz­te Erweiterung

Letz­te Erweiterung

Letz­te Erweiterung

Von Klaus D. Gro­te | Ora­ni­en­bur­ger Generalanzeiger

Ca­ri­tas-Werk­statt will nach Er­öff­nung des neu­en Stand­orts nicht mehr wachsen 

Ora­ni­en­burg (OGA) | Nach mo­na­te­lan­ger Ver­zö­ge­rung und dem Weg­fall ei­nes wich­ti­gen Auf­trags hat die Ca­ri­tas-Werk­statt am Don­ners­tag ih­ren neu­en Stand­ort am Ader­luch in Be­trieb ge­nom­men. Es wird die vor­erst letz­te Er­wei­te­rung sein.

Nur die beige-brau­nen Flie­sen er­in­nern an den frü­he­ren Mie­ter. “Ich bin be­geis­tert. Was man aus Aldi al­les ma­chen kann”, sagt ein Be­su­cher, der am Don­ners­tag­nach­mit­tag in das Wohn- und Ge­schäfts­haus am Ader­luch ge­kom­men ist, um der Er­öff­nung des neu­en Werk­statt­stand­orts der Ca­ri­tas bei­zu­woh­nen. Jah­re­lang stand die frü­he­re Dis­coun­ter-Fi­lia­le leer. Auch ein Back­shop und eine Schle­cker-Fi­lia­le wa­ren längst ge­schlos­sen. Die Ca­ri­tas bau­te gründ­lich um. Sicht­be­ton, knall­ro­te Wän­de, LED-Be­leuch­tung und hel­le Ar­beits­plät­ze be­herr­schen jetzt das Bild. Stand­ort­lei­ter Mar­cel Teich­mann nimmt ei­nen klei­nen Tret­rol­ler, wenn er von sei­nem Büro über die lan­gen Flu­re in die Werk­stät­ten will.

Ins­ge­samt 60 Be­schäf­tig­te ar­bei­ten in der Wer­be­mit­tel­tech­nik, der Kan­ti­ne und dem För­der­be­reich B.Plus. Sie stel­len un­ter an­de­rem No­tiz­hef­te her, kle­ben Eti­ket­ten auf di­cke Blei­stif­te, fal­ten und hef­ten Pro­spek­te. Der Schreib­wa­ren­her­stel­ler Her­litz, der heu­te zu Pe­li­kan ge­hört, ist ein wich­ti­ger Auf­trag­ge­ber. Doch ur­sprüng­lich soll­te die 990 Qua­drat­me­ter gro­ße frü­he­re La­den­flä­che für die Boh­rer­vor­fer­ti­gung ge­nutzt wer­den. Denn die Auf­trä­ge der Fir­ma Güh­ring wur­den im­mer grö­ßer. Als der Um­bau des al­ten Aldi ‑Mark­tes be­gann, ent­zog Güh­ring dann sämt­li­che Auf­trä­ge we­gen ei­nes Stand­ort­wech­sels. Die Ca­ri­tas-Werk­statt muss­te kom­plett um­pla­nen. Der Er­öff­nungs­ter­min am Ader­luch wur­de verschoben.

Wir ha­ben aus der Not eine Tu­gend ge­macht. Heu­te könn­te man fra­gen , war­um ha­ben wir es nicht von An­fang an so ge­plant?”, sagt Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Er habe noch nie so fro­he Mit­ar­bei­ter bei ei­nem Um­zug er­lebt. Tat­säch­lich schei­nen alle zu­frie­den zu sein. Pro­duk­ti­ons­be­rei­che be­gan­nen vor sechs Wo­chen mit dem Um­zug von der Ber­li­ner Stra­ße zum Ader­luch. An bei­den Stand­or­ten ha­ben die Be­rei­che jetzt deut­lich mehr Platz. Grup­pen­lei­te­rin Sil­ke Tro­jan ist sicht­lich zu­frie­den. Auch des­halb, weil sie wäh­rend der Ar­beits­zeit ein­fach die La­den­tü­ren der frü­he­ren Schle­cker-Fi­lia­le öff­nen und mit den Nach­barn plau­schen kann.

450 000 Euro wur­den in den Um­bau in­ves­tiert. “Es ist die letz­te Er­wei­te­rung für sehr, sehr lan­ge Zeit”, sagt Chris­toph Lau. “Wir wer­den nicht mehr grö­ßer und kön­nen uns dar­auf kon­zen­trie­ren, bes­ser zu wer­den.” 408 Men­schen sind in der Ora­ni­en­bur­ger Ca­ri­tas-Werk­statt ins­ge­samt be­schäf­tigt, zwölf Stel­len sind nicht be­setzt. An ei­nem wei­te­ren Wachs­tum be­steht of­fen­bar kein Be­darf mehr. Es sei auch schön, je­den Be­schäf­tig­ten mit Na­men zu ken­nen, sagt Lau.

Der weg­ge­fal­le­ne Auf­trag für die Boh­rer­vor­fer­ti­gung wur­de in­zwi­schen kom­pen­siert. Für die Fir­ma Frie­sen aus dem Ge­wer­be­ge­biet Nord wer­den alte Au­to­tei­le wie An­las­ser und Licht­ma­schi­nen kom­plett zer­legt. Bei Frie­sen wer­den die brauch­ba­ren Tei­le dann re­cy­celt. Die Ar­beit sei ei­gent­lich viel in­ter­es­san­ter und ab­wechs­lungs­rei­cher als die Boh­rer­vor­fer­ti­gung, sag­te Grup­pen­lei­ter Bernd Kretz­schmer. “Es ist schön, mal was Neu­es zu ma­chen.” Et­was Neu­es wagt die Ca­ri­tas auch in dem al­ten Aldi-La­den. Der Tisch­ki­cker, eine Idee vom Stand­ort­lei­ter Mar­cel Teich­mann, kommt bei den Be­schäf­tig­ten gut an. Wo sich frü­her Schlan­gen an den Su­per­markt­kas­sen bil­de­ten, ste­hen die Leu­te jetzt zum Spie­len an.

Ler­nen, ar­bei­ten und woh­nen als Dreiklang

Ler­nen, ar­bei­ten und woh­nen als Dreiklang

Ler­nen, ar­bei­ten und woh­nen als Dreiklang

Von Tors­ten Mül­ler | Ora­ni­en­burg Aktuell

Trom­mel­klän­ge er­füll­ten in den ver­gan­ge­nen Wo­chen je­den Diens­tag das Ge­län­de vom St. Jo­han­nes­berg. Ei­gens für den Fest­um­zug zur 800-Jahr-Fei­er der Stadt hat sich in der Ca­ri­tas-Werk­statt für be­hin­der­te Men­schen eine Trom­mel­grup­pe ge­bil­det, die wäh­rend des Mar­sches durch die In­nen­stadt für or­dent­li­chen Wir­bel sor­gen will.

Au­ßer­dem ha­ben wir auch eine ei­ge­ne Tanz­grup­pe da­bei, wenn sich der ge­sam­te Stand­ort des Jo­han­nes­bergs im Rah­men des Um­zu­ges den Ora­ni­en­bur­gern prä­sen­tiert”, kün­digt die So­zi­al­ar­bei­te­rin der Ca­ri­tas-Werk­statt, Ka­tha­ri­na Rie­del, an. Be­schäf­tig­te, Be­woh­ner und Schü­ler des Jo­han­nes­bergs wer­den bei ih­rem le­ben­di­gen Schau­bild im Rah­men des Fest­um­zu­ges ei­nen Bo­gen von den An­fän­gen des Stand­or­tes als christ­li­ches Wai­sen­heim der Do­mi­ni­ka­n­er­schwes­tern von Are­n­berg vor über 100 Jah­ren zum heu­ti­gen Drei­klang von Ler­nen, Ar­bei­ten und Woh­nen un­ter dem ge­mein­sa­men Dach der Ca­ri­tas Fa­mi­li­en- und Ju­gend­hil­fe gGmbH schlagen.

Sie zei­gen – un­ter an­de­rem auch mit Hil­fe ei­nes auf­wen­dig ge­stal­te­ten Lkw, wie aus der eins­ti­gen Som­mer­vil­la in der Ber­li­ner Stra­ße ein mo­der­ner Kom­plex mit Werk­hal­len für über 400 Be­schäf­tig­te, mit Wohn­ge­bäu­den für über 100 Frau­en und Män­ner und der För­der­schu­le mit rund 70 Mäd­chen und Jun­gen ent­stan­den ist.

Um die 180 Mit­ar­bei­ter, Be­treu­er und Leh­rer sor­gen da­bei in der Werk­statt, in der Schu­le und in den un­ter­schied­li­chen Wohn­pro­jek­ten für eine op­ti­ma­le För­de­rung und Be­glei­tung der be­hin­der­ten Ju­gend­li­chen und Er­wach­se­nen. “Wir sind zwar drei selb­stän­dig ar­bei­ten­de Ein­rich­tun­gen”, sagt der stell­ver­tre­ten­de Lei­ter der Ca­ri­tas-Werk­stät­ten Ha­rald Hoh­berg, “aber wir ar­bei­ten na­tür­lich eng zu­sam­men und er­gän­zen uns ge­gen­sei­tig.” So fin­den zum Bei­spiel rund 80 Pro­zent der Schü­ler in den ver­schie­dens­ten Be­rei­chen der Werk­statt ei­nen Ar­beits­platz. Sie ha­ben sich zu­vor in Prak­ti­kas und im Be­rufs­bil­dungs­be­reich der Werk­statt auf ihre Be­schäf­ti­gung vor­be­rei­ten kön­nen. Auch die meis­ten Jo­han­nes­berg-Be­woh­ner kön­nen ihre Ar­beits­fä­hig­kel­ten di­rekt in der Nach­bar­schaft in der Me­tall­ver­ar­bei­tung oder Wer­be­mit­tel­fer­ti­gung, in der Mer­chan­di­sin­g­pro­duk­ti­on, in Kü­che oder Wä­sche­rei, in Gar­ten- und Land­schafts­pfle­ge oder Im­ke­rei so­wie in Mon­ta­ge, De­mon­ta­ge und Ver­pa­ckung be­wei­sen und wei­ter entwickeln.

Da­mit ist die vor 25 Jah­ren ge­grün­de­te Werk­statt, die ge­ra­de eine wei­te­re Au­ßen­stel­le im Ader­luch 54 in Ora­ni­en­burg-Nord er­öff­ne­te, zum Herz­stück des Kom­ple­xes ge­wor­den. “Wir be­rei­ten der­zeit auch schon wie­der un­ser Jo­han­nes­fest vor, das wir tra­di­tio­nell mit Schu­le und Wohn­be­reich an un­se­rem Na­mens­tag, 24. Juni, fei­ern”, kün­digt Hoh­berg an. Erst­mals wird es dann am Abend (ab 19 Uhr) auch ei­nen öf­fent­li­chen Ver­an­stal­tungs­teil mit Film­nacht und Mu­sik ge­ben, bei dem sich Ora­ni­en­bur­ger mit ei­ge­nen Au­gen ei­nen Über­blick über die Ent­wick­lun­gen vor Ort ver­schaf­fen können.