Werk­stät­ten dür­fen kei­ne Ein­bahn­stra­ße sein

Werk­stät­ten dür­fen kei­ne Ein­bahn­stra­ße sein

Werk­stät­ten dür­fen kei­ne Ein­bahn­stra­ße sein

Von Hei­ke Bergt | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Auf dem “Cam­pus Q” wer­den Ge­han­di­cap­te jetzt auch für Jobs auf dem ers­ten Ar­beits­markt vor­be­rei­tet – 400 Mit­ar­bei­ter fei­er­ten ges­tern das Som­mer­fest der Ca­ri­tas im St. Johannesberg

Ora­ni­en­burg. Kat­rin De­witz aus Neu­lö­wen­berg fer­tig an je­dem Ar­beits­tag La­bor­röhr­chen für das Un­ter­neh­men Ther­mo Fi­sher in Hen­nigs­dorf. Und der Hen­nigs­dor­fer Tho­mas Stolz nimmt An­las­ser und Au­to­licht­ma­schi­nen für die Fir­ma Frie­sen in Ora­ni­en­burg aus­ein­an­der. Ges­tern aber nicht. Ges­tern fei­er­ten die rund 400 Mit­ar­bei­ter der Be­hin­der­ten­werk­stät­ten der Ca­ri­tas an den drei Stand­or­ten St. Jo­han­nes­berg Ber­li­ner Stra­ße, Fac­tor C im Ge­wer­be­park Am Hei­de­ring und im Ader­luch ihr jähr­li­ches Som­mer­test, das In­ter­es­sier­te zu­gleich zum Tag der of­fe­nen Tür ein­lud. Und sie spiel­ten vol­ler In­brunst in der Trom­mel­grup­pe, die wahr­lich nicht zu über­hö­ren war. Eva-Ma­ria Gö­bel, die die be­glei­ten­den An­ge­bo­te in den Be­hin­der­ten­werk­stät­ten macht, hat­te die Sam­ba-Trom­mel­grup­pe für den Fest­um­zug zur 800-Jahr­fei­er ge­grün­det. Seit­dem wird sie im­mer wie­der zu neu­en Ge­le­gen­hei­ten, wie dem Som­mer­test, zu­sam­men­ge­stellt. Zehn Frau­en und Män­ner hat­ten Lust dar­auf, mal so rich­tig auf die Pau­ke zu hau­en: “Sie lie­ben das Kraft­vol­le dar­an, dass sie sich mal rich­tig aus­las­sen kön­nen, aber auch das Ge­mein­schafts­ge­fühl beim Spiel und das tol­le Feed­back von den Zu­hö­rern”, so Eva-Ma­ria Gö­bel, die un­ter an­de­rem auch ei­nen Werk­statt­chor und eine In­stru­men­tal­grup­pe lei­tet. Die Tromm­ler be­glei­te­ten ges­tern vor al­lem laut­stark die Aus­zeich­nung der Mit­ar­bei­ter, die zehn, 15, 20 oder 25 Jah­re in den Werk­stät­ten ar­bei­ten. Vol­ler Stolz stan­den sie auf der Büh­ne und im Konfettiregen.

Von Be­ginn an ist Ora­fol der größ­te Auf­trag­ge­ber der Werk­stät­ten. Seit 26 Jah­ren. Die Frau­en und Män­ner stel­len Farb­fä­cher und Farb­kar­ten und “in­zwi­schen die kom­plet­ten Wer­be­mit­tel für Ora­fol her”. Und das in bes­ter Qua­li­tät. Beim jüngs­ten Qua­li­täts­check wur­de das Un­ter­neh­men Be­hin­der­ten­werk­statt als “A‑Lieferant” ein­ge­stuft, be­rich­tet Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau nicht ohne Stolz. 60 Be­schäf­tig­te ar­bei­ten al­lein im Auf­trag des Folienherstellers.

In­zwi­schen aber auch für Ta­ke­da, die Ora­ni­en­bur­ger Ede­ka Märk­te, als As­sis­ten­ten in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und Ki­tas. Das ist Auf­ga­be des neu ent­stan­de­nen “Cam­pus Q”, er­klärt Chris­toph Lau. Man­cher brau­che die Ar­beit und die Si­cher­heit der Be­hin­der­ten­werk­statt eine Le­ben lang, aber nicht je­der. “Wir wol­len künf­tig die Be­schäf­tig­ten nicht nur für die Werk­statt qua­li­fi­zie­ren, son­dern auch für An­for­de­run­gen des ers­ten Ar­beits­mark­tes. Für die Mu­ti­gen und Leis­tungs­fä­hi­ge­ren, die die Werk­statt nur als Sprung­brett neh­men. Die Werk­statt darf kei­ne Ein­bahn­stra­ße sein.” Sie er­fah­ren in der Werk­statt die prak­ti­sche und durch eine neu ein­ge­stell­te Leh­re­rin die theo­re­ti­sche Aus­bil­dung. “So nah wie mög­lich an der klas­si­schen, dua­len Aus­bil­dung”, so Lau. Job-Coach Alex­an­der Pläp sucht sol­che Job-Au­ßen­stel­len für die Ca­ri­tas. Für Ines Krü­ger ha­ben sie sie schon ge­fun­den. Sie sitzt seit Juli stun­den­wei­se an der Kas­se des Ede­ka Mark­tes, Sach­sen­hau­se­ner Stra­ße. Ein Job, den sie im­mer gern wollte.

Eine Ar­beit zum Wohl­füh­len gefunden

Eine Ar­beit zum Wohl­füh­len gefunden

Eine Ar­beit zum Wohl­füh­len gefunden

Von An­drea Ka­thert | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Die Ca­ri­tas-Be­schäf­tig­ten öff­ne­ten ganz weit ihre Werkstatttüren

Ora­ni­en­burg | Ines Krü­ger woll­te ei­gent­lich nur mal was an­de­res ma­chen. “Mal was Hand­werk­li­ches”, meint die 26-Jäh­ri­ge. Seit zwei­ein­halb Wo­chen ar­bei­tet sie in der Holz­werk­statt der Ca­ri­tas an der Ber­li­ner Stra­ße. “Und die Ar­beit macht mir sehr viel Spaß”, strahlt Ines Krü­ger. Das nimmt man ihr so­fort ab. Voll kon­zen­triert ar­bei­tet lnes Krü­ger an ei­nem Strob­schied. Die klei­ne Trenn­wand wird in die Bie­nen­beu­ten ein­ge­baut, da­mit es die Bie­nen recht kusch­lig ha­ben, wenn ihre Völ­ker noch zu klein für ei­nen gro­ßen Bie­nen­kas­ten sind. “Wie ein Raum­tei­ler ist das”, er­klärt die jun­ge Frau ganz be­geis­tert. Sie hat das Rich­ti­ge für sich ge­fun­den. Freut sich auch über die gute An­lei­tung ih­res Grup­pen­lei­ters. Ne­ben­an in der Holz­ver­ar­bei­tung sta­peln sich me­ter­hoch die Rähm­chen, die vom Ver­ein Mel­li­fera be­stellt wur­den. Die schwei­ze­ri­schen Bie­nen­freun­de küm­mern sich um na­tur­ge­mä­ßes Im­kern und ha­ben ge­ra­de ihre Be­stel­lung er­höht. Bis zum Früh­jahr ging es in der Holz­ab­tei­lung noch we­sent­lich en­ger­zu. Jetzt­gib­tes­mehr­Platz. “Und wir kön­nen auch mehr Leu­te hier be­schäf­ti­gen”, sagt Grup­pen­lei­ter An­dre­as Pac­zoch. Das hat da­mit zu tun, dass die Ca­ri­tas im Ader­luch in Ora­ni­en­burg eine gro­ße Werk­statt ein­rich­te­te. “Das ist eine Er­folgs­ge­schich­te”, sagt Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Die Werk­statt ist voll be­legt, die Auf­trags­bü­cher sind voll. Das Be­son­de­re im Ader­luch ist, dass für die Werk­statt ein ehe­ma­li­ger Aldi-Markt um­ge­baut wur­de, der sich im Erd­ge­schoss ei­nes Wohn­kom­ple­xes be­fand. Die Be­hin­der­ten ar­bei­ten prak­tisch das ers­te Mal in ei­nem pri­va­ten Um­feld. “Wir sind sehr gut auf­ge­nom­men wor­den”, sagt Chris­toph Lau. “Das ist ein schö­nes Stück Normalität.”

Am Frei­tag ging es in sämt­li­chen Räu­men der Ca­ri­tas-Werk­statt zu wie in ei­nem Bie­nen­schwarm. Wie je­des Jahr zum Tag der of­fe­nen Tür kom­men vie­le Be­su­cher: Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge, Freun­de, Ge­schäfts­leu­te. Alle Be­schäf­tig­ten sind gut ge­launt. freu­en sich über je­den, der sich für ihre Ar­beit in­ter­es­siert. Es ist ein­fach eine schö­ne Vor­weih­nachts­stim­mung. Dazu trägt auch Eva-Ma­ria Gö­bel bei, die in der Ein­rich­tung für be­glei­ten­de An­ge­bo­te sorgt. “Den gan­zen No­vem­ber ha­ben wir für die Vor­be­rei­tun­gen ge­braucht”, sagt sie. 60 Ad­vents­krän­ze und lo­cker noch mal 70 Ge­ste­cke sind auf die­se Wei­se ent­stan­den. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren gin­gen die letz­ten Be­su­cher im­mer leer aus, so groß war die Nach­fra­ge “Das soll die­ses Mal nicht pas­sie­ren”, sagt Eva-Ma­ria Göbel.

Die­ses Mal soll je­der et­was zum ers­ten Ad­vent mit nach Hau­se neh­men kön­nen. Durch die Be­su­cher­men­gen drän­geln sich auch die 28 Vor­schul­kin­der der Mo­sa­ik­schu­le. Gut, dass die Mäd­chen und Jun­gen ne­on­far­be­ne Wes­ten an­ha­ben, da kann sie nie­mand über­se­hen. Ganz in­ter­es­siert schau­en die Kin­der zu, wie für die Schie­be­türf­erti­gung Klein­tei­le in Tü­ten ver­packt wer­den. Und dann zie­hen die Zwer­ge win­kend wei­ter. Auf den Flu­ren fal­len sich im­mer wie­der zur Be­grü­ßung Leu­te in die Arme. An solch ei­nem Tag se­hen sich alle Be­schäf­tig­ten aus den an­de­ren Ca­ri­tas Zwei­gen wie­der, da ist die Freu­de groß.

Neue Auf­trä­ge für die Holzproduktion

ln der Holzabteilung
Ein wei­te­rer Auf­trag der Werk­statt wer­den zur Zeit im Auf­trag ei­nes Ver­eins Rähm­chen für Beu­ten ge­baut, die für na­tur­ge­mä­ßes Im­kern ver­wen­det wer­den. ln die­se Rah­men sol­len Ho­nig­bie­nen selbst­stän­dig ihre Wa­ben bauen.

Ein wei­te­rer Auftrag
sind Stroh schie­de. Sie wer­den als Art “Raum tei­ler” in den Bie­nen­kas­ten ein­ge­han­gen, so lan­ge die Völ­ker noch zu klein sind für die gro­ße Beu­te. Es han­delt sich bei den Schie­den um ein rei­nes Naturprodukt.

Die Schie­de
wer­den aus ge­bün­del­ten Rog­gen­stroh­schich­ten her­ge­stellt. Das Stroh wird sor­tiert und vor­ge­schnit­ten. Je­der Halm Wird ein­zeln abge·schält. Die ge­press­ten Bün­del wer­den mit Na­tur­fa­den zusammengenäht.

Um­zug in die neue Werkstatt

Um­zug in die neue Werkstatt

Um­zug in die neue Werkstatt

Von An­drea Ka­thert | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Die Ca­ri­tas-Ein­rich­tung er­wei­tert sich um ei­nen Stand­ort arn Ader­luch und fei­ert gleich­zei­tig ihr 25-jäh­ri­ges Bestehen

Ora­ni­en­burg | “Die Mit­ar­bei­ter sind schon rich­tig heiß drauf, hier zu ar­bei­ten”, sagt Ca­ri­tas-Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Ge­mein­sam mit Mar­cel Teich­mann spricht er die letz­ten Punk­te durch, da­mit im Ader­luch 54 bald der Werk­statt­be­trieb be­gin­nen kann. “Der Chef ist schon da”, lacht Lau und zeigt das noch spär­lich ein­ge­rich­te­te Büro von Mar­cel Teich­mann. Doch was viel wich­ti­ger ist, in der Ecke steht be­reits der ers­te neue Auf­trag. Er kommt von den Ober­ha­vel Ver­kehrs­be­trie­ben. “Wir be­schrif­ten 200 Hal­te­stel­len­schil­der für die OVG”, sagt Teich­mann, der Pro­duk­ti­ons­lei­ter im Ader­luch sein wird. Es ist der drit­te Stand­ort, den die Ca­ri­tas-Ein­rich­tung St. Jo­han­nes­berg in Ora­ni­en­burg be­trei­ben will. Ne­ben dem Haupt­sitz in der Ber­li­ner Stra­ße und dem Un­ter­neh­mens­teil “Fac­tor C” im Hei­de­ring ist nun im Ader­luch 54 eine neue Werk­statt entstanden.

Im Herbst ver­gan­ge­nen Jah­res be­gann der Um­bau des ehe­ma­li­gen Aldi-Mark­tes, der vie­le Jah­re leer stand. Von der tris­ten dunk­len Hal­le mit den kah­len Be­ton­wän­den ist nicht mehr viel üb­rig ge­blie­ben. Nur ganz be­wusst wur­de an ei­ni­gen Wän­den der Sicht­be­ton er­hal­ten – we­gen des in­dus­tri­el­len Charmes. An­sons­ten strahlt das ty­pi­sche, war­me Ca­ri­tas-Rot von den Wän­den, un­ter­bro­chen von den mar­kan­ten Pik­to­gram­men des Unternehmens.

In der Mit­te der Hal­le wur­de ein wür­fel­ar­ti­ger Kom­plex für Um­klei­de­räu­me, Sa­ni­tär­an­la­gen, Du­schen, The­ra­pie- und Ru­he­räu­me er­rich­tet. Von dem Flur aus, der sich um den Kom­plex rund­her­um schlän­gelt, sind die hel­len Ar­beits­räu­me der Grup­pen zu er­rei­chen. Noch ste­hen sie leer. Aber im Ein­gangs­be­reich ist der groß­zü­gi­ge Spei­se- und Pau­sen­raum schon mö­bliert. Nur die Lam­pen über den Ti­schen feh­len noch. Eine der sechs Ar­beits­grup­pen, die bald ein­zie­hen, küm­mert sich um die Kü­che, de­ren Tre­sen in den Spei­se­raum reicht. “Wir wer­den ein rich­ti­ges Früh­stücks­me­nü an­bie­ten”, sagt Mar­cel Teich­mann. Das Mit­tag­essen kommt aus der Haupt­werk­statt und wird in der Kü­che im Ader­luch ausgegeben.

Im Lau­fe der Um­bau­ar­bei­ten muss­te die Werk­statt­lei­tung noch mal um­dis­po­nie­ren. Ur­sprüng­lich soll­te im Ader­luch ein Groß­auf­trag für die Fir­ma G‑Elit aus Ber­lin-Rei­ni­cken­dorf, die Prä­zi­si­ons­werk­zeu­ge her­stellt, aus­ge­führt wer­den. “Aber die Fir­ma schließt ih­ren Sitz”, er­zählt Chris­toph Lau. Des­halb wer­den nun in der neu­en Werk­statt Be­schäf­tig­te ih­ren Ar­beits­platz fin­den, die weit­aus ein­fa­che­re Auf­trä­ge er­le­di­gen und mehr Pa­pier- und Wer­be­ar­ti­kel her­stel­len. “Das ist für uns ein wach­sen­der Ar­beits­be­reich”, meint Chris­toph Lau. Das be­deu­tet aber auch, dass die Be­schäf­tig­ten mehr Be­treu­ung brau­chen und die Grup­pen klei­ner sind. Des­halb wur­de auch für die So­zi­al­ar­bei­te­rin­nen Iris Arndt und Ve­ro­ni­ka Pri­wit­zer ein Raum ein­ge­rich­tet. “Die bei­den wer­den tem­po­rär hier ar­bei­ten” er­klärt Lau. “Trotz der neu­en Werk­statt sind wir ja ins­ge­samt nicht mehr Mit­ar­bei­ter ge­wor­den.” Nächs­te Wo­che zieht die ers­te Grup­pe ein. Am 20. Juni ist dann die Werk­statt voll be­legt. Die 60 Ca­ri­tas-Be­schäf­tig­ten freu­en sich auf ih­ren Ar­beits­ort. “Wäh­rend der Bau­pha­sen wa­ren sie im­mer mal hier”, er­zählt Teichmann.

Die Er­öff­nung der neu­en Werk­statt fällt fast ge­nau auf das 25-jäh­ri­ge Be­stehen, das Ca­ri­tas-Mit­ar­bei­ter und Be­schäf­tig­te heu­te mit ei­nem klei­nen Fest­akt fei­ern. In der druck­fri­schen Fest­bro­schü­re, die da­bei ver­teilt wird, kom­men vie­le Men­schen zu Wort, die die­se 25 Jah­re mit­er­lebt haben.

Von An­fang an dabei

Vor 25 Jah­ren wur­de die Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg in der Ber­li­ner Stra­ße er­öff­net. Die­se Be­schäf­tig­ten wa­ren von An­fang an dabei:
And­re Nal­eppa ist noch ge­nau­so be­geis­tert von sei­ner Ar­beit, wie vor 25 Jahren.
An­drea Voll­mer er­in­nert sich gern an ihre Zeit mit And­re Pe­try­ka, mit dem sie oft zu­sam­men ge­lacht hat.
An­ge­li­ka Kopitz­kes Ar­beits­platz ist die Kü­che, bis heu­te be­kocht sie den ge­sam­ten Jo­han­nes­berg mit.
Ra­mo­na Sau­bahn möch­te im­mer bei Sil­ke Dar­gel in der Grup­pe bleiben.
Jür­gen Gat­zek wünscht sich, dass al­les so bleibt.
Det­lef Gru­be fin­det, am An­fang war die Werk­statt noch schön klein.
Britt Ka­min­ski macht heu­te leich­te­re Ar­bei­ten und hat mehr Freu­de daran.
Bri­git­te Schau­er wür­de gern noch 25 Jah­re wei­ter so arbeiten.
Bernd Hoff­mann freut sich, bald im Ader­luch ar­bei­ten zu können.
Pe­ter ja­ku­mow­sky mag am liebs­ten Trak­tor­fah­ren mit Roland.
lngo Hen­ning wünscht sich mehr Lohn für die Ar­bei­ten, die anfallen.
Kat­rin Rie­bow hofft, dass die Werk­statt wei­ter­hin lan­ge be­stehen bleibt.
Mi­cha­el Brock spielt je­den Frei­tag in der Thea­ter­grup­pe mit.
Die­ter Zehli­cke moch­te am liebs­ten die Ar­beit mit den Hausmeistern.
Sa­bi­ne Blaszc­zyk ist bei Can­ti­na im Hei­de­ring und möch­te dort bleiben.
Pe­tra Pip­pig er­in­nert sich gut an die Räu­me in der Ber­li­ner Stra­ße 60a.
Rai­ner Lesch­ke mag am liebs­ten schö­nes Es­sen kochen.
Sven Sei­fert wünscht sich, dass die Werk­statt im­mer Auf­trä­ge bekommt.
Ste­fan Mietz fin­det, an der Ar­beit ist al­les gut.
Roy Schmidt mag Aus­flü­ge, Fes­te und Feiern.
Ste­fan Gei­se­l­er denkt, die EM 2016 ge­winnt na­tür­lich Deutschland.
Cars­ten Krau­se freut sich im­mer, sei­ne Ar­beits­kol­le­gen zu sehen.
An­nett Ni­klas ers­ter Grup­pen­lei­ter war To­bi­as Ottlewski.

Eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Klischees

Eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Klischees

Eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Klischees

Von Tors­ten Mül­ler | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Seit drei Jah­ren ar­bei­ten die Ca­ri­tas-Werk­stät­ten an der Krippe

Ora­ni­en­burg | Je­des Jahr wird das Ora­ni­en­bur­ger Ab­bild vom Stall zu Beth­le­hem, das den Weih­nachts­markt auf dem Schloss­platz be­rei­chert, ein we­nig mehr vervollkommnet.

Für die Schöp­fe­rin der le­bens­gro­ßen Dar­stel­lung der Ge­burt Chris­ti – die Kunst­the­ra­peu­tin Eva-Ma­ria Gö­pel von den Ca­ri­tas-Werk­stät­ten St. Jo­han­nes­berg – ist es mitt­ler­wei­le so et­was wie ein Le­bens­werk ge­wor­den, durch wei­te­re De­tails im­mer wie­der neue, in­ter­es­sier­te Bli­cke auf die Hei­li­ge Fa­mi­lie und ihre Zu­fluchts­stät­te zu ziehen.

Die 51jährige ar­bei­tet als Grup­pen­lei­te­rin im Be­reich der be­glei­ten­den An­ge­bo­te der Ca­ri­tas-Werk­stät­ten. Das heißt, zu ih­ren Kur­sen kom­men die Be­schäf­tig­ten, um sich jen­seits ih­rer ei­gent­li­chen Ar­beit in den ein­zel­nen Werk­statt-Ab­tei­lun­gen krea­tiv aus­zu­pro­bie­ren. Die Zu­satz­an­ge­bo­te sind ein spe­zi­el­les Mar­ken­zei­chen der Werk­stät­ten, um die Be­schäf­tig­ten mög­lichst viel­sei­tig zu för­dern. „Ich gebe Kur­se im Ma­len und Ge­stal­ten“, sagt Eva-Ma­ria Gö­pel, die auch über eine son­der­päd­ago­gi­sche Zu­satz­aus­bil­dung ver­fügt. „Je­der Werk­statt-Mit­ar­bei­ter, der Lust dar­auf hat, sich künst­le­risch zu be­tä­ti­gen, kann sich ei­nes mei­ner An­ge­bo­te aus­wäh­len – egal ob er oder sie 18 oder über 60 Jah­re alt ist.“ Im Rah­men die­ser Kurs- und Pro­jekt­ar­beit ist – Im Auf­trag der Stadt Ora­ni­en­burg – in­ner­halb von nun­mehr drei Jah­ren Ora­ni­en­burgs le­bens­gro­ße Weih­nachts­krip­pe mit Ma­ria und Jo­sef und dem ins Stroh ge­bet­te­ten Kind in der Wie­ge ent­stan­den. Seit­dem hal­fen die Be­schäf­tig­ten mit, die Fi­gu­ren nach den Ent­wür­fen der Künst­le­rin in den ver­schie­dens­ten Tech­ni­ken zu ge­stal­ten. Sie wa­ren beim An­le­gen der Gips­bin­den da­bei, mit de­nen die Grund­ge­rüs­te aus Draht und Pa­pier mo­del­liert wur­den. Sie hal­fen beim Trän­ken der Stof­fe mit Acryl oder beim Fal­ten der Gewänder.

Das sind schon zum Teil sehr an­spruchs­vol­le Ar­bei­ten, bei de­nen mei­ne Kurs­teil­neh­mer mit gro­ßer Sorg­falt und Lie­be ihr Ein­füh­lungs­ver­mö­gen be­wie­sen“, sagt Eva-Ma­ria Gö­pel. Sie selbst sorg­te na­tür­lich für die ganz be­son­de­ren Fein­hei­ten wie die aus Spe­zi­al­gips ge­gos­se­nen Hän­de oder das Ant­litz der Ge­sich­ter. „Ich woll­te Ma­ria als eine le­ben­di­ge, durch­aus auch dral­le Frau aus dem Volk und Jo­sef als ei­nen ju­gend­li­chen Mann ge­stal­ten“, er­klärt sie ihre In­ten­tio­nen. „Es ging mir dar­um, eben ein­fach eine jun­ge Fa­mi­lie fern­ab al­ler Kli­schees zu zeigen.“

Und da­bei sieht sie sich und ihre Hel­fer auch noch lan­ge nicht am Ende des Wer­kes. Als nächs­ten Be­woh­ner wür­de die Künst­le­rin mit ih­ren Schütz­lin­gen gern ein Schaf in den Stall ein­zie­hen las­sen. „Vor al­lem wä­ren aber auch die Hei­li­gen Drei Kö­ni­ge eine ech­te Her­aus­for­de­rung für uns“, ver­rät Eva-Ma­ria Gö­pel ei­nen wei­te­ren Herzenswunsch.

Werk­statt der Geschenke

Werk­statt der Geschenke

Werk­statt der Geschenke

Von Ro­bert Roes­ke | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Ora­ni­en­burg | Alle Jah­re wie­der: Die Ca­ri­tas-Werk­stät­ten für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen in der Ber­li­ner Stra­ße in Ora­ni­en­burg lu­den ges­tern zum “Tag der of­fe­nen Tür”. Rund 420 Be­schäf­tig­te sorg­ten für ein gro­ßes An­ge­bot auf dem Markt mit vor­weih­nacht­li­chen Bas­te­lei­en und Pro­duk­ten. Ri­car­do Bör­schel, Sa­rah Stoll, An­drea Pilz und Jens Ha­mann stell­ten zum Bei­spiel die neue Feu­er­scha­le mit Grill­an­zün­der auf Öko­ba­sis aus der Holz­werk­statt vor. Zu­dem gab es Weih­nachts­ge­ste­cke, Ku­gel­schrei­ber, selbst be­druck­tes Ge­schenk­pa­pier und vie­le Ge­schenk­ideen zu klei­nen Preisen.

2016 be­stehen die Werk­stät­ten 25 Jah­re. Zum Auf­takt des Ju­bi­lä­ums­jah­res gibt es am 1. März ein Fest.

Die Ca­ri­tas rich­tet eine neue Werk­statt ein

Die Ca­ri­tas rich­tet eine neue Werk­statt ein

Die Ca­ri­tas rich­tet eine neue Werk­statt ein

Von An­drea Ka­thert | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Der frü­he­re Aldi-Markt im Ader­luch in Ora­ni­en­burg wird um­ge­baut – in der Ber­li­ner Stra­ße ist Frei­tag “Tag der of­fe­nen Tür”

Ora­ni­en­burg | Acht Jah­re ist es her, dass der Aldi-Markt im Ader­luch 54 sei­ne Pfor­ten schloss. Und mit ihm mach­ten auch der Bä­cker, der Schle­cker, der Blu­men­la­den und an­de­re dicht. Rund 1000 Qua­drat­me­ter des Erd­ge­schos­ses in dem Wohn- und Ge­schäfts­kom­plex ste­hen leer. Aber nicht mehr lan­ge. Die Ca­ri­tas Ein­rich­tung St. Jo­han­nes­berg rich­tet im ehe­ma­li­gen Al­di­markt eine neue Werk­statt ein, in der Men­schen mit Be­hin­de­run­gen be­schäf­tigt sind.

In Ei­gen­re­gie ha­ben die Mit­ar­bei­ter den ehe­ma­li­gen Ver­kaufs­kom­plex be­reits ent­kernt. Zwi­schen­de­cken, Wand­ver­klei­dun­gen, Roh­re und Ka­bel – al­les ist raus. “Wir wol­len die ge­sam­te Flä­che nut­zen und mehr”, sagt Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau. Die Ca­ri­tas ar­bei­tet in ih­ren Werk­stät­ten an der Ber­li­ner Stra­ße schon län­ge­re Zeit für die Fir­ma G‑Elit aus Ber­lin-Rei­ni­cken­dorf. Das Un­ter­neh­men be­schäf­tigt mehr als 400 Mit­ar­bei­ter, ist da­mit der größ­te wirt­schaft­li­che Ar­beit­ge­ber in Rei­ni­cken­dorf und ein­ge­bun­den in die in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Güh­ring Grup­pe. Pro­du­ziert wer­den Prä­zi­si­ons­werk­zeu­ge für den welt­wei­ten Markt.

G‑Elit hat sei­ne Auf­trä­ge für die Ca­ri­tas nun er­wei­tert. “Wir ver­ar­bei­ten bis­her 3,5 Mil­lio­nen Bohr­roh­lin­ge pro Mo­nat”, er­zählt Lau. Nun sol­len es vier Mil­lio­nen wer­den. Da­für reicht der Platz in der Ber­li­ner Stra­ße nicht mehr aus.

Be­vor das Ent­ker­nen des Ob­jek­tes im Ader­luch be­gann, hat die Ca­ri­tas die Mie­ter des Kom­ple­xes zu ei­nem klei­nen Fest ein­ge­la­den. “Wir woll­ten uns ein­fach mal vor­stel­len”, sagt der Werk­statt­lei­ter. Das sei sehr gut an­ge­kom­men. Zum ers­ten Mal wird eine Werk­statt der Ca­ri­tas mit­ten in ei­nem Wohn­kom­plex lie­gen. Das Ob­jekt ist ide­al für die Zwe­cke, lan­ge hat die Ein­rich­tung nach so et­was ge­sucht. Es gibt eine Ram­pe zur An­lie­fe­rung der Roh­lin­ge, die als Schütt­wa­re kom­men. Die groß­zü­gi­ge Hal­le und die Ne­ben­räu­me bie­ten ge­nug Platz für die Fer­ti­gung, Sa­ni­tär­an­la­gen, Um­klei­de und Auf­ent­halts­räu­me. Rund­her­um in der Hal­le wer­den Fens­ter­durch­brü­che ge­schaf­fen, dort lie­gen die Ar­beits­plät­ze der Be­schäf­tig­ten. Etwa 400 000 Euro sind für den Um­bau des Kom­ple­xes ver­an­schlagt. “Im Fe­bru­ar wol­len wir hier be­gin­nen”, sagt Mar­cel Teich­mann. Er ist der künf­ti­ge Pro­duk­ti­ons­lei­ter im Aderluch.

In der Haupt­werk­statt in der Ber­li­ner Stra­ße sind zur­zeit 24 Leu­te mit der Boh­rer­vor­fer­ti­gung be­schäf­tigt. In der neu­en Werk­statt sol­len es 36 sein. Auch zwei an­de­re Ar­beits­grup­pen wer­den ins Ader­luch zie­hen. Im Ge­gen­zug kön­nen sich die Holz­ab­tei­lung und der Be­reich Gar­ten­bau in der Ber­li­ner Stra­ße et­was ver­grö­ßern. “Ins­ge­samt wer­den wir dann 420 Plät­ze für Be­schäf­tig­te ha­ben”, sagt Chris­toph Lau. “Das ist aber un­se­re letz­te Aus­bau­stu­fe.” 70 Mit­ar­bei­ter be­schäf­tigt die Ca­ri­tas im Mo­ment. Wei­te­re wer­den noch ge­braucht. “Wir su­chen noch ei­nen Koch oder eine Kö­chin, ei­nen Gärt­ner und ei­nen tech­nik­af­fi­nen Grup­pen­lei­ter”, meint Lau.

Tag der of­fe­nen Tür

Die Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg in der Ber­li­ner Stra­ße 93 ist ein mo­der­nes Fer­ti­gungs- und Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men. Mehr als 400 Men­schen mit Be­hin­de­run­gen sind un­ter an­de­rem in der Holz- und der Me­tall­ver­ar­bei­tung, der Gar­ten- und Land­schafts­pfle­ge und der Wä­sche­rei beschäftigt.

Am Frei­tag, 27. No­vem­ber, lädt die Ca­ri­tas von 10 bis 16 Uhr zum “Tag der of­fe­nen Tür” und Be­sich­ti­gung al­ler Be­rei­che in die Ber­li­ner Stra­ße 93 ein.

Be­hin­der­te spra­chen für sich selbst

Be­hin­der­te spra­chen für sich selbst

Be­hin­der­te spra­chen für sich selbst

An­drea Ka­thert | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

De­bat­te in der Ca­ri­tas-Ein­rich­tung St. Jo­han­nes­berg zum The­ma In­klu­si­on in Oranienburg

ORANIENBURG | „Was wür­den Sie tun, wenn Sie ei­nen Tag Po­li­ti­ker wä­ren?“ So lau­te­te die Er­öff­nungs­fra­ge bei der Dis­kus­si­ons­run­de in der Ca­ri­tas Ein­rich­tung St. Jo­han­nes­berg am Don­ners­tag­abend. Mo­de­ra­tor Ro­bert Ties­ler, sei­nes Zei­chens Au­tor, Jour­na­list und Mit­ar­bei­ter der MAZ, mo­de­rier­te die Ver­an­stal­tung, zu der SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Björn Lütt­mann ein­ge­la­den hatte.

Die Be­woh­ner und Werk­statt­be­schäf­tig­ten des St.Johannesberges, der Nord­bahn gGmbH udn der Le­bens­hil­fe Ober­ha­vel-Süd lie­ßen sich ich lan­ge bit­ten. Sie hat­ten sich bes­tens vor­be­rei­tet und viel zu sa­gen zum The­ma Be­hin­der­te in Oranienburg.

Wür­de Björn Lütt­mann wirk­lich mal für ei­nen Tag sei­nen Ses­sel im Land­tag räu­men, dann wür­den die Be­woh­ner ei­ni­ges in der Stadt än­dern. Dann wäre Schluss mit dem Be­am­ten­deutsch und den kom­pli­zier­ten An­trä­gen, die nie­mand ver­steht. Al­les müss­te in ei­ner ein­fa­chen Spra­che for­mu­liert sein. Dann gäbe es kei­ne ho­hen Bord­stei­ne mehr in der Stadt und Bus­se, die so voll sind, dass geh­be­hin­der­te Men­schen erst gar nicht mehr mit rein­kom­men. Dann wür­de es eine ge­rech­te­re Be­zah­lung für die Ar­beit in den Werk­stät­ten ge­ben. Dann wür­de es mehr Woh­nun­gen in Ora­ni­en­burg ge­ben, in de­nen auch Be­hin­der­te le­ben kön­nen. Es gäbe mehr Park­plät­ze in der Stadt. Und die Dreh­kreu­ze in den Su­per­märk­ten wür­den ver­schwin­den. Auf den Bahn­hö­fen, be­son­ders in Lehnitz, wür­den die Auf­zü­ge stän­dig funk­tio­nie­ren. Der Bus der Li­nie 804 wür­de im 20-Mi­nu­ten-Takt fah­ren, die Geh­we­ge wä­ren im­mer ge­streut, und auf Pla­ka­ten und Aus­hän­gen gäbe es kei­ne klei­ne Schrift mehr.

Wie man merkt, hat­ten die Be­hin­der­ten ein gan­zes Pa­ket von An­re­gun­gen ge­schnürt, die sie mit Björn Lütt­mann, mit Hol­ger Dre­her, dem Be­hin­der­ten­be­auf­trag­ten der Stadt, mit Uta Ger­ber, Ge­schäfts­füh­re­rin der Le­bens­hil­fe und mit Chris­toph Lau, dem Lei­ter der Ca­ri­tas Werk­stät­ten, dis­ku­tier­ten. Ein The­ma je­doch lös­te bei al­len Be­trof­fen­heit aus. Ire­na Saen­ger aus dem St.?Johannesberg wünsch­te sich, „dass Men­schen mit Be­hin­de­rung we­ni­ger Ge­walt er­le­ben müs­sen.“ Co­rin­na Derasch, Vor­sit­zen­de des Werk­statt­ra­tes sag­te: „Ins­be­son­de­re bei se­xu­el­ler Ge­walt sind die Zah­len sehr hoch.“ Es gebe Stu­di­en, „die be­sa­gen, dass jede zwei­te Frau mit Be­hin­de­rung be­reits se­xu­el­le Grenz­ver­let­zun­gen oder Miss­brauchs­er­fah­run­gen ma­chen muss­te.“ Nicht sel­te­ner sei­en auch Män­ner da­von be­trof­fen. Auch ver­ba­le Ge­walt er­le­ben die Be­hin­der­ten häu­fig. „Du bist doch blöd, das kannst du so­wie­so nicht“, sind Sät­ze, die sie öf­ter hören.

Wir wis­sen, dass so et­was vor­kommt“, sag­te Uta Ger­ber. „Wir ste­hen be­reit, um Sie zu un­ter­stüt­zen. Kom­men Sie zu uns, zu ih­ren Be­treu­ern, weh­ren Sie sich.“

Hol­ger Dre­her konn­te ver­kün­den, dass in der Stadt­ver­wal­tung ge­ra­de dar­an ge­ar­bei­tet wird, das The­ma leich­te Spra­che um­zu­set­zen und Be­hör­den­brie­fe an­ders zu for­mu­lie­ren. Dre­her reg­te auch an, den Dis­coun­tern Auf­la­gen zu er­tei­len, um die Dreh­kreu­ze ab­zu­schaf­fen. Zum The­ma Park­plät­ze ver­wies er dar­auf, dass Be­hin­der­te mit ei­ner Son­der­ge­neh­mi­gung über­all kos­ten­los par­ken können.

Björn Lütt­mann, der sich über die Mit­ar­beit der Be­woh­ner sehr freu­te, wird The­men wie Ge­sprä­che mit der Bahn, Woh­nungs­bau und an­de­re An­re­gun­gen mit nach Pots­dam neh­men. Er reg­te auch an, der­ar­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen öf­ter durchzuführen. 

Mit Spaß und Stolz bei der Arbeit

Mit Spaß und Stolz bei der Arbeit

Mit Spaß und Stolz bei der Arbeit

Von An­drea Ka­thert | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

In der Ca­ri­tas-Werk­statt St Jo­han­nes­berg öff­ne­ten sich ges­tern alle Türen

Ora­ni­en­burg | “Un­se­re Ar­beit soll doch auch Spaß ma­chen”, lä­chelt Tho­mas Schnei­der. In der Holz­ver­ar­bei­tung des St. Jo­han­nes­berg hat er für sich das Rich­ti­ge ge­fun­den. Und gern zeigt er je­dem Be­su­cher, wo sein Ar­beits­platz ist. Auf dem Weg quer durch die Werk­statt zieht Tho­mas Schnei­der ein we­nig sein Bein nach. “Mei­ne gan­ze lin­ke Sei­te funk­tio­niert nicht so rich­tig”, er­zählt er. Aber das ist jetzt nicht wich­tig, jetzt er­klärt er lie­ber, was mit den Bret­tern und Leis­ten al­les pas­sie­ren muss, da­mit dar­aus ein Holz­rub­bel ent­steht. “Die bau­en wir für den Tou­ris­mus­ver­ein”, meint Schnei­der. “Ora­ni­en­bur­ger Fut­ter­kis­te” heißt das Projekt.

Tho­mas Schnei­der kann jede Ma­schi­ne in der Holz­werk­statt er­klä­ren. Die Frä­se, die Ho­bel­bank, die gro­ße Säge. “Ich gehe auch an alle Ma­schi­nen ran”, sagt er mit ge­wich­ti­ger Mie­ne. Tho­mas Schnei­der ist so et­was wie die rech­te Hand des Werk­statt­lei­ters. “So rich­tig schwe­re Sa­chen kann ich nicht ma­chen, aber das hier macht mir rich­tig Spaß”, meint Schnei­der und zeigt auf eine selbst­ge­bau­te Vor­rich­tung. “Das ha­ben wir uns sel­ber aus­ge­dacht.” Im Hand­um­dre­hen legt er die ein­zel­nen Tei­le in die Vor­rich­tung, je­des Brett, jede Leis­te sitzt mil­li­me­ter­ge­nau. Schließ­lich soll es nicht ewig dau­ern, bis eine Fut­ter­kis­te fer­tig ist. “Ja, da stau­nen manch­mal kern­ge­sun­de Leu­te, was wir so kön­nen.” Vie­le wür­den sich vor­stel­len, die in der Be­hin­der­ten­werk­statt, die sit­zen mit ver­schränk­ten Ar­men da und war­ten, bis der Tag rumgeht.

Tho­mas Schnei­der ist ei­ner der Be­schäf­tig­ten in der Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg, der re­la­tiv selbst­stän­dig ist. Je­den Tag kommt er aus Lie­ben­wal­de mit sei­nem ei­ge­nen Auto nach Ora­ni­en­burg. Bei der Fra­ge nach sei­nem Al­ter ver­dreht er die Au­gen. “49 bin ich, aber nor­ma­ler­wei­se sage ich im­mer 25”, schaut er ver­schmitzt. Seit zehn Jah­ren ist er ver­hei­ra­tet und hat ein Kind. Ge­lernt hat Tho­mas Schnei­der Elek­tro­mon­teur, sat­tel­te dann um zum Gärt­ner. Doch auf dem ers­ten Ar­beits­markt hat­te er mit sei­ner mo­to­ri­schen Be­ein­träch­ti­gung kei­ne Chan­ce. Vor drei­ein­halb Jah­ren kam er zum Jo­han­nes­berg. Ein Jahr lang war er zur Ar­beits­er­pro­bung in den Ab­tei­lun­gen un­ter­wegs, bis ge­nau der rich­ti­ge Job in der Holz­ver­ar­bei­tung für ihn ge­fun­den wurde.

Je­den Tag von Neu­ern kommt er gern in die Werk­statt. Da läuft der Tag ir­gend­wie im­mer fröh­lich ab. “Be­dau­ern hilft doch nicht, da sitzt man nur in der Ecke rum”, fin­det der 49-Jäh­ri­ge. Und am meis­ten spornt es ihn an, wenn sei­ne Kol­le­gen et­was von ihm wol­len. “Der Mike mit dem Roll­stuhl, der ist im­mer bei mir.” Und auch mit Ro­bert er gern zu­sam­men. Für die bei­den denkt er sich im­mer wie­der Ideen aus, da­mit die zwei auch Auf­ga­ben be­kom­men, die sie pa­cken kön­nen. Ei­gent­lich hät­te das schon ein biss­chen was mit Freund­schaft zu tun. “Die fra­gen mich auch mal was Pri­va­tes.” Ges­tern blieb aber für sol­che Ge­sprä­che kei­ne Zeit. Tho­mas Schnei­der hat­te nur zu tun, den vie­len Be­su­chern im St. Jo­han­nes­berg zu zei­gen, was al­les in der Werk­statt ent­steht: die Bie­nen­beu­ten, die Vo­gel­häus­chen mit der Fut­ter­do­sie­rung und die Kar­tof­fel­rub­bel für den Tou­ris­mus­ver­ein. Zum “Tag der of­fe­nen Tür” herrsch­te ges­tern in sämt­li­chen Werk­statt­ab­tei­lun­gen eine Men­ge Tru­bel. Freun­de der Ein­rich­tung, Be­kann­te und Ver­wand­te der Be­schäf­tig­ten und Ge­schäfts­kun­den der Werk­stät­ten drän­gel­ten sich durch die Gän­ge. In der Sieb­druck­ab­tei­lung be­ka­men alle Be­su­cher ein ex­tra an­ge­fer­tig­tes Ge­schenk­pa­pier über­reicht. Den För­der­be­reich steu­er­ten be­son­ders die jun­gen Be­su­cher an. Dort durf­ten sie nach Her­zens­lust Ker­zen zie­hen. Die Agen­tur “Fak­tor C” be­schrif­te­te mit mo­derns­ter La­ser­tech­nik Ku­gel­schrei­ber. Und im Ge­mein­schafts­raum war wie in je­dem Jahr ein Markt mit weih­nacht­li­chen Ge­schen­ken auf­ge­baut. Die Be­schäf­tig­ten in den Werk­statt­be­rei­chen hat­ten ges­tern je­den­falls viel zu er­zäh­len. Und wer den Tag ges­tern ver­passt hat, kann zum Au­gus­te-Markt vorm Schloss am zwei­ten Ad­vents­wo­chen­en­de die Stän­de der Ca­ri­tas besuchen.

Die Ca­ri­tas-Werk­statt in Oranienburg

Die Ca­ri­tas-Werk­statt in Ora­ni­en­burg ist ein mo­der­nes Fer­ti­gungs- und Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men und er­hält Auf­trä­ge von Pri­vat­per­so­nen, Hand­werks­be­trie­ben und In­dus­trie­un­ter­neh­men wie Orafol.

Im St. jo­han­nes­berg sind 420 Men­schen mit Be­hin­de­run­gen be­schäf­tigt. 340 von ih­nen ar­bei­ten in den ver­schie­de­nen Pro­duk­ti­ons­ab­tei­lun­gen, 26 im För­der­be­reich und 55 in der Be­rufs­bil­dung. Wei­te­re Un­ter­neh­mens­tei­le: die Agen­tur “Fak­tor C” und Cantina.

Vor ei­nem Jahr wur­de die Ab­tei­lung Holz­ver­ar­bei­tung auf­ge­baut. ln­zwi­schen sind 80 Bie­nen­beu­ten für Im­ker in der Um­ge­bung ge­fer­tigt wor­den. Der neu­es­te Auf­trag ist ein Holz­rub­bel (ähn­lich ei­ner Kie­pe) für die Ora­ni­en­bur­ger Fut­ter­kis­te, ein Prä­sent­korb mit re­gio­na­len Pro­duk­ten des Tourismusvereins.

Mehr als nur Pausenfüller

Mehr als nur Pausenfüller

Mehr als nur Pausenfüller

Von Ste­fan Zwahr | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Fuß­ball Ein­la­ge­spiel zwi­schen Be­hin­der­ten­teams be­geis­tert fast tau­send Zu­schau­er in der MBS-Arena

Ora­ni­en­burg | Es war die schöns­te Sze­ne des Ober­ha­vel-Mas­ters: Im Ein­la­ge­spiel zwi­schen zwei Be­hin­der­ten­teams dreh­te Per­cy Schulz kurz vor Ab­lauf der zehn­mi­nü­ti­gen Spiel­zeit ju­belnd ab.

Kurz zu­vor hat­te er für die Le­bens­hil­fe Ober­ha­vel ein Tor er­zielt. Es war der An­schluss­tref­fer zum 1:7. Der Spiel­stand war dem Ki­cker egal. Schulz ließ sei­ner Freu­de frei­en Lauf, mach­te Luft­sprün­ge und ju­bel­te, als hät­te er mit sei­nem Team ge­ra­de ei­nen ganz gro­ßen Sieg ein­ge­fah­ren. Die Zu­schau­er in der aus­ver­kauf­ten MBS-Are­na, wo sich spä­ter im Haupt­act des Ta­ges der Lan­des­li­gist Forst Borgs­dorf ver­dien­ter­ma­ßen den Tur­nier­sieg si­cher­te, gin­gen be­geis­tert mit.

Auch Jens Schmidt ge­hör­te dem Ver­lie­rer­team an, fühl­te sich aber nach der Par­tie wie ein Sie­ger. Wo­chen­lang hat­te er sei­nem gro­ßen Auf­tritt ent­ge­gen­ge­fie­bert. Vor so ei­ner Ku­lis­se zu spie­len; sei ein­fach toll. „Wir spie­len eher sel­ten in so ei­nem Rah­men“, be­merk­te Rene Schell, Be­treu­er der sieg­rei­chen Ca­ri­tas-Werk­stät­ten. Knapp ein dut­zend Spie­ler hat er un­ter sei­nen Fit­ti­chen. Die vor­nehm­lich geis­tig be­hin­der­ten Fuß­bal­ler sind seit ei­ni­gen Wo­chen un­ter dem Dach des FSV Forst Borgs­dorf zu Hau­se und wer­den ein­mal in der Wo­che trai­niert. „Sie le­ben für den Fuß­ball. Das macht ih­nen Spaß“, be­tont Schell.

Vom kla­ren Sieg sei­ner Schütz­lin­ge, die in der Lan­des­li­ga um Punk­te spie­len (die Spiel­ta­ge wer­den mit sechs Teams in Tur­nier­form aus­ge­tra­gen), zeig­te er sich über­rascht. Ganz zu­frie­den war er rotz der se­hens­wer­ten Dar­bie­tun­gen nicht. „Wir hät­ten ein biss­chen mehr spie­len kön­nen. Das Po­ten­zi­al ist da.“

Dies be­wies ge­ra­de Tho­mas Stolt ein­drucks­voll. Ihm ge­lan­gen für die Ca­ri­tas vier Tore. Eben­falls er­folg­reich wa­ren Den­nis Rös­ner (2) und An­dre­as Stolt. Sei­ne Fä­hig­kei­ten er­lang­te der tech­nisch be­schla­ge­ne Match­win­ner nicht erst beim re­gel­mä­ßi­gen Trai­ning mit sei­nen Ar­beits­kol­le­gen (das Team setz­te sich aus Mit­ar­bei­tern von „FaktorC” zu­sam­men). „Ich habe fünf Jah­re für die SG Veh­le­fanz ge­spielt“, be­rich­te­te Stolt. Vor drei Jah­ren zog er nach Hen­nigs­dorf um und spielt seit­her nicht mehr im Ver­ein. Lust hät­te er schon dar­auf. Bis da­hin ge­nießt er Auf­trit­te wie in der MBS-Are­na. „Es macht Bock, vor ei­ner Ku­lis­se zu spielen.”

Schon in elf Ta­gen ha­ben die Be­hin­der­ten ih­ren nächs­ten gro­ßen Auf­tritt. An glei­cher Stel­le fin­det dann das Bran­den­burg­li­ga-Mas­ters statt. Das Ein­la­ge­spiel be­strei­ten dann er­neut Ca­ri­tas und Le­bens­hil­fe. Schö­ne Sze­nen sind also wie­der garantiert.

Ein­la­ge­spiel beim Ober­ha­vel-Hal­len­mas­ters Ca­ri­tas-Werk­stät­ten – Le­bens­hil­fe Ora­ni­en­burg
7:1. Tore: 1 :0 Th. Stolt (2.), 2:0 Rös­ner (7.), 3:0 Th. Stolt (7 .), 4:0 Rös­ner (8.), 5:0, 6:0 Th. Stolt (9., 9.), 7:0 A. Stolt (11.), 7:1 P. Schulz (12.).
Ca­ri­tas: Mi­cha­el Ki­bel­les – Den­nis Rös­ner, Tho­mas Stolt, Maik Klein, Ste­fan Stolt, Ke­vin Stu­de­mund, Sebas­tian Heß, Ron­ny Her­mann, An­dre­as Stolt, Pa­trick Köh­ler, Flo­ri­an Finner
Le­bens­hil­fe: No­bert Knap­pe – Per­cy Schulz, Ka­ro­la Schar­lib­be, Ben­ja­min Bruch­mann, Jens Schmidt, Ste­fan Cicholski

Je­der, wie er kann

Je­der, wie er kann

Je­der, wie er kann

Von Mar­co Paet­zel | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Be­hin­der­ten­werk­statt St. Jo­han­nes­berg stell­te sich vor / Rund 400 Beschäftigte

Ora­ni­en­burg |Die Jung­frau Ma­ria nimmt Ge­stalt an. Ja­nine Ruh­now be­malt Hän­de, Haa­re, Ge­wand. Darm föhnt sie die Far­be tro­cken. Die 31-Jäh­ri­ge setzt im­mer wie­der ab, hält inne. Im­mer­hin soll die Ma­ria­fi­gur aus Papp­ma­schee dem­nächst auf dem Weih­nachts­markt am Schloss­platz ste­hen. Für Ja­ni­ne Ruh­now ist das et­was ganz Gro­ßes. Non­na­l­er­wei­se stellt die jun­ge Frau, eine von rund 400 Be­schäf­tig­ten der Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg Mus­ter­ka­ta­lo­ge oder Farb­fä­cher her.

Doch ges­tern war al­les an­ders. Die Behindenenwerk­statt stell­te sich beim Tag der of­fe­nen Tür vor. Be­rei­che wie die Me­tall­ver­ar­bei­tung, die Wä­sche­rei oder die Holz­werkstatt hat­ten ge­öff­net. Und die Gän­ge wa­ren vol­ler Be­su­cher. Über man­geln­de Auf­trä­ge kann sich die Werk­statt nicht be­schwe­ren, sagt Let­ter Chris­toph Lau .“Mit vie­len Un­ter­neh­men in der Re­gi­on ko­o­pie­ren wir lang­fris­tig, das ist ein Glücks­fall für uns.

Mehr als 50 Be­schäftigte bearbei­ten Auf­trä­ge für Ora­fol, auch Unter­nehmen wie Bom­bar­dier, BKP Ber­o­li­na oder die JVA Wul­kow ko­ope­re­ren mit der Werk­statt. Ein Zweig, , ist das Ca­te­ring­ser­vice “Can­ti­na”. Rund 700 Por­tio­nen ko­chen die Mit­ar­bei­ter täg­lich, ge­lie­fert wird das Es­sen un­ter an­derem an zwei Or­an­len­bur­ger Ki­tas. Zu­dem kom­men täg­lich rund 150 Gäs­te in eile Can­ti­na-Stel­le Am Heide­ring. Die Be­schäf­tig­ten sind voll da bei, sagt Chn­stoph Lau. “Je­der wird nach sei­nen In­ter­es­sen und Möglich­keiten eingesetzt.”

Vie­le sei­ner Schütz­lin­ge hät­ten das Po­ten­zi­al für den ers­ten Ar­belts­markt. Ab Juli 2014 darf die Werk­statt Bei­köche aus­bil­den, der Ab­schluss wird über­all aner­kannt. “Die Vi­si­on ist dass ei­nige un­se­rer Leu­te es in den ers­ten Ar­beits­markt schaf­fen”, sagt Lau. Es sei auch denk­bar, dass in Me­tall- oder Holz­ver­ar­bei­tung aus­ge­bil­det wer­de. Das nö­ti­ge Perso­nal und die Ma­schi­nen gebe es in der Werkstatt.

Ober­ha­vels Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Uwe Fei­ler (CDU) be­sich­tig­te die Werk­statt zum zwei­ten Mal. Er fin­det gut, dass dem­nächst für den ers­ten Ar­beits­markt ausge­bildet wird. “In vie­len Betrie­ben gibt es Be­darf für eln­fa­che­re Tä­tig­kei­ten”, so Feiler.

Bie­nen­käs­ten aus der Werkstatt

  • Seit 1991 gibt es die Behln· der­ten­wertcstalt der Ca­ri­tas in der Ber­li­ner Straße.
  • In Ar­beits­be­rei­chen wie der Me­tall­ver­ar­bei­tung. Werbe­mlttelfertlgung. Wä­sche­rei oder Mon­ta­ge wer­den die Be­schäf­tig­ten nach Ih­ren Fä­hig­kei­ten eln­ge­se­trt. Grup­pen­lei­ter be­treu­en sie. 
  • Kun­den der Werk­statt sind Pri­vat­per­so­nen, Handwerksbe­triebe und ln­dust­fie­un­te­meh­men aus der Region.
  • Zum Ver­kau­fuch­lag wer­den Bie­nen­käs­ten für Im­ker, so­ge­nann­te Beu­ten. Sie wur­den zu­letzt schon bis nach Bre­men oder Ba­den-Würt­te­m­­berg verkauft. 
Zu­wachs bei den Borgsdorfern

Zu­wachs bei den Borgsdorfern

Zu­wachs bei den Borgsdorfern

Von sb | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

Ver­ein­sport: Be­hin­der­ten-Ab­tei­lung um zwei Fuß­ball­teams reicher 

Borgs­dorf | Der FSV Forst Borgs­dorf ist schlag­ar­tig um 20 Mit­glie­der ge­wach­sen; ge­nau­er ge­sagt die Be­hin­der­ten­sport-Ab­tei­lung. Die vor­nehm­lich geis­tig be­hin­der­ten Fuß­bal­ler der Ca­ri­tas-Werk­statt Ora­ni­en­burg und der Nord­bahn-Li­ons Schön­fließ sind jetzt un­ter dem Dach des FSV Forst Borgs­dorf zu Hau­se. Bei­de Ein­rich­tun­gen hat­ten das­sel­be Pro­blem. “Der Be­hin­der­ten­sport­ver­band for­der­te, dass wir ei­nen Ver­ein grün­den oder uns ei­nem Ver­ein an­schlie­ßen müs­sen, wenn wir wei­ter in der Lan­des­li­ga Fuß­ball spie­len wol­len”, sag­te Cle­mens Berg­mann von der Ca­ri­tas-Werk­statt. Bei den Nord­bahn-Li­ons ist es das Glei­che – nur spie­len sie in der Lan­des­klas­se. “Un­ser Team gibt es seit 2011. Es ist ein be­glei­ten­des An­ge­bot in der Werk­statt. Wir ha­ben zehn Spie­ler im re­gel­mä­ßi­gen Trai­ning”, sagt Tho­mas Eich­mann von der Nordbahn-Werkstatt.

Mit dem Ein­tritt beim FSV Forst Borgs­dorf sind die Rah­men­be­din­gun­gen ge­schaf­fen, um an den Liga·Turnieren teil­neh­men zu kön­nen. Die Er­leich­te­rung bei den Werk­statt-Mit­ar­bei­tern ist un­über­seh­bar. “Die Be­geis­te­rung bei den Fuß­bal­lern ist sehr groß. Sie ha­ben gro­ßen Spaß am Spie­len”, sagt Rene Schell (Ca­ri­tas). Wä­ren die Ki­cker nicht beim FSV Forst Borgs­dorf un­ter­ge­kom­men, hät­te ih­nen das Tur­nier­aus ge­droht. Made­lei­ne Köpp­ke (Nord­bahn): “Es gibt weit und breit kaum ei­nen an­de­ren Sport­ver­ein mit Be­hin­der­ten­ab­tei­lung. “Aber der Borgs­dor­fer Ver­eins-Chef Man­fred Hick und Be­hin­der­ten­sport-Ab­tei­lungs­lei­ter Tho­mas Schmidt machten’s mög­lich. Schmidt: “Der Kon­takt ent­stand per E‑Mail. Dann ha­ben wir uns ge­trof­fen und al­les ge­klärt.” Jetzt kann ge­spielt wer­den, wenn die Be­hin­der­ten­teams auf die Sport­plät­ze kom­men. Das ist nicht so ein­fach, im­mer ei­nen Spiel­ort und Ter­min zu fin­den, zu dem alle an­rei­sen können.

“Ich freue mich, wenn er ge­lacht hat”

Ich freue mich, wenn er ge­lacht hat”

Ich freue mich, wenn er ge­lacht hat”

Von Frau­ke Her­weg | Mär­ki­sche All­ge­mei­ne Zeitung

So­zia­le Be­ru­fe: Diet­lind Bey­er ar­bei­tet als Hei­ler­zie­hungs­pfle­ge­rin in der Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg / Lan­ge So­zia­le Nacht am Freitag

Ora­ni­en­burg | Diet­lind Bey­er ist er­käl­tet. Zur Ar­beit ist sie den­noch ge­kom­men – mit ei­nem bun­ten Tuch um den Hals. Die Grup­pe von schwerst- und schwerst­mehr­fach be­hin­der­ten Frau­en und Män­nern, die Bey­er im För­der­be­reich der Ca­ri­tas-Werk­statt St. Jo­han­nes­berg be­treut, ist meist still. Bey­er re­det da­für umso mehr. “Ei­gent­lich den gan­zen Tag”, sagt sie la­chend. Sie mun­tert auf, trös­tet, er­mahnt, ist stän­dig in Aktion.

Bey­er ist Hei­ler­zie­hungs­pfle­ge­rin. “Mein Traum­be­ruf”, wie sie sagt. Die 46-Jäh­ri­ge be­treut schwerst- und schwerst­mehr­fach Be­hin­der­te, die klei­ne­re Ar­bei­ten im Werk­statt­be­trieb über­neh­men die Frau­en und Män­ner, die in der Kleinst­grup­pe Boh­rer­roh­lin­ge sor­tie­ren oder Farb­strei­fen aus ei­nem vor­ge­stanz­ten Pa­pier drü­cken, kön­nen sich nur we­nig kon­zen­trie­ren und las­sen sich leicht ab­len­ken. Bey­er muss im­mer wie­der mo­ti­vie­ren, mit­un­ter sanft die Hand führen. 

Was zählt, ist nicht die Men­ge der Boh­rer, die um Ende ei­nes Ar­beits­ta­ges, vor­sor­tiert ist. Bey­er ver­sucht Men­schen in ih­rem in­di­vi­du­el­len Kön­nen zu för­dern. Eine blin­de Frau fä­delt Per­len auf, ein jun­ger Mann sor­tiert Puz­zle­tei­le – je­der soll Din­ge ma­chen kön­nen, die ihm lie­gen und die ihn in sei­nem Selbst­wert­ge­fühl stär­ken. Im bes­ten Fall ar­bei­tet ei­ner von Bey­ers Grup­pen­teil­neh­mem spä­ter im Haupt­be­trieb der Werk­statt. Doch das ist längst nicht im­mer mög­lich. Der jun­ge Mann sor­tiert im Zeit­lu­pen­tem­po, im­mer wie­der scheint er in sich zu ver­sin­ken. Bey­er braucht ei­nen lan­gen Atem “Ich freue mich, wenn er ge­lacht hat.”

Wer Bey­er in dem bunt de­ko­rier­ten Grup­pen­raum be­ob­ach­tet, spürt. dass sie ihre Ar­beit mag. Ihre An­wei­sun­gen sind kurz und un­miss­ver­ständ­lich – lan­ge Sät­ze, das weiß sie aus Er­fah­rung, wer­den leicht über­hört. “Wir ar­bei­ten sehr nah am Men­schen”, sagt sie. “Man muss eine höhe kör­per­li­che Nähe und eine hohe emo­tio­na­le Nähe aus­hal­ten können.”

Das ist nicht im­mer ein­fach. Bey­er be­glei­tet ihre Grup­pen­mit­glie­der auch durch den Ar­beits­all­tags – zum Es­sen, auf die Toi­let­te, zu Ent­span­nungs­übun­gen. Es kann sein, dass sich ei­ner er­bricht oder auf der Toi­let­te et­was da­ne­ben­geht. “Man darf nicht zim­per­lich sein”, sagt Bey­er schlicht. Al­les eine Fra­ge der Routine.

Hei­ler­zie­hungs­pfle­ge­rin – das ist der Be­ruf, den Bey­er schon im­mer ha­ben woll­te. “Ich könn­te mir nichts an­de­res vor­stel­len”, sagt sie. Bey­ers Mut­ter war Ka­te­che­tin. Schon früh be­glei­te­te Bey­er sie in Be­hin­der­ten­hei­me und in Fe­ri­en­la­ger. Die Ora­ni­en­bur­ge­rin wür­de sich wün­schen, dass heu­ti­ge Schü­ler mehr Kon­takt mit Be­hin­der­ten ha­ben und mehr über die Ar­beit mit ih­nen wissen.

Gute Hei­ler­zie­hungs­pfle­ger zu fin­den, sei schwie­rig, sagt auch Werk­statt­lei­ter Chris­toph Lau, Ge­ra­de Män­ner feh­len. Da­bei wür­de Lau durch­aus ger­ne mal eine Stel­le mit ei­nem Mann be­set­zen. Die Ar­beit ist auch phy­sisch an­spruchs­voll. Der­zeit al­ler­dings ist das Hei­ler­zie­her­pfle­ger­team der Werk­statt rein weiblich.

Der Ta­ges­ab­lauf in der Werk­statt ist klar struk­tu­riert. “Je­den Tag die glei­che Spur”, sagt Bey­er. “Man muss sehr zu­ver­läs­sig und pünkt­lich sein.” Lang­wei­lig wird Bey­er die ver­meint­li­che Wie­der­ho­lung den­noch nie. “Je­der Tag ist ein Aben­teu­er”, sagt sie.

Ei­ner der Män­ner aus Bey­ers Grup­pe ar­bei­tet im För­der­be­reich der Werk­statt schon so lan­ge wie Bey­er – mehr als 20 Jah­re. “Man kennt sich in- und aus­wen­dig”, sagt sie la­chend. Die Grup­pe ist wie eine zwei­te Fa­mi­lie. Der Mitt­drei­ßi­ger ist längst ein Pro­fi im Werk­statt­all­tag, zieht sich al­lei­ne an, isst al­lein, Bey­er freut sich über so viel Selbst­stän­dig­keit. Ein Er­folg, fin­det sie. Manch­mal är­gert sie sich, wenn an­de­re den­ken, ihre Grup­pe wäre eine blo­ße Bas­tel­run­de. “Das hier”, sagt sie en­er­gisch, “ist Arbeit”.